Trainer Marcel Hägermann telephonierte sich mal wieder die Finger wund. Bis zum Anpfiff der mit 26:35 (12:18) verlorenen Begegnung bei der HSG Verden-Aller Partie in der Handball-Landesliga Nord der Männer hatte sich die Zahl der kurzfristigen Ausfälle auf fünf Spieler summiert – die Corona-Lotterie und anderweitige Gründe ließen grüßen.
Da Marcel Hägermann am Spieltag keinen Ersatz fand, bat er Jochen Feldermann, Coach der dritten Vertretung, sich hauptverantwortlich auf die Bank zu setzen. „Damit ich mich auf meinen Einsatz auf dem Feld konzentrieren kann“, gab Hägermann zu verstehen. Das verhalf ihm als Rechtsaußen immerhin zu zwei Toren. B-Lizenz-Inhaber Jochen Feldermann ging auch noch einmal seine eigene Telefonliste durch.
Und Feldermann konnte Alexander Rotenberg aus seinem Bremenliga-Team für einen Einsatz begeistern. Der schnappte sich die Sporttasche und netzte viermal von der Linksaußenposition ein. „Es ist gar nicht aufgefallen, dass Alex normalerweise zwei Ligen tiefer spielt", lobte Hägermann die Blitz-Aushilfe, „er hat in Angriff und Abwehr keine Fehler gemacht.“
Das waren aber auch schon die einzigen guten Nachrichten bei den gelb-blauen Akteuren im Gastspiel beim Vorletzten. „Es war eine blöde Niederlage, auch wenn das Spiel nicht auf der Liste meiner einkalkulierten Siege stand", gab Hägermann zu Protokoll. Er fand, dass sich seine Mannschaft besser hätte verkaufen können, zumal sie mit dem 6:4 von Julius Schiewe (10.) und dem 7:6 von Igor Hergert (13.) gut ins Match gestartet war. Hergert war mit neun Toren der beste Werfer des SVGO, seine Leistungsausschläge nach oben und unten waren jedoch genauso hoch wie beim Dax in den vergangenen Wochen an der Börse.
„Igor hat sich gegenüber dem vorangegangenen Auftritt gegen Beckdorf gesteigert“, stellte Marcel Hägermann fest. Da hatte der Linkshänder aus dem Feld aber auch eine unterirdische Wurfquote aufgewiesen.
Stück für Stück wendete sich das Blatt. Der spielende SVGO-Trainer führte es darauf zurück, dass es seinem Team nach einem Corona-Ausbruch zwei Wochen am gemeinsamen Training mangelte. „Unsere Spielzüge haben nicht geklappt und wir haben nicht als Einheit auf dem Feld gestanden", bemängelte er. So war es nach dem 11:12-Unterzahltreffer von Niklas Kowalzik um die Gäste geschehen: Sie fielen bis zum Seitenwechsel auf 12:18 zurück und wurden im gesamten zweiten Durchgang für die Niedersachsen nicht mehr zur Gefahr.
Mitte der zweiten Hälfte lagen die Hausherren sogar schon mit zehn Toren vorne (29:19), ehe diese einen Gang herunter schalteten. „Wir hatten in der Abwehr überhaupt keinen Plan und standen dort des Öfteren im Kreis", begründete Marcel Hägermann die acht Strafwürfe gegen sein Team, von denen sieben direkt und einer per Nachwurf ins gelb-blaue Netz geflogen waren.
Der SVGO rutscht mit 8:10 Punkten auf Platz sieben ab, die auf einem Abstiegsplatz rangierende HSG Stuhr (6:18) steht aber nur zwei Pluspunkte schlechter da – bei drei mehr ausgetragenen Spielen. Die Allerstädter (7:15) rücken dem SVGO bis auf einen Punkt auf die Pelle – nach der 26:30-Hinspielniederlage geht der wichtige direkte Vergleich im Falle einer Punktgleichheit an sie.