Im Stadtteilbüro des Vereins Gröpelingen Marketing an der Lindenhofstraße 30 wird seit einiger Zeit umgeräumt. Denn der Pop-up-Store der „Sozialen Manufakturen“ mit handgemachten und fair produzierten Produkten aus Gröpelingen, der dort Ende Februar eröffnet wurde, ist mittlerweile wieder Geschichte – das 2019 gestartete inklusive Projekt zur gesellschaftlichen Teilhabe benachteiligter Menschen, das vom Wirtschaftsressort mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wurde, ist beendet.
Das Projekt ist eine Erfolgsgeschichte: Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind durch intensive Schulungen und vor allem durch ihre Verkaufstätigkeit auf verschiedenen Wochenmärkten und später dann im Shop über sich hinausgewachsen – manche überwanden dabei ihre Schüchternheit, andere ihre Angst vor dem Umgang mit der Kasse und der Herausgabe von Wechselgeld. Auf diese Weise haben sich auch ihre Chancen auf einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt deutlich verbessert. „Ein Ziel des Projekts war es auch, Vorurteile abzubauen. Und das hat wunderbar geklappt“, sagt Sarah Louërat, die das Projekt geleitet hat.
Lange war nach Möglichkeiten gesucht worden, die Sozialen Manufakturen auch nach Auslaufen der Fördermittel weiterzuführen, sagt Stadtteilmanager Emre Altinöz: „Wir waren in einer Art Schwebezustand, ein klares Nein gab es nicht. Aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Teilnehmenden, für die das monatelange Warten sehr anstrengend und deprimierend war.“ Aus diesem Grund habe man schließlich mit dem Ressort verabredet, das Projekt nach fünf Jahren zu beenden und damit klare Verhältnisse zu schaffen. Das Ende der Sozialen Manufakturen sei „insgesamt traurig“ für das Team gewesen, sagt Altinöz. Aber: Bis auf eine Kraft haben die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Verkaufsteam mittlerweile neue Jobs; sie arbeiten nun unter anderem in den Martinshof-Läden beim Flughafen und in der Innenstadt und beim Blaumeier-Atelier.

Verschiedene Produkte made in Gröpelingen erinnern noch an den mittlerweile geschlossenen Pop-up-Store der Sozialen Manufaktoren im Stadtteilbüro vom Gröpelingen Marketing.
Und auch beim Gröpelingen Marketing schaut das Team nach vorne und konzentriert sich mit voller Kraft auf ein neues Projekt, das aus den Sozialen Manufakturen hervorgegangen ist: Seit einiger Zeit sind Louërat und Altibnöz dabei, ein neues Fachnetzwerk aufzubauen. Dort können sich Inklusionsbetriebe und Institutionen aus Bremen miteinander vernetzen, die sich spezifisch mit der Förderung von Inklusion in der Arbeitswelt befassen.
Inklusiveres Arbeitsumfeld
Die Geburtsstunde dieses Netzwerkes war das Festival „Glücklich inklusiv“, zu dem der Verein vor ziemlich genau einem Jahr – am 30. Juni 2023 – auf den Bibliotheksplatz eingeladen hatte. „Leider hatten wir wenig Publikum. Aber es waren viele Projekte und Betriebe dabei und es gab eine große Resonanz und auch die Lust, sich weiter zu treffen“, erzählt Louërat. Danach kam es zu weiteren Treffen mit einem "sehr netten kollegialen Austausch.“
So entstand ein Stammtisch, an dem sich Inklusionsbetriebe, Vereine und Einrichtungen treffen, um voneinander zu lernen, Kooperationen zu starten und Ideen zu teilen, wie in Bremen ein inklusiveres Arbeitsumfeld entstehen kann. Daraus ist nun das eigenständige Projekt „Glücklich Inklusiv“ geworden, für das es seit Juli auch eine finanzielle Förderung über das Programm “Lokales Kapital für soziale Zwecke” (LOS) gibt. Dieses Programm unterstützt niedrigschwellige Kleinstvorhaben in Bremer Quartieren. „Unser Ziel: Wir wollen mehr inklusive Arbeitsplätze in Bremen“, so Altinöz. Um Arbeitgeber darüber zu informieren, was zum Beispiel bei der Einstellung von Menschen mit Behinderungen zu beachten ist, wo es finanzielle Unterstützung gibt oder welche Rechte und Pflichten damit für die Unternehmen verbunden sind, planen Altinöz und Louërat für April eine größere Veranstaltung.
Nicht mehr nur Ergänzung
Auch ihnen selbst sei durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema inklusive Arbeitswelt einiges ins Rollen gekommen, erzählt Altinöz: „Wir haben auch als Verein gemerkt, dass wir als Stadtteilmarketing inklusiver denken müssen.“ So würden inklusive Aspekte häufig erst im zweiten Schritt als Ergänzung zur fertig geplanten Infrastruktur oder zum fertigen Programm hinzugenommen, anstatt direkt von vorneherein mitgedacht zu werden. Als Beispiel nennt Altinöz das Glücklich-inklusiv-Festival, bei dem es neben der Treppe zur Bühne auch eine Rampe für Menschen mit Rollstühlen oder Rollatoren gab: „Über Rampen können Menschen aber auch laufen – und dann ist auch eine ganz andere Energie da. Man kann also von vorneherein eine Rampe anstelle einer Treppe einplanen.“
Sehr gut angekommen sei auch der Auftritt der Martinsclub-Band „Clubrock“ beim Stadtteilfest „Gröpelinger Sommer“, der sich quasi aus ihrem Gig beim Glücklich-inklusiv-Festival einen Tag zuvor ergeben hatte. Altinöz: „Wir versuchen sowas jetzt insgesamt ganzheitlicher zu machen. Warum zum Beispiel bei Veranstaltungen nicht von vorneherein inklusiv denken und direkt breitere Dixi-Klos bestellen, die von allen benutzt werden können?!“