1,27 Millionen Euro standen in diesem Jahr für die offene Jugendarbeit (Oja) in Gröpelingen zur Verfügung. „Das ist eine ganze Menge, Gröpelingen ist mit Abstand der Stadtteil mit dem höchsten Budget“, sagt Lars Hannig vom Referat Junge Menschen im Sozialzentrum Walle / Gröpelingen. Aufgrund verschiedener Umstände sei in diesem Jahr allerdings etwas eingetreten, was nur sehr selten vorkomme: Rund 31.630 Euro aus dem Topf gingen zurück an das Haus von Finanzsenator Dietmar Strehl. „Das passiert nicht oft. Aber auch im Zusammenhang mit Corona konnten in diesem Jahr nicht alle Projekte durchgeführt werden“, erklärt Hannig diesen Umstand.
Für das Jahr 2023 ist ihm zufolge das Budget für Gröpelingen sogar noch um 50.500 Euro auf 1,32 Millionen Euro erhöht worden. Allerdings seien auch mehr Anträge eingereicht worden als im laufenden Jahr. Aus diesem Grund werde das Budget trotz der Erhöhung nicht für alle Antragsteller reichen. Die Differenz zwischen Mitteln und beantragten Geldern beträgt Hannig zufolge rund 31.000 Euro: „Der Controllingausschuss musste damit einen Umgang finden.“
Anderes Ressort zuständig
Schön sei dies nicht, letztlich habe sich das Gremium aber dazu entschieden, die Mittel für das Spielhaus Wilder Westen „nicht mehr im vollen Umfang zu finanzieren“, so Hannig. Der Gedanke dahinter: Oja-Mittel sollen vorrangig an Einrichtungen verteilt werden, deren Angebote sich insbesondere an Jugendliche – und nicht an Kinder – richten. „In guten Jahren können wir uns erlauben, dieses Kriterium sehr wohlwollend anzugehen“, so Hannig. Grundsätzlich sei für jüngere Kinder aus Sicht seines Hauses aber das Ressort Kinder und Bildung zuständig.
Die offene Betreuung im Spielhaus an der Stuhmer Straße – immer montags bis freitags von 13 bis 18 Uhr – wird überwiegend von jüngeren Kindern aus den umliegenden Mehrfamilienhäusern wahrgenommen. Der Fortbestand dieses Angebots sei nun ab dem 1. Januar „sehr stark gefährdet“, sagt Spielhaus-Leiterin Claudia Toensing: „Dies ist die derzeitige Lage. Gleichwohl bemühen wir uns um politische Unterstützung und werden Anträge an mögliche andere Zuwendungsgeber und -geberinnen stellen, damit die Angebote des Spielhauses Wilder Westen erhalten werden können.“
Es gebe in Gröpelingen einen großen Bedarf an offenen Angeboten für Kinder, unterstreicht Toensing außerdem: „Dieser Bedarf wird sowohl von Fachleuten als auch von der Politik gesehen. Vor diesem Hintergrund konnten die Angebote des Spielhauses seit 2004 durchgeführt werden; seit 2018 zeichnete sich allerdings ab, dass die Fördermittel über Oja mittelfristig nicht ausreichen werden. Aus diesem Grund wurde unter anderem in der Koalitionsvereinbarung die Förderung der offenen Arbeit mit Kindern verabredet.“
Der Großteil der Oja-Mittel – 1,2 Millionen Euro und damit 100.000 Euro mehr als im Vorjahr – wird 2023 Hannig zufolge in die vier institutionell geförderten Projekte im Stadtteil fließen. Das sind die beiden Freizis Gröpelingen und Oslebshausen, die Ohlenhof-Farm und das Mädchenzentrum.
Neben je zwei Vertreterinnen der freien Träger und des Sozialzentrums gehören die beiden Gröpelinger Beiratsmitglieder Norbert Holzapfel (CDU) und Senihad Sator (SPD) dem Controllingausschuss (CA) an, der alljährlich über die Vergabe der städtischen Fördermittel an Einrichtungen, Vereine, Initiativen und Projekte entscheidet. „Es hat sich schon vor einem Jahr abgezeichnet, dass wir einen Mangel verwalten werden“, sagt Sator, der bereits im Dezember 2021 insbesondere auch vor steigenden Personalkosten und Energiepreisen gewarnt hatte.
Denn die Einrichtungen müssen mit den ihnen zugewiesenen Mitteln nicht nur pädagogische Fachkräfte, sondern auch die Unterhaltungskosten ihrer Häuser finanzieren. Gerade erst habe ein Dienstleister mitgeteilt, dass er seine Rechnung um 850 Euro erhöhen müsse, sagt Sabine Toben-Bergmann vom Freizi Oslebshausen: „Das ist in unserem Antrag gar nicht mit drin.“ Auch die Energiekosten habe das Team nicht wirklich einkalkulieren können: „Welche Größe sollen wir da denn nehmen? Die SWB spricht von 20 Prozent mehr, die Gewoba von 100 Prozent.“
Wunsch nach anderem System
Lutz Liffers (Grüne) formuliert angesichts dieser Schilderungen eine grundsätzliche Kritik: „Der Unterhalt für das Haus, Kosten für die Putzfrau oder Teuerungsraten – all diese Dinge sollten eigentlich nicht aus diesem Topf bezahlt werden. Das ist eine kommunale Aufgabe.“ Auch Senihad Sator (SPD) missfällt der „Trend zu immer mehr Privatisierung der Einrichtungen und damit das Abschieben von Verantwortung in die Stadtteile – dieses System würde ich mir anders wünschen.“
Nun können die Bescheide über die bewilligten Mittel an die Einrichtungen verschickt werde: Der Gröpelinger Beirat hat jetzt der vom CA vorgeschlagenen Mittelvergabe zugestimmt – bei einer Enthaltung. „Ich habe da tatsächlich etwas Bauchschmerzen. Es wäre blöd, wenn wir dem Spielhaus jetzt das Geld geben und es dann im Endeffekt aber gar nicht verwendet wird“, begründete Dieter Steinfeld (Grüne), weshalb er sich bei der Abstimmung enthalten hat.