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Kampf gegen Müll Bloß nicht nachlassen!

Seit mehr als einem Jahr kämpfen vier Bremer Wohnungsunternehmen gemeinsam gegen den Müll im Ohlenhof-Quartier.
08.07.2022, 08:00 Uhr
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Bloß nicht nachlassen!
Von Anne Gerling

Seit nunmehr 21 Jahren arbeitet Ulrike Pala im Ortsamt West. „Als ich dort anfing, war Müll mal mehr, mal weniger ein Thema. In den letzten Jahren ist es eher mehr geworden“, sagt sie. „Wir haben das jeweils an die zuständigen Stellen weitergegeben.“ Vor diesem Hintergrund begrüßt die Ortsamtsleiterin ausdrücklich die Initiative „Sauberer Ohlenhof“, die die vier Wohnungsunternehmen Brebau, Gewoba, Espabau und Vonovia im April 2021 auf den Weg gebracht haben. „Das ist ein ganz tolles Projekt. Es wäre schön, wenn man irgendwann sagen könnte: Jetzt reicht es.“ Der Gröpelinger Beirat habe sich für den Quartier-Service eingesetzt, als dessen Finanzierung vor einiger Zeit auf der Kippe stand, sagt Pala außerdem: „Wir sind froh, dass wir ihn haben.“

Denn seit mehr als einem Jahr schwärmt alle 14 Tage gleich nach Abfuhr der Gelben Säcke der von der Gröpelinger Recycling Initiative (Gri) betriebene Quartier-Service ins Ohlenhofviertel aus, um von Wegen, Straßen und Plätzen zu entfernen, was liegen geblieben ist. Die Kosten für diese Einsätze tragen die vier Wohnungsunternehmen, die im Quartier zusammengerechnet 2500 Wohnungen besitzen. Vonovia-Regionalbereichsleiter Timm Tebbe ist – ebenso wie Geschäftsbereichsleiter Robert Schleisiek von der Gewoba – mit der Kooperation zufrieden: „Wir freuen uns, dass wir alle an einem Strang ziehen und man merkt, dass die Aktion Früchte trägt. Vielleicht könnte sich die Kooperation zukünftig auch auf andere Schwerpunkte verlegen.“

Das Quartier-Service-Team sei an seinen neongelben und orangenen Westen gut zu erkennen, sagt Brebau-Bestandsmanager Frank Oetjen?: „Wir hoffen, dass die Leute das wahrnehmen und merken: Da sammelt jemand meinen Müll ein. Vielleicht setzt dann das Schamgefühl ein.“ Das Müllaufkommen im Quartier sei seit Beginn der Aktion schon weniger geworden, findet Ewald Heinen, Technischer Leiter bei der Espabau: „Es ist sehr schwer, das ganz wegzukriegen. Aber durch den Quartier-Service ist es schon besser geworden – danke!“

Auch von Anwohnern bekommt das Team um Gri-Betriebsleiter Heiko Fritschen des Öfteren ein Dankeschön, wenn es sich mit Müllsäcken und Greifzangen durch die Straßen arbeitet. „Toll, dass Ihr da seid“, heiße es dann; gelegentlich spendiere jemand Kaffee und Kuchen, es gebe immer mal Trinkgelder und sogar regelmäßig Weihnachtsgeschenke für sie, erzählen Fritschens Mitarbeiter, während sich ihre Müllsäcke allmählich füllen: Plastikverpackungen in den Hecken, Zigarettenstummel auf dem Gehweg, Papierreste am Straßenrand – nichts entgeht dem Blick des Viererteams. Die Arbeit sei ausgesprochen sinnvoll und mache Spaß, sind sich die Männer einig: „Außerdem sind wir immer an der frischen Luft!“ Aber auch so etwas komme mal vor: „Dass jemand dir seinen Müll direkt vor die Füße schmeißt, dir ins Gesicht grinst und sagt: ‚Was willst du? Ich sichere deinen Job.‘“

Mehr als solch Unverbesserliche nerve aber die Sache mit den Zuständigkeiten – wenn es etwa um überquellende Müllcontainer wie vor einem der Mehrfamilienhäuser an der Posener Straße gehe: „Das ist eine Standard-Nummer, der Container läuft regelmäßig über, wir dürfen da aber nicht dran gehen.“ Denn für die Mülltonnen-Leerung ist wiederum die Bremer Stadtreinigung (DBS) zuständig. Heiko Fritschen notiert sich die Adresse, um sich mit Hauseigentümer und DBS zu besprechen. Denn die Erfahrung zeige: „Wir können hier flächendeckend alles sauber machen – in dem Moment, wo wir so etwas haben, wird das Gebiet wieder verdreckt.“ Auch andere Häuser nimmt Fritschen in seine Liste auf. Zum Beispiel dann, wenn davor Müll in gelben Plastiksäcken liegt, die keinen Aufdruck der für die Abholung zuständigen Gesellschaft Rohstoffmanagement (RMG) haben. „Die Anwohner hier haben gesehen, dass der Müll in gelbe Säcke soll – sie wissen aber vielleicht nicht, was es damit genau auf sich hat“, vermutet Fritschen: „Das Haus bekommt jetzt ein paar Rollen und eine Gebrauchsanleitung.“ Per Mieterberatung lasse sich vieles verbessern, ist er überzeugt.

"Geburtshelfer" für die gemeinsame Initiative waren Claus Gieseler vom Referat Stadtumbau im Bauressort und Christian Modder, der im Innenressort die Sicherheitspartnerschaft Gröpelingen koordiniert. Denn, so Modder: „Das Thema Sicherheit wird sehr stark von der Sauberkeit in einem Stadtteil geprägt. Wenn es dreckig ist, fühlen sich die Leute unsicher und ziehen schließlich woanders hin.“ Claus Gieseler ergänzt: „Wir sind seit Jahren an der Aufwertung des Stadtteils dran, und es werden viele Mittel in die öffentliche Infrastruktur investiert. All das hat keinen Wert, wenn es anschließend durch Vandalismus und Müll wieder degradiert wird. Von daher ist jeder Euro, der in die Sauberkeit im Stadtteil investiert wird, am Ende mehr wert als 10.000 Euro für ein neues Spielgerät.“

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