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Interview mit Diako-Leiter Thomas Kruse: „Wir sind aus dem Bremer Westen nicht wegzudenken“

Das Diako hat seit einem Jahr einen neuen Geschäftsführer: Thomas Kruse beschreibt im Interview die Herausforderungen, vor denen das Krankenhaus aktuell steht.
09.11.2023, 00:00 Uhr
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Thomas Kruse: „Wir sind aus dem Bremer Westen nicht wegzudenken“
Von Anne Gerling

Herr Kruse, seit genau einem Jahr sind Sie jetzt Geschäftsführer des Diako. Was macht Ihnen an dieser Tätigkeit besonders viel Spaß?

Thomas Kruse: Kürzlich war ich in Hannover und habe dort für faire Finanzierungsbedingungen mitdemonstriert. Denn wir haben im Moment viele Baustellen, etwa die Corona-Pandemie und die Ukraine-Krise mit ihren Folgewirkungen, Preissteigerungen und Tariferhöhungen. Anders als anderen Branchen wird uns jedoch nicht die Möglichkeit gegeben, das gegenzufinanzieren. Denn der Gesetzgeber sorgt nicht dafür, dass wir die Sätze entsprechend anheben können. Wenn Tarife und Sachkosten um zehn Prozent steigen, die Sätze aber nur um fünf Prozent, dann entsteht da schnell eine Lücke. Und dennoch macht meine Arbeit mir enorm viel Spaß – eben, weil wir diese Herausforderungen mit den Mitarbeitern und dem Team gemeinsam angehen und darüber nachdenken können, wie wir das Diako zukunftsweisend ausrichten können. Ich bin seit 1996 im Krankenhausbereich unterwegs, habe dadurch viel Erfahrung mit Reformen und Kostendämpfungsgesetzen und bin überzeugt: Wir haben gute Voraussetzungen, auch zukünftig wirtschaftlich stabil unterwegs zu sein.

Wie kam es, dass Sie als Diplom-Kaufmann in den Krankenhausbereich gegangen sind?

Nach dem Abi in Eckernförde habe ich mich bei verschiedenen Banken und Krankenkassen beworben und bekam den Zuschlag bei der AOK. Ich machte dort eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten, studierte BWL, ging wieder zur AOK zurück und habe dort dann die Verhandlungen mit kommunalen wie auch mit freien gemeinnützigen Krankenhäusern geführt. Irgendwann entschied ich mich, auch die andere Seite kennenzulernen und wechselte zum Städtischen Krankenhaus in Kiel. Irgendwann bekam ich dann einen Anruf: Ob ich zum Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide kommen wolle. Ich bin stark regional verankert, habe lange überlegt und mich dann dafür entschieden. Damit war ich sozusagen ins Land Bremen eingetaucht. Meinen Vorgänger am Diako, Walter Eggers, kannte ich aus den zehn Jahren in Bremerhaven – wir saßen zusammen in verschiedenen Arbeitsgruppen – und wusste, dass mit dem Diako ein gut aufgestelltes Krankenhaus auf mich wartet. Deswegen können wir uns jetzt auch ohne Druck den Veränderungen widmen, die notwendig sind.

Kannten Sie vor Ihrem Wechsel nach Bremen auch schon das Diako-Umfeld – den Stadtteil Gröpelingen – und spielt dieser in ihrem beruflichen Alltag eine Rolle?

Ja, ich war auch vor meinem Wechsel ans Diako öfter hier und ich komme mit den Menschen hier gut klar. Was hier besonders ist: Die Bewohner kommen zu uns mit allen Fragen und mit dem Gefühl, dass das Diako ihr Krankenhaus ist. Die Stadt hat die Kliniken in Mitte und Nord – und dazwischen sind wir. Wir sind hier wichtig, auch bei der Beratung mit Projekten wie zum Beispiel „Starke Kinder – Starker Westen“. Mit mehr als 1000 Beschäftigten sind wir übrigens auch ein wichtiger Arbeitgeber für die Region und es gibt viele lokale Firmen, die hier für uns Dienstleistungen erbringen. Ich bin hier im Stadtteil unter anderem beim Projekt Liga („Lokales integriertes Gesundheitszentrum für Alle“, Anm. d. Red.) mit eingebunden – das versuchen wir voranzutreiben, weil die Bevölkerung hier auch von anderer Seite Beratung rund um das Thema Gesundheit braucht. Außerdem bin ich mit der Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu im Gespräch und tausche mich mit ihr über die neue Klärschlammverbrennungsanlage oder die geplante Bahnwerkstatt aus. Denn natürlich müssen wir im Diako auch über Emissionen etwa von Teilchen oder Lärm nachdenken und es wird von uns auch erwartet, dass die Patientinnen und Patienten aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diesen nicht ausgesetzt werden müssen.

Wie würden Sie Ihre Tätigkeit beschreiben?

Ich bin Generalist und koordiniere, welche Themen wir haben. Dabei habe ich – worüber ich sehr froh bin – ein tolles Team habe, das mir entsprechend zuarbeitet, sodass ich auf dieser Basis Entscheidungen treffen kann. Bei Beurteilungen und Empfehlungen setze ich unheimlich viel auf meine Mitarbeiter.

Welches sind denn aktuell die größten Herausforderungen, vor denen das Diako steht?

Der wichtigste Punkt ist der Fachkräftemangel. Denn die Nachfrage nach Leistung ist da, das Diako hat einen guten Ruf und die Patienten kommen gerne zu uns. Aber wenn Sie Leistungen nicht erbringen können, weil das Personal fehlt, wirkt sich das auch wirtschaftlich aus. da bisher sehr erfolgreich dagegen und sind zum Beispiel auf Ausbildungs- und Berufsmessen unterwegs und zeigen dort, was wir bieten und was man bei uns bekommt. Zum Beispiel eine hohe Flexibilität und eine gute Team-Struktur. Ein anderer Punkt ist, dass bundesweit zu wenig Mediziner ausgebildet werden. Dann gibt es das Thema Kostenbelastung. Da drückt uns wie allen Krankenhäusern ganz akut der Schuh. Weil wir einen Inflationsausgleich brauchen – Herr Lauterbach sich jedoch weigert. Drittes Zukunftsthema ist die Krankenhausreform. Da mache ich mir keine Sorgen, weil wir gut aufgestellt sind. Wir bieten von Beratung bis Altenpflege alle Bereiche ab – und da geht die Reise auch hin: Dass man sich breiter aufstellen muss und über die Grenzen der Akutversorgung hinaus geht. Wir ermöglichen zum Beispiel über die Gesundheitsimpulse auch Nicht-Patienten, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Spezialisierung und akute Notfallversorgung werden dabei auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen – und da sind wir hier aus dem Westen nicht wegzudenken.

Das Gespräch führte Anne Gerling.

Zur Person

Thomas Kruse (56) ist Diplom-Kaufmann und seit 1996 im Krankenhausbereich tätig. Er gehört dem Präsidium der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) an, die als Dachverband die Belange der Krankenhäuser vertritt.

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