Bis zum 5. April konnten Betroffene im Zuge des Planfeststellungsverfahrens ihre Einwendungen gegen die an der Reitbrake in Oslebshausen geplante Bahnwerkstatt einreichen. Der Bauausschuss des Gröpelinger Beirats fordert nun, die Frist zu verlängern. Bislang nämlich, so monieren die Mitglieder der Linksfraktion in einem von ihr gestellten und einstimmig verabschiedeten Antrag, lägen dem Beirat nicht alle für die Beurteilung des Antrags relevanten Unterlagen vor.
Ende Februar hatte das Stadtteilparlament deshalb über das Ortsamt West Protokolle vom 15. Dezember 2021 und vom 13. März 2023 nachgefordert, die ihnen bislang jedoch nicht zur Verfügung gestellt worden seien. Sie seien jedoch für die Beurteilung zentraler Sachverhalte von zentraler Bedeutung, so der Beirat. Dementsprechend müsse die Frist für Einwendungen des Beirats um mindestens 14 Tage nach Eintreffen der Protokolle verlängert werden.
Vergessene Leichen?
Unter anderem hatte auch die Landesvereinigung Bremen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten – Landesvereinigung Bremen (VVN-BdA) eine Einwendung eingereicht und den unmittelbaren Abbruch des laufenden Planfeststellungsverfahrens gefordert. Denn nach Überzeugung des Bremer Friedensforums und auch des VVN-Bda wurden vermutlich entlang des Bahndamms ungefähr 300 namentlich bekannte sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter begraben, die bei den Ausgrabungen auf dem Gelände des sogenannten Russenfriedhofs durch die Landesarchäologie nicht gefunden worden seien.
Ulrich Stuwe, Bremer Landesvorsitzender: „Hier vergrabene Leichen von Opfern des Nationalsozialismus wurden also über 75 Jahre lang vergessen, und mit ihrer vollständigen Verwesung sind sie untrennbarer Teil des Friedhofs geworden. Dies lässt für uns den einzig möglichen Schluss zu, dass das Friedhofsgelände nicht bebaut werden kann.“ Die Diskrepanz bei den Totenzahlen bleibe weiterhin ein kritischer Punkt, der vor jeglichen weiteren Planungs- und Baumaßnahmen aufgeklärt werden müsse, so Stuwe: "Notfalls durch eine nochmalige Aufnahme der archäologischen Untersuchungen."