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Umweltausschuss Saubere Kohltour

Der Umweltausschuss Hemelingen engagiert sich für weniger Müll in der Kohlfahrt-Saison, weniger Lärm auf dem Autobahnzubringer und mehr Hochbeete für die Ortsteile.
17.11.2021, 11:50 Uhr
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Von Christian Hasemann

Bald ziehen sie wieder los: kleinere und größere Gruppen mit Bollerwagen, lauter und meist plärrender Musik und reichlich Getränken. Die Kohlfahrt-Saison – Karneval für Norddeutsche nur ohne Verkleiden – kürt nicht nur den ein oder anderen Kohlkönig oder die ein oder andere Kohlkönigin, sondern hinterlässt auch viel Müll entlang der Wege in der Marsch. In diesem Jahr soll  dieser in Hemelingen besser entsorgt werden. Das Wie hat sich der Umweltausschuss Hemelingen in seiner jüngsten Sitzung vorstellen lassen. Daneben hat der Ausschuss über ein Tempolimit, Plastikmüll in Grünstreifen und Hochbeete für die Ortsteile beraten.

Kohl- und Mülltouren  

Birgit Benke vom Stadtteilmarketing Hemelingen hatte sich in diesem Jahr des Themas Müll auf Kohltouren angenommen. Gemeinsam mit sieben Hemelinger Gastronomen hat sie ein Konzept entwickelt, dass zumindest die schlimmsten Auswüchse verhindern soll. "Wir arbeiten mit einem Bollerwagen-Verleiher zusammen, damit die größeren Gruppen Müllbeutel und Taschenaschenbecher mitbekommen." Die gefüllten Müllbeutel sollen dann von den beteiligten Gastronomen, bei denen die Gruppen gebucht haben, entsorgt werden. Teil des Konzepts "Sauber Abfeiern in Hemelingen" sind außerdem Routenvorschläge und mehrere Begehungen während der Kohlfahrtsaison.

Im Ausschuss fand das Konzept Wohlwollen – mit Einschränkungen. "Was ist denn mit denen, die keinen Bollerwagen ausleihen?" wollte Uwe Janko (FDP) wissen. Tatsächlich beschränkt sich das Konzept auf Gruppen, die über einen Anbieter einen Bollerwagen ausleihen. Hannelore Sengstake (CDU) erinnerte an die Verantwortung der Gastronomen. "Letztlich dürfen wir nicht vergessen, dass sie viel Geld mit den Touren verdienen." Sprich: Sie sollten zumindest in ihrem Umfeld auf Sauberkeit achten. Birgit Benke hingegen war froh, dass es überhaupt zu einer Vereinbarung gekommen ist. "Dass die Gastronomen überhaupt mit ins Boot gekommen sind, ist schon mal positiv hervorzuheben. Sie haben selbst Interesse daran, dass es sauber bleibt." Jetzt gehe es darum, zu schauen, wie es läuft. "Erst mal ist das ein Schritt in die richtige Richtung", ist sie überzeugt.

Tempolimit auf Autobahnzubringer

Weiter im Blick hat der Ausschuss die Forderung nach einem Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde auf dem Autobahnzubringer Hemelingen. Dieses soll Anwohner vor Lärm schützen. Bisher gilt dieses Limit aber nur stadteinwärts – zur Verwunderung des Ausschusses. Im März hatte der Beirat Tempo 50 auch auf der Gegenfahrbahn gefordert. Nach der jüngsten Sitzung ist aber klar, dass es dabei voraussichtlich erst einmal bleiben wird. Das Verkehrsressort hatte im August geantwortet, dass für eine solche Anordnung eine schalltechnische Untersuchung notwendig sei, die aufgrund der Corona-Maßnahmen gegenwärtig nicht durchgeführt werden könne. Tatsächlich hatte sich 2016 auch die BSAG gegen ein solches Tempolimit ausgesprochen. In einer Stellungnahme heißt es, dass sich dadurch die Fahrtzeit der Linie 29 erhöhen würde, die dadurch den Anschluss an die Linie 52 in Kattenturm verlieren könnte. Für Ralf Bohr (Grüne) kein Grund, das Ringen aufzugeben. "Dann müssen wir eben die zuständigen aus dem Verkehrsressort zur nächsten Sitzung einladen."

Plastikmüll am Straßenrand

Ein anderes Ärgernis, das den Umweltausschuss umtreibt, ist die Mahd der Grünstreifen im Stadtteil. Dabei, so die Beobachtung der Ausschussmitglieder, wird häufig herumliegender Plastikmüll mitgemäht. "Jedes Jahr stellen wir das fest", so Bohr. "Und wenn es erst mal klein gehäckselt ist, kann es auch nicht mehr aufgesammelt werden und landet über die Kanalisation und die Weser im Meer und am Ende im Fisch wieder bei uns auf dem Tisch." In Bremen ist für das Mähen des Straßengrüns der Umweltbetrieb Bremen (UBB) zuständig, für die Müllentsorgung hingegen die Straßenreinigung Bremen (SRB). "Die Schwierigkeit ist, dass sich die Straßenreinigung mit dem UBB abstimmen muss", erklärte Jens Gatena von der Stadtreinigung Bremen (DBS), die an der SRB beteiligt ist. "Die Koordination ist nicht immer so erfolgreich gewesen", so Gatena weiter. Die DBS wolle sich kurzfristig mit dem Umweltbetrieb zusammensetzen, wie es in den kommenden Jahren besser klappen könnte. Philipp Rohde (Linke) sah den Umweltbetrieb in der Pflicht. "Wenn gemäht werden soll, dann muss man vorher auch gucken, ob gemäht werden kann." Auch Ralf Bohr äußerte Unverständnis: "Das kann es ja nicht sein, dass die Mitarbeiter sich sagen, das ist mir wurscht und da rüber mähen, da erwarte ich auch Rücksicht." Eine konkrete Lösung zeichnete sich im Ausschuss allerdings nicht ab.

Hochbeete für die Ortsteile

Der Arbeitersamariter Bund (ASB) plant neue Standorte für Hochbeete im Stadtteil. Den Plan stellte Jobst von Schwarzkopf vor. "Wir haben schon mit unserem Holzbau- und Gartenprojekt für Langzeitarbeitslose und Menschen mit psychischen Erkrankungen Hochbeete vor Kitas und Schulen aufgebaut und könnten uns drei Standorte in Hemelingen vorstellen. Konkret geht es um den Schlengplatz, den Marktplatz Hemelingen und den Schosterboorn. Grundsätzlich begrüßte der Ausschuss diese Idee. Für Philipp Rohde waren allerdings noch Fragen zu klären. "Die Wasserversorgung von Hochbeeten ist sehr schwer", gab er zu bedenken. Eine Antwort konnte Schwarzkopf darauf nicht geben. Als nächster Schritt soll nun geprüft werden, ob die Standorte geeignet sind und ob es aus dem Förderprogramm Lebendige Quartiere Geld für die etwaigen Wasseranschlüsse oder Grundwasserbrunnen geben könnte.

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