Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Brachfläche in Hemelingen Ultimatum für Baubehörde

Ein Unternehmer möchte in Hemelingen einen Park mitfinanzieren. Die zuständige Baubehörde prüft seit beinahe zwei Jahren, ob dies gegen Antikorruptionsvorgaben verstößt.
21.07.2021, 22:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Ultimatum für Baubehörde
Von Christian Hasemann

Es ist wohl eine der hartnäckigsten Brachen in Bremen: die Fläche an der Diedrich-Wilkens-Straße zwischen Coffein Compagnie und Tamra-Hemelingen-Park. Der Ausschuss für Stadtteilentwicklung in Hemelingen möchte nun den Druck auf die Baubehörde erhöhen, damit es vorangeht. Unterstützung bekommt außerdem ein Bürgerantrag für den Bau einer Skateranlage auf dem Gelände.

Vor knapp zwei Jahren hatte Bernd Schopf, Eigentümer der Coffein Compagnie, angeboten, sich an der Umgestaltung der Fläche finanziell zu beteiligen. Ein Angebot, das auch zuletzt noch bestand. Das Problem: Es ist unklar, ob dieser Vorschlag gegen Antikorruptionsvorgaben verstößt. Die notwendige Prüfung dauert nun fast so lange, wie die Offerte besteht. 

Hans-Peter Hölscher (SPD), Sprecher des Ausschusses, sieht in dem zähen Prüfvorgang ein mutwilliges Verzögern der Baubehörde. "Es ist Tatsache, dass das Verfahren verschleppt wird." Man brauche keine zwei Jahre, um den Vorgang juristisch prüfen zu lassen. "Es gibt ja auch die Möglichkeit, die Finanzierung über eine Stiftung oder einen Verein laufen zu lassen", schlug Hölscher als Alternativen vor. Tatsächlich hatte sich auch die Zentrale Antikorruptionsstelle mit dem Fall befasst. Die endgültige Prüfung müsse aber im zuständigen Ressort erfolgen, so die Auskunft gegenüber dem Stadtteil-Kurier, die demnach ihre Prüfung 2020 abgeschlossen hatte.

"Ich verstehe gut, dass man das trennen muss", sagte Kerstin Biegemann (Grüne). "Man könnte doch direkt an die Coffein Compagnie herantreten." Sie könne sich vorstellen, dass ein zielgerichtetes Sponsoring einzelner Elemente auf der Brachfläche kein "Geschmäckle" hätte. 

Auch Ralf Bohr (Grüne) wundert sich über das lange Prüfverfahren. "Das klang ursprünglich ganz gut, deswegen bin ich jetzt überrascht von der jetzigen Antwort. Ich finde, wir sollten nicht nachlassen." Bohr griff den Vorschlag von Hölscher auf. "Man kann ja gucken, ob man das Geld zum Beispiel über die Stadtteilstiftung Hemelingen fließen lassen kann." Ein anderer Punkt sei hingegen die Geruchsbelastung. "Eine Umgestaltung ist das eine, aber auch die Aufenthaltsqualität muss besser werden", forderte er. 

Jens Dennhardt (SPD) hingegen begrüßte die intensive Prüfung. "Korruption ist in Deutschland nicht fremd, deswegen ist es auch gut, wenn man hier sensibel ist und nicht blindlings in eine Situation rein tappt, die ein Geschmäckle hat." Grundsätzlich sei es ehrenwert, wenn jemand bereit sei, Geld an die Gemeinschaft zurückzugeben.

Er könne sich auch eine externe Beratung durch einen Juristen vorstellen, sagte Gerhard Scherer (CDU). "Andere Ideen wie das rote Dorf sollten außerdem erst mal hinten angestellt werden", fügte er hinzu. Im Sozialressort gibt es Ideen, das sogenannte rote Dorf, eine Flüchtlingsunterkunft aus Containern, wieder aufzubauen. Eine Fläche, die geprüft werden soll, ist die Brache an der Diedrich-Wilkens-Straße. Auch für Bohr ist diese Idee unausgegoren. "Dort das rote Dorf hinzusetzen, obwohl die Geruchsbelastung für eine Wohnbebauung zu groß ist, geht nicht. Das sind keine Menschen zweiter Klasse." Der Hintergrund: Ein Geruchsgutachten kam zu dem Schluss, dass die Belastung auf dem Gelände so groß ist, dass eine Wohnbebauung nicht möglich ist. 

Unterdessen gibt es eine neue Idee für die Nutzung des Geländes. Diese geht zurück auf einen Bürgerantrag, den der Ausschuss einstimmig annahm. Gestellt hatte den Antrag Sibel Tarakci. In diesem schlägt sie den Bau einer Skater- und BMX-Anlage vor. "Das wäre ein Gewinn für den Stadtteil", argumentierte sie in der Ausschusssitzung. "In der Überseestadt gibt es ein gutes Beispiel, wie gut das angenommen wird", so Tarakci.

Lesen Sie auch

Im Ausschuss fand sie breite Unterstützung. "Das würde etwas für eine Altersgruppe sein, für die es in Hemelingen nicht so viel gibt", sagte Hölscher. Biegemann ergänzte: "Das Gelände ist so schwer nutzbar zu machen, ich fände es gut, wenn wir es für Sport und Freizeit öffnen." Sie würde sich aber wünschen, dass eine solche Bahn professionell, zum Beispiel durch den Sportgarten, unterstützt werde.

Anwohnerin Marlies Dierks warnte hingegen vor zu vielen Ideen für die Fläche. "Im Moment drängen sehr viele Nutzungen auf das Gelände." Die Bürger müssten bei der Entwicklung beteiligt werden. "Es kann nicht alles in den Tamra-Park gepackt werden." 

Der Ausschuss unterstützte den Antrag einstimmig und bittet die Baubehörde darum, den Bau einer Skateanlage in das Gesamtkonzept für die Brachfläche einzubinden und Jugendliche und Bürger zu beteiligen. Einstimmig auch die Forderung danach, die Korruptionsprüfung zum frühestmöglichen Zeitpunkt dem Beirat vorzulegen, spätestens bis zum 30. September.

Zur Sache

Pools und Pipes

Skateboard und BMX gehören zu den Individualsportarten, die sich in einem Bereich zwischen Subkultur und Profisport bewegen. Beiden ist gemeinsam, dass die Sportler sich den urbanen Raum nutzbar machen. Bänke, Bordsteine, Treppen - beinahe alles kann und wird für Tricks genutzt. Daneben entstehen Skateparks wie der Sportgarten. Auch dort finden sich Rampen, Stufen und Geländer - der urbane Raum wird also nachgeahmt, aber auf die Bedürfnisse der Sportler zurecht geschnitten. Sogenannte Pools und Halfpipes (Halbröhren) lehnen sich an die Vergangenheit an, als Skater leere Swimmingpools für sich entdeckten und nutzten.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)