Horn-Lehe. Eben noch in lässiger Position auf einem dicken Ast thronend, hangelt sich die hellbraune Eidechse sachte zu Boden, um dort mit flinker Zunge ein paar Blätterspitzen zu naschen. Während sich die Bartagame 'Greta' am Grünfutter gütlich tut, verfolgt sie wachsamen Auges ganz genau, was sich vor der Glaswand ihres Terrariums regt.
'Greta ist sehr neugierig. Sie sitzt ganz oft da und guckt, was wir hier so machen', erzählt der Biologe Armin Schlüter, Betreuer der neuen 'tierischen' Dauerausstellung im Entdeckerzentrum der Botanika im Rhododendronpark. Sieben Terrarien gewähren den Besuchern Einblicke in das Leben von Amphibien, Schlangen und Insekten. Gezeigt werden Fauchschaben, Waldskorpione, Feuersalamander, Riesentausendfüßler, eine Kaiserboa sowie - für den Nervenkitzel - eine Goldstreifen-Vogelspinne.
Reine Vorsichtsmaßnahme
Auf den Anblick der possierlichen Echsendame 'Greta' müssen die Besucher indes vorerst verzichten. Die Bartagame hat sich mit Oxyuren und Kokzidien (Darmparasiten) infiziert und wird erst in etwa sechs Wochen ihren Platz in der Ausstellung einnehmen. Schlüter sieht die Quarantäne als eine reine Vorsichtsmaßnahme an und versichert, dass diese Krankheit kein Grund zur Beunruhigung sei. 'Tierärzte nehmen an, dass etwa 85 Prozent aller Agamen von Kokzidien befallen sind', berichtet er. Die Krankheitserreger siedeln sich im Darm an und werden über den Kot ausgeschieden. Über die Nahrung könnte sich die Bartagame im Terrarium erneut anstecken.
Daher müsse das Becken komplett ausgeräumt und desinfiziert werden, berichtet Schlüter. Das Tier stehe derzeit unter genauer Beobachtung und erhalte Medikamente sowie zur Stärkung ein Vitamingemisch.
Bis zur völligen Genesung der vierjährigen Greta gibt es quasi als Ersatz nun drei niedliche Babyexemplare zu bewundern, die erst wenige Zentimeter groß, aber äußerst agil sind. Passend zu ihrer Herkunft, wurden sie auf die Namen 'Kän', 'Gu' und 'Ru' getauft. Wie das Känguru stammen die streifenköpfigen Bartagamen aus Australien. Das Futter der Jungtiere besteht zu 95 Prozent aus Asseln und Fliegenlarven. Weil Greta schon älter ist, erhält sie vorzugsweise pflanzliche Kost wie Girsch, Haselnussblätter und Löwenzahn, die im Rhododendronpark für sie gesammelt werden. Dabei lautet die Devise 'Je frischer, umso besser'. Manchmal bekommt sie als Leckerli auch Heuschrecken und Grillen serviert. 'Dabei entwickelt sie einen richtigen Jagdinstinkt und springt im Becken umher', berichtet Schlüter.
Nach Einschätzung des Biologen ist Greta, die von Menschenhand aufgezogen wurde, ein ganz besonderes Exemplar. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen beansprucht sie für sich ein eigenes Reich. Deshalb wird sie von den Mitarbeitern des Entdeckerzentrums bereits 'Diva' genannt.
'Bartagamen sind gesellige Tiere, die man normalerweise zu zweit oder zu dritt im Terrarium hält. Greta verträgt sich jedoch nicht mit ihren Artgenossen. Dafür zeigt sie sich den Menschen gegenüber sehr aufgeschlossen. Ich kann sie mir auf die Schulter setzen, während ich das Becken reinige', erzählt Schlüter.
Das Lebensalter einer Bartagame beträgt bis zu 15 Jahre, wobei sie eine Länge von maximal 40 Zentimetern erreichen kann. Der Name leitet sich von der stacheligen Erscheinung des Tiers ab, das zur Verteidigung oder bei der Balz die dornig wirkende Kehltasche aufblähen kann, um damit abzuschrecken.
Wie Schlüter erläutert, sind die meisten der spitzen Zacken jedoch lediglich weiche Hautlappen, die nicht 'piksen'. Beim Streicheln fühle sich der Rücken der Eidechse so rau an, als ob man über Schmirgelpapier gleite.
Weitere Informationen über die Ausstellung gibt es im Internet.