Pro Jahrgang gibt es an der Grundschule Philipp-Reis-Straße in Horn-Lehe eine Förderklasse im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung (W+E). In der 2. Klasse sind die Personalressourcen aktuell allerdings so knapp, dass drei der Förderschüler nicht täglich zur Schule kommen. Die Elternvertreterinnen Anja Nietfeld und Gesine Toewe haben sich jetzt an den Bildungsausschuss des Beirats gewandt – und der unterstützt ihr Anliegen.
Wie ist eine W+E-Klasse optimalerweise personell besetzt?
Zur Personalausstattung einer Förderklasse gehören eine Sonderpädagogin und eine Klassenassistenz. Bei erhöhtem Betreuungs- oder Pflegebedarf eines Kindes wird von der Schulbehörde eine sogenannte Drittkraft bewilligt.
Wie stellt sich die Situation in der inklusiven 2. Klasse an der Philipp-Reis-Straße dar?
Aktuell besuchen laut der Elternvertreterinnen vier Kinder mit nachgewiesenem W+E-Förderbedarf die Inklusionsklasse. Drei von ihnen hätten aufgrund von Aggressionen, Orientierungslosigkeit, schwerer Kommunikationsstörung oder psychischer Instabilität einen erheblichen Betreuungsbedarf, der die Begleitung durch eine jeweilige Drittkraft unverzichtbar mache. Allerdings hätten lediglich zwei der drei Kinder auch eine Drittkraft bewilligt bekommen – von denen wegen des Fachkräftemangels allerdings nur eine Stelle besetzt werden konnte. Für die Ablehnung der dritten Drittkraftstelle sei unter anderem der drohende „Erwachsenenstau“ ein Argument gewesen, berichteten die Elternvertreterinnen. Dies könne jedoch kein Argument sein, wenn eine Eins-zu-eins-Betreuung aufgrund des individuellen Bedarfs notwendig sei, betonten sie.
Was sagt die Behörde zur Personalsituation an der Grundschule Philipp-Reis-Straße?
Laut Ressort-Sprecherin Patricia Brandt gab es inzwischen eine Umverteilung des vorhandenen Personals, die zwischen Schulleitung, Behörde und Elternvertretern abgestimmt worden sei. Somit stünden nun allen Jahrgängen Assistenzkräfte zur Verfügung.
Was halten die Eltern von der personellen Umverteilung?
Da im Zuge der Umverteilung wechselnde Betreuungskräfte für die Förderschüler zuständig seien, die dafür mitunter aus anderen Klassen abgezogen werden, sehen die Elternvertreterinnen die neue Lösung weiterhin kritisch. Für einige der Förderschüler seien diese Wechsel hochproblematisch, da sie auf Grund ihrer Behinderung äußerst verunsichert auf neue Situationen reagierten. Zudem beziehe sich die Umverteilung nicht ausschließlich auf das Betreuungspersonal, sondern mitunter auch auf die Förderschüler selbst. So sollen einige der Zweitklässler temporär in der vierten Klasse mitbeschult werden. Das bedeute, dass sich die W+E-Kinder nicht nur auf wechselnde Betreuer, sondern auch auf andere Mitschüler einstellen müssten. Da einige der Förderschüler damit deutlich überfordert seien, ließen ihre Eltern sie an den besagten Tagen notgedrungen zu Hause, berichteten die Elternvertreterinnen.
Was bedeuten die Fehltage für die Förderschüler und deren Eltern?
Für die W+E-Kinder s die ohnehin schon erschwerte soziale Integration durch ihre regelmäßigen Fehltage noch gestörter, betonten die Elternvertreterinnen. Für die Eltern bedeute die lückenhafte Beschulung eine höhere Belastung und auch eine erhebliche Einschränkung für ihre Berufstätigkeit.
Was fordern die Elternvertreterinnen?
Eine angemessene tägliche Beschulung sämtlicher Schüler mit der entsprechend notwendigen Betreuung ist das erklärte Ziel der Elternvertreterinnen und lässt sich aus ihrer Sicht nur durch eine personelle Aufstockung realisieren. Ein entscheidender Faktor sei dabei auch die verlässliche Beschulung im Klassenverband.
Was sagt der Bildungsausschuss?
Der Ausschuss hat mit großer Besorgnis auf die Schilderungen der Elternvertreterinnen reagiert und deren Forderungen gegenüber der Behörde nachdrücklich unterstützt. Die Ortspolitiker regten in Richtung Bildungsressort zudem an, dass die Bereitstellung von Drittkräften nicht – wie bislang üblich – ausschließlich über den Martinsclub erfolgen soll, da dort offenbar nicht ausreichend Personal zur Verfügung steht.