Trotz der Anstrengungen der Polizei im Jahr 2021, im Falle eines dringenden Notrufs in Huchting schneller zur Hilfe zu kommen als bisher, bleibt es dabei: In drei von zehn Fällen schaffen es die Einsatzkräfte weiterhin nicht, innerhalb von acht Minuten am Einsatzort einzutreffen. Das hat aktuell Derk Dreyer, Chef der Polizeiabteilung Mitte/Süd in Bremen, dem Huchtinger Beirat bekannt gegeben.
Woher kommt der Tempoverlust?
Immerhin einige Monate des zurückliegenden Jahres sei das deutlich besser gelaufen. "Da waren wir in etwa 80 Prozent der dringenden Einsätze so schnell vor Ort wie wir es sein wollen", so Dreyer. In dieser Zeit seien zusätzliche Streifenwagen links der Weser unterwegs gewesen, weil die Polizeiführung die zu geringen Einsatzgeschwindigkeiten am Stadtrand verbessern wollte (wir berichteten).
"Doch ab Juni hat der Personalmangel bei der Polizei diesen positiven Effekt leider wieder aufgehoben", erklärte Dreyer.
Wie kann die Polizei schneller werden?
Dieser Personalmangel sei derzeit so massiv, dass sich die Polizeiführung eine neue Strategie für die Zeit bis Oktober zurechtgelegt habe, schildert der Abteilungsleiter die Lage. Denn erst dann kommen neu ausgebildete Kräfte in den Dienst und können die Personallücke von momentan 100 Kräften füllen. Weitere 100 Einsatzkräfte fallen laut Polizei derzeit pandemiebedingt aus.
Oberste Priorität habe es daher, auch 2022 genug Einsatzkräfte zur Verfügung zu haben, um angemessen auf Notrufe reagieren zu können. "Als Notmaßnahme werden daher unter anderem Kontaktpolizisten vorübergehend die Einsatzkräfte im 110-Prozess unterstützen", sagte Dreyer.
Konkret bedeute das, dass jeder Kop etwa alle drei Wochen eine Schicht alleine im Streifenwagen übernehmen müsse. "Diese Kolleginnen und Kollegen übernehmen dann nicht-eilige, risikoarme Einsätze wie Anzeigenaufnahmen und Verkehrsbehinderungen", nannte Dreyer Beispiele.
Wie geht sie mit Baustellen um?
Große Sorge bereitet dem Huchtinger Beirat außerdem, dass Huchting vom Rest der Stadt abgeschnitten werden könnte, wenn künftig die angekündigten Baustellen auf der B 75 und an weiteren Stellen in Betrieb sind. Die Streifenwagen, die im Bremer Süden zentral vom Kommissariat am Flughafen aus starten, könnte dann ebenfalls im Stau stehen anstatt sich um Notfälle kümmern zu können – so die Befürchtung.
Eine eigene Arbeitsgruppe kümmere sich um das Problem, versicherte Dreyer. "Die Kollegen überprüfen große Baustellen im Stadtgebiet und reagieren, sobald Ortsteile nicht erreichbar sein sollten." Temporäre Lösung könnte in einem solchen Fall sein, einen zweiten Standort für den Einsatzdienst vor Ort einzurichten, so die Überlegung.
Wann kommt eine neue Revierleitung für Huchting?
Es gibt aber auch eine gute Nachricht für das Revier Huchting: Nach dem Weggang von Ralf Werner wird wohl Anfang Februar eine neue Revierleiterin ihren Dienst in Huchting antreten. Das kündigte Derk Dreyer an.
Auch die neue Revierleiterin werde zugleich als Stellvertreterin von Ralph Dziemba für alle Kontaktpolizisten im Bremer Süden mitverantwortlich sein. Zusätzlich ist die Stelle weiterhin so angelegt, dass sie auch als Kontaktpolizistin arbeiten soll. Eine Doppelfunktion, gegen die der Beirat Huchting schon länger protestiert.
Auch eine bislang wegen geplanter Abwesenheit länger vakante Stelle der Huchtinger Kops werde zeitgleich wieder besetzt sein, so Dreyer. Sollte alles wie geplant laufen, sind ab Februar dann also wieder die regulären vier Kontaktpolizisten, die Revierleitung und ein Verkehrssachbearbeiter im Dienst.
Welche Kritik gibt es aus dem Beirat?
Der Beirat Huchting fordert seit Jahren, dass sich die Anfahrtsdauer von Streifenwagen in dringenden Notfällen verbessern muss. Einen aktuellen Beschluss will das Stadtteilparlament nun zu Anfang Februar vorbereiten.
Die vorübergehende "Kop-Streife" ab Februar sehen die Beiratsmitglieder parteiübergreifend ebenfalls kritisch: "Wir müssen sicherstellen, dass die Kontaktpolizisten bei uns im Stadtteil ihre wichtige Arbeit leisten können und nicht abgezogen werden", sagte Beiratssprecher Falko Bries (SPD).
Er frage sich – bei allem Verständnis für die Personalnot der Polizei – "ob der Name Kontaktpolizist dann noch zutreffend ist", so Bries. "Selbstverständlich werden die Kops auch weiterhin mit ihrer weit überwiegenden Arbeitszeit ihre originären Aufgaben im Kontaktdienst wahrnehmen", schreibt dazu die Polizeiführung.