Der Osterdeich, ein geschichtsträchtiger Standort für die moderne Luftfahrt? Eine mutige Frau machte einst der Trunksucht in einer heute beliebten Lokalität an der Weser Beine? Drei sangeslustige Bremer trällerten von den Vorzügen des Wassers und betrieben ein Lokal in der Lübecker Straße? Geschichten wie diese und Antworten auf andere Fragen rund ums Bremer Viertel gibt es nun gewissermaßen „zum Mitnehmen“.
„Bremensien“ heißt der Audioguide, der auf 27 Stationen und insgesamt 5,4 Kilometern Strecke im Ostertor und im Steintor über das eigene Smartphone Geschichte und Gegenwart lebendig werden lässt. Irgendwo zwischen zwei und knapp sechs Minuten sind die einzelnen Hörinformationen lang. Kreiert haben den „Viertelflüsterer“-Guide Wolfgang Wortmann und Horst Pilster. „Bremen hat so ein schlechtes Image nach außen“, sagt Horst Pilster, „im Inneren aber sind die Leute sehr zufrieden, hier zu leben. Deshalb wollten wir mal zeigen, was besonders, typisch und einzigartig an Bremen ist.“

Horst Pilster hat gemeinsam mit Wolfgang Wortmann den „Bremensien“-Guide entwickelt. Sie wollen zeigen, was besonders, typisch und einzigartig an Bremen ist.
Beziehungsweise am Viertel, dort spielt nämlich die Musik überwiegend, wobei das auch wieder nicht so ganz richtig ist: Musik gibt es nämlich nicht so übermäßig viel, da hakte es mit der Gema, dafür aber viel Geschichte und Unterhaltung. Die einzelnen Hörstationen kommen nämlich überwiegend in einem Hörspielgewand daher, der geneigte Zuhörer lauscht dann dem Stammtisch von Rolli, Rita und Hans-Georg. „Das ist dann auch ein wenig spaßig“, meint Horst Pilster, „die drei unterhalten sich über bestimmte Themen und darüber werden die Infos weitergegeben.“ Lebhaft und informativ also, damit es dem Hörer nicht langweilig wird, und dazu bei tragen auch professionelle Sprecher wie etwa Guido Gallmann vom Theater Bremen. Wolfgang Wortmann selbst sei mal Rundfunkjournalist gewesen, erzählt Horst Pilster, „und er hat auch ein kleines Tonstudio zu Hause, da wollten wir dann eher ein wenig Hörspiel machen.“
Nicht nur die Stadt selbst, sondern das Leben in Bremen entdecken
Für die informativen Geschichten griff Horst Pilster übrigens in seinen Fundus: „Ich bin schon lange Sammler besonderer Bremer Geschichten, über Personen und über Bauwerke etwa. Das ist eine große Sammlung geworden und daraus haben wir dann einzelne Orte und Personen ausgesucht, die in den Audioguide sollen.“ Hören und sehen, diese beiden Sinne fordert der Audioguide, und so informiert sich der Hörende und Sehende über die Besonderheiten Bremer Häuser, über den ältesten Jazzclub Deutschlands, der immer noch aktiv ist und über die tragische Geschichte Gesche Gottfrieds und ihren letzten Gang vom Ostertor zum Domshof.
„Wer sich in Bremen verlieben will, sollte nicht die Stadt entdecken, sondern das Leben in ihr“ – so beginnt einer der vier Einklinker, die sich allgemeiner mit der Stadt auseinandersetzen: Warum etwa ist Bremen eigentlich so verschuldet? Und was macht Bremen eigentlich aus? Horst Pilster weiß da spontan ein paar Antworten: „Der soziale Zusammenhalt, das Grün, die kurzen Wege.“
Bremensien nicht der einzige Viertelflüsterer-Audioguide
Übrigens sind die hörbaren „Bremensien“ nicht alleine in den Weiten des Internets. Mit „Die wilden Jahre“ widmet sich ein weiterer Viertelflüsterer-Audioguide der Geschichte der Hansestadt. Hier dann aber eher den revolutionären Zeiten, damals, als das Viertel durch die Mozarttrasse zerteilt werden sollte, als Rudi Dutschke mal in der Lila Eule sprach und mit der Besetzung des Wiener Hof-Ensembles gleichzeitig ein wahres Schmuckstück in der Weberstraße erhalten werden konnte.
Bereits 2017 kamen „Die wilden Jahre“ auf die Welt, damals aber noch mit einem anderen Konzept: Integriert in Kopfhörern, konnten die Audioguides in einer mittlerweile nicht mehr existenten Bäckerei neben der Schauburg für 9,50 Euro erworben werden. Das habe nicht so gut funktioniert, sagt Horst Pilster, doch nun seien sie auf der Plattform www.guidemate.com und damit in Gesellschaft mit über 1000 weiteren Audioguides, Hörspaziergängen und touristischen Städteführungen. „Seitdem läuft das dort“, meint er und freut sich auch noch darüber, dass mittlerweile auch die Bremer Touristik-Zentrale den „Bremensien“-Audioguide ins Programm aufgenommen haben.

Der „Bremensien“-Audioguide soll auf 27 Stationen und insgesamt 5,4 Kilometern Strecke im Ostertor und im Steintor über das eigene Smartphone Geschichte und Gegenwart lebendig werden lässt.
Gut und praktisch ist übrigens, dass während des Viertelrundgangs auch mal eine Pause eingelegt werden kann. Dazu wird der Viertelflüsterer-Audioguide einfach pausiert, außerdem kann beliebig oft nachgehört werden. Abgekürzt werden kann ebenso wie gestückelt, es können also einzelne Etappen getrost auf den nächsten Tag geschoben werden. Außerdem kann an jedem Punkt eingestiegen werden und terminlich muss man sich ebenfalls nicht binden. Und wer dann noch immer nicht genug von der Geschichte und den Geschichten des Viertels hat, der kann die Dialoge des Audioguides in Horst Pilsters Buch „Das Viertel“ aus dem Kellner-Verlag nachlesen.