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Verein "Lastoria" Gedenkprojekt beleuchtet Flucht-Schicksale im Holocaust

Die Geschichtswerkstatt und das Gedenkprojekt "Deutschland auf der Flucht" schlagen in der Villa Ichon ein bis dato weitgehend unbeschriebenes Blatt in der Holocaust-Forschung auf. Was die Teilnehmer erwartet.
18.05.2022, 18:00 Uhr
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Gedenkprojekt beleuchtet Flucht-Schicksale im Holocaust
Von Sigrid Schuer

Noch gibt es sie, hochbetagte Zeitzeuginnen und -zeugen, die ihr im Holocaust erlittenes, unmenschliches Leid in Schulen schildern. Umso wichtiger erscheint es, dass Zusammenschlüsse von Historikern wie der Bremer Geschichtsverein "Lastoria" die Erinnerung an die Verbrechen der Nazi-Herrschaft aufrechterhalten. "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus", so lautet der Schwur von Buchenwald. Inzwischen sind mehrere Hunderttausend Menschen aus der von der Russischen Föderation kriegsverwüsteten Ukraine geflohen. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung der Geschichtswerkstatt und des europäischen Gedenkprojektes "Deutschland auf der Flucht", die der Geschichtsverein "Lastoria" am Sonntag, 22. Mai, von 10 bis 18 Uhr in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, veranstaltet, deutlich. Drängen sich doch Parallelen zu heutigem Geflüchteten-Elend auf.

Welches ist das Ziel der Gedenkwerkstatt?

Nach Werner Deutschland aus Hemelingen, der als Bremer Jude vor dem Nazi-Regime in die Niederlande floh, ist die Geschichtswerkstatt benannt: "Deutschland auf der Flucht – Exil in Amsterdam Zuid". Ein vielsagender Titel, unter den mehr als 100.000 Geflüchteten, die sich unter anderem in Amsterdam in vermeintlicher Sicherheit wähnten, waren zwischen November 1938 und Kriegsbeginn 1939 allein 2000 unbegleitete Jugendliche. Ein bis dato noch unbeschriebenes Blatt in der Holocaust-Forschung. Doch es sollte anders kommen: 1940 fiel die deutsche Wehrmacht in den Niederlanden ein. Um die Erinnerungen an die Opfer des Nazi-Regimes wachzuhalten, hat der Verein "Lastoria" den Silten-Preis ausgelobt. Schülerinnen, Schüler und Studierende wurden dazu aufgerufen, sich in vielfältiger Weise mit der Holocaust-Forschung auseinanderzusetzen. Die Namen der Preisträgerinnen und Preisträger werden während der Geschichtswerkstatt bekannt gegeben. Der Silten-Preis ist Gabriele S. Silten (1933 bis 2021) gewidmet. Sie floh mit ihrer Familie zunächst von Berlin nach Amsterdam und wurde dann nach Westerbork und Theresienstadt deportiert, wie so viele ihre jüdischen Leidensgenossen.

Wie sieht das Programm aus?

Die Geschichtswerkstatt "Deutschland auf der Flucht" soll, so das Organisationsteam, Profis, Ehrenamtliche und andere Interessierte zum Austausch anregen, indem unterschiedliche Formen und Aspekte der Erinnerungsarbeit präsentiert werden. So tragen Eva Schöck Quinteros von der Universität Bremen und Schauspieler Peter Lüchinger von der Bremer Shakespeare Company um 16 Uhr einen Auszug aus ihrem preisgekrönten Projekt "Aus den Akten auf die Bühne" vor. Thema der szenischen Lesung ist "Die Konferenz von Evian und die Fahrt der St. Louis 1938/39". Zuvor erzählt Barbara Johr um 10.50 Uhr Stolpersteingeschichten. Stolpersteine zum Andenken von NS-Opfern werden seit 2004 in Bremen verlegt. Die Historikerin Johr hat das Projekt als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landeszentrale für Politische Bildung bis zu ihrem Ruhestand geleitet und kennt die mit Amsterdam verbunden Bremer Schicksale. Die Geschichtswerkstatt geht auf die Initiative der im Viertel lebenden Historikerin Monika Felsing zurück. Sie betreut auch das Gedenkprojekt "Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945" des Geschichtsvereins "Lastoria".

Und außerdem?

Was noch? Neben dem großen Expertenwissen gibt es unter anderem ab 12.15 Uhr einen halbstündigen Crashkursus in Niederländisch von und mit Emma Lehbib und zur Auflockerung zwischendurch jiddische Musik. Ab 15.30 Uhr heißt es "Mir zayen ale brider" "Wir sind alle Brüder". Unter anderem interpretiert Violinist Burghard Bock, der auch die Mandoline beherrscht, jüdische Musik zum Mitsingen wie "Hevenu Shalom Alechem".

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Info

Anmeldung zur Geschichtswerkstatt "Deutschland auf der Flucht, am Sonntag, 22. Mai, in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, per E-Mail an mail@lastoria-bremen.de. Die Teilnahme ist kostenlos. Spenden sind willkommen.

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