Altstadt. Manchmal muss man nur ein bisschen graben, um einen Schatz zu finden. Eigentlich wollte man im Dom in den 1970er-Jahren eine Fußbodenheizung installieren, stieß jedoch bei den Ausschachtungen auf mittelalterliche Bischofsgräber, ausgestattet mit üppigen Grabbeigaben. Für die sterblichen Überreste fand man eine neue letzte Ruhestätte. Die Bischofsgewänder und andere gehobene Schätze sollten ihr Dasein aber nicht im Verborgenen fristen. So wurde das Dom-Museum geboren. Zu sehen gibt es dort aber weit mehr als Seidengewänder und Schmuckstücke.
„Wir sind eine Mischung aus Bremer Kirchengeschichte, großer Kunst und Stadtchronik“, sagt Museumsleiterin Henrike Weyh. All das wird spannend und zum Teil an Hör- und Audiostationen aufbereitet. Für Kinder gibt es einen eigenen Rundgang mit spielerischem Zugang zur Ausstellung. Grüne Schilder weisen den Weg, auf dem man immer wieder Playmobil-Figuren begegnet. Eine davon erinnert ein wenig an den Nikolaus, der einer der beliebtesten Heiligen der Kirche war und später zum Bischof von Myra geweiht wurde. „Kirchengeschichte gilt ja eher als etwas verstaubt und fade. Wir beweisen das Gegenteil und zeigen, dass sie voller Überraschungen steckt.“
Große Kunst von Cranach
Und auch das gibt es im Dom-Museum: ganz große Kunst. Auf dem Gemälde „Schmerzensmann“ von Lucas Cranach aus der Zeit nach 1537 ist der gekreuzigte und auferstandene Jesus Christus mit seinen Wundmalen dargestellt. „Cranach gilt als einer der bedeutendsten deutschen Maler der Renaissance“, erzählt Weyh. „Das Gemälde hing lange Zeit als Leihgabe in der Kunsthalle bis das Dom-Museum 1995 erweitert wurde. Jetzt hat das Bild in unserem Neubau einen angemessenen Platz bekommen.“
Viele Exponate im Dom-Museum erzählen Begebenheiten aus vergangenen Zeiten von historischen Ereignissen. Wie ein ausgestelltes Sandsteinrelief, das zwei Szenen aus dem Leben der Heiligen Cosmas und Damian zeigt. Auf der linken Seite des Reliefs heilen die beiden das Bein eines Kamels. Rechts transplantieren sie einem Kranken ein neues Bein. Es ist eines der Lieblingsausstellungsstücke der Museumsleiterin. „Ich finde es einfach sympathisch, dass die Heiligen hier ein Tier behandeln. Die gelungene Transplantation muss für die Zeitgenossen unvorstellbar gewesen sein, heute bewegt sich die Medizin wirklich in diese Richtung.“
Auch die ausgestellte Luther-Bibel aus dem 17. Jahrhundert hat eine eigene Geschichte. Sie weist ein großes Brandloch auf. Der Legende nach entstand es, als im Dreißigjährigen Krieg eine Kugel in den Einband einschlug. „Wir wollen unseren Besuchern erlebbar machen, wie die Entwicklung der Stadt und der Kirche zusammenhängen und wie sie unsere heutige Kultur geprägt hat.“ Für Henrike Weyh ist das Dom-Museum ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen und Geschichte auf faszinierende Weise lebendig wird.
Sandstraße 10, Zugang: Hauptportal St.-Petri-Dom Ende rechtes Querschiffs
Wann: Mo – Fr 10 – 16.45 Uhr, Sa 10 – 13.30 Uhr, So 14 – 16.45 Uhr
Für wen: ab acht Jahren oder ab fünf Jahren mit Begleitung
Eintritt: frei
Info: Tel. 3 34 71 42 / www.dommuseum-bremen.de