Die Bremer Volkshochschule (VHS) hat den Bildungssalon wiederentdeckt. In den 1920er-Jahren kamen die Bremer in diesen Salons zusammen, um nachzudenken, Wissenswertes zu erfahren, zu diskutieren und sich auszutauschen. Zur Feier ihres 100-jährigen Bestehens lädt die VHS in diesem Jahr zu 100 kostenlosen Lernsalons ein. Filmemacher und Gärtner, Songtexterinnen und Senatorinnen, Kontaktpolizisten und Feuerwehrmänner, Kunstexperten und viele weitere öffnen ihre Türen und teilen ihr Wissen.
Die Salongäste schauen hinter die Kulissen des Weserwehrs, der Baumwollbörse oder eines Verlags und erhalten Informationen aus erster Hand. Die Teilnehmerzahl ist jedoch begrenzt, je nach Salon können zwischen fünf und 50 Personen dabei sein. Rasches Anmelden empfiehlt sich, um zum Zuge zu kommen.
Neben den 100 Lernsalons, die über das ganze Jahr verteilt sind, veranstaltet die VHS in der zweiten Jahreshälfte im Bamberger-Haus eine Ausstellung über ihre Geschichte samt umfangreichem Begleitprogramm. Im September werde es außerdem einen Tag der offenen Tür sowie ein Betriebsfest für die Dozenten und Mitarbeiter geben.
Auch in den Stadtteil-Dependancen würden Ausstellungen angeboten, sagt die VHS-Direktorin Sabina Schoefer. Derzeit seien Historiker dabei, in zahlreichen Archiven zu recherchieren. Höhen und Tiefen sollen dargestellt werden, auch über die Volkshochschule während der Herrschaft der Nationalsozialisten, Vergessenes und Verdrängtes werde informiert, kündigt Schoefer an. So manches sei in der Vergangenheit eher unter den Teppich gekehrt worden – „wahrscheinlich auch aus Scham“, vermutet die Direktorin.
Erster Leiter und Mitbegründer der VHS, die am 2. November 1919 im Bremer Gewerbehaus ins Leben gerufen wurde, war Richard von Hoff, den der Historiker Herbert Schwarzwälder als „fanatischen Rassisten“ charakterisiert. Von Hoff trat bereits 1930 der NSDAP bei und stieg unter den Nazis 1933 zum Bildungssenator auf. Das erste VHS-Programm des Wintersemesters 1919/20 umfasste 25 Veranstaltungen zur Heimatkunde, Geschichte und Kulturgeschichte.
Mittlerweile stellt die Bremer VHS pro Jahr rund 5000 Veranstaltungen auf die Beine, die von etwa 56 000 Interessierten besucht werden. Das neue Programmheft für das Frühlings- und Sommersemester 2019 ist gerade erschienen: Es sind 296 Seiten voll mit Bildungsangeboten aus den Programmbereichen Fremdsprachen, Politik und Gesellschaft, Beruf und IT, Kultur, Gesundheit, Grundbildung und Deutsch als Fremdsprache. Mehr als 1000 Menschen aus 58 Ländern – darunter 900 Dozenten – setzen sich an den acht VHS-Standorten und insgesamt rund 170 Lernorten dafür ein, vielfältiges Wissen für alle zugänglich zu machen.
Die VHS hat zum Jahreswechsel eine neue Verwaltungssoftware eingeführt, und wird in Kürze auch ihre neue Website fertigstellen, auf der die Kurse ausgewählt und gebucht werden können. Künftig können laut Schoefer die Teilnehmer die Kurse auch online bewerten. Die Gebühren seien „moderat erhöht“ worden, wobei man sich an vergleichbaren Städten orientiert habe, sagt Sabina Schoefer. Auch in diesem Jahr werde es eine Restplatzbörse geben: Empfänger von Sozialunterstützung können sich zwei Tage vor Kursbeginn nach freien Plätzen erkundigen. Gibt es die, können sie nach Vorlage eines Bescheides den Kursus besuchen und müssen nur 20 Prozent der regulären Gebühren bezahlen.
Weitere Informationen
Die neuen VHS-Programmhefte, die auch eine Übersicht über die Lernsalons enthalten, liegen in allen VHS-Geschäftsstellen, vielen Buchhandlungen, den Stadtbibliotheken sowie in Sparkassenfilialen kostenlos aus und stehen unter www.vhs-bremen.de zum Download bereit. Anmeldungen sind möglich online unter www.vhs-bremen.de, telefonisch unter 0421/ 361-123 45 oder persönlich im Bamberger-Haus, Faulenstraße 69, montags bis mittwochs von 9 bis 15 Uhr, donnerstags von 9 bis 18 Uhr.