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Volksfest in Bremen Osterwiese ohne "Commander": Das sind die Hintergründe

Auf dem Freimarkt und der Osterwiese gehört das "Commander" zu den Stammgästen. Wegen eines defekten Sicherheitsmoduls muss das Volksfest nun aber kurzfristig umplanen. So erklärt der Betreiber den Abbau.
22.03.2024, 19:47 Uhr
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Osterwiese ohne
Von Björn Struß

Die am Freitag eröffnete Osterwiese muss in diesem Jahr auf einen Stammgast verzichten. Wie berichtet, hat der "Commander" des Bremer Schaustellerbetriebs Hanstein seinen Platz auf der Bürgerweide am Donnerstag kurzfristig geräumt. "Wir bedauern dies natürlich sehr, wir hatten uns schon, wie Ihr wahrscheinlich auch, sehr darauf gefreut“, erklärte der Betreiber per Facebook. Der Abbau erfolgte vor der Gebrauchsabnahme, die alle Fahrgeschäfte durchlaufen. Dies bestätigte ein Sprecher des zuständigen Bauressorts.

Gibt es einen Ersatz?

Noch am Donnerstag reiste das Propeller-Fahrgeschäft „No Limit“ des niederländischen Schaustellers van Reken an. Laut Rudolf Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbands, war der Aufbau in kurzer Zeit möglich, weil die Technik weniger komplex ist. „Für die Abnahme hat sich das Bauressort am Freitagmorgen bereitgehalten“, erläuterte er. Im Hintergrund laufe aber bereits die Suche nach einem zweiten Ersatzkandidaten. „‘No Limit‘ baut in der kommenden Woche wieder ab, über die Ostertage steht es an einer anderen Stelle“, sagte Robrahn. Man werde aber rechtzeitig eine gute Alternative finden.

Wie erklärt der Betreiber den Abbau?

Eigentümer Sascha Hanstein hatte den Winter für eine technische Umrüstung genutzt. „Ein neues elektronisches Sicherheitsmodul ist kaputt. Im Testlauf beim Hersteller hatte es zuvor funktioniert“, schilderte Hanstein. Wann Ersatz geliefert werde, sei unklar. „Ich hätte auch abwarten können, aber das wollte ich meinen Kollegen nicht antun“, so der Schausteller. „Es ist schlecht für die Stimmung, wenn ein großes Fahrgeschäft stillsteht.“

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Welche Probleme hatte der "Commander" in den vergangenen Jahren?

Es ist nicht das erste Mal, dass der „Commander“ mit technischen Problemen zu kämpfen hat. 2022 löste sich bei einer Kirmes in Neuss das Fußteil einer Gondel. Mitarbeiter stoppten die Fahrt per Notausschalter, die Fahrgäste blieben unverletzt. Im vergangenen Jahr musste das Fahrgeschäft auf dem Schützenfest in Hannover den Betrieb einstellen. Hintergrund war offenbar ein defektes Kugellager, wie die „Hannoversche Allgemeine“ berichtete.

Zudem ruhte der Betrieb 2023 auf dem Stoppelmarkt in Vechta für ein paar Tage. Laut Hanstein hatte die örtliche Zulassungsstelle einen Herkunftsnachweis für zwei Bauteile vermisst. „Die Nutzung war mit dem Tüv Nord abgestimmt, die Behörde hätte dort nur anrufen müssen“, betonte er.

Warum war die Umrüstung notwendig?

Im September vergangenen Jahres bekam Hanstein Post vom Tüv, der ihn über neue technische Vorgaben für den „Commander“ informierte. Verbindlich sind diese Vorgaben nach Aussage des Schaustellers erst ab 2025. Doch er nutzte den Winter, um sein Fahrgeschäft umzurüsten. Hintergrund ist die EU-Sicherheitsnorm DIN EN 13814, die von den Bauministerien der 16 Bundesländer 2013 eingeführt worden war. Sie besagt zum Beispiel, dass ein Kettenkarussell nicht mehr auf 75, sondern auf 100 Kilo pro Fahrgast ausgelegt sein muss.

Warum zieht sich die Umsetzung der Sicherheitsnorm über Jahre hin?

2015 entbrannte ein Rechtsstreit um die neue Norm. Anders als auf EU-Ebene konzipiert, enthält sie nämlich keinen Bestandsschutz für alte Fahrgeschäfte. Die Oberverwaltungsgerichte in Niedersachsen und Bayern urteilten gegen die klagenden Schausteller und ließen keine Revision beim Bundesverwaltungsgericht zu. Damit stand fest, dass auch alte Fahrgeschäfte die neuen Sicherheitsvorgaben erfüllen müssen.

Doch wie genau diese Bestimmungen aussehen, muss laut Robrahn vom Bremer Schaustellerverband für jeden Karussell-Typ in einem aufwendigen Verfahren einzeln berechnet werden. „Das Modell Breakdancer ist in Deutschland am weitesten verbreitet, deshalb fing man damit an“, erläuterte Robrahn. Vom „Commander“ gäbe es hingegen nur sehr wenige mobile Ausführungen. Für eine Sicherheitsnorm, die es seit 2013 gibt, war die konkrete Ausgestaltung in diesem Fall deshalb erst 2023 fertig. Lange Übergangszeiträume sind nach Meinung von Robrahn wichtig, weil die kostspieligen Umrüstungen nicht von heute auf morgen zu stemmen sind.

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