"Schusswaffengebrauch bei Polizeieinsatz" war eine Polizeimeldung vom frühen Donnerstagmorgen überschrieben. In der Nacht um 3.35 Uhr hatte ein Bundespolizist auf einen 38-Jährigen geschossen und ihn dabei schwer verletzt.
Dem Vernehmen nach wollte eine aus zwei Beamten bestehenden Streife den aus Ghana stammenden Mann im Bahnhof kontrollieren. Dem versuchte er sich zu entziehen, indem er gen Ausgang lief. Die beiden Polizisten verfolgten den 38-Jährigen und stellten ihn im Eingangsbereich. Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung, in deren Verlauf der 38-Jährige ein Messer zückte und auf einen der Beamten losging. Nach Informationen des WESER-KURIER gab der Polizist einen Warnschuss ab, was der Angreifer aber ignoriert haben soll. Daraufhin wurde zweimal gezielt auf den Mann geschossen.
Der 38-Jährige erlitt dadurch schwere Verletzungen. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und sofort notoperiert. Vorübergehend soll Lebensgefahr bestanden haben. Ein Taser konnte in diesem Fall nicht eingesetzt werden – die normalen Streifen der Bundespolizei sind damit nicht ausgerüstet.

Nach dem Messerangriff am Bremer Hauptbahnhof sichern Polizisten den Tatort.
Die Ermittlungen in diesem Fall übernahm die Landespolizei. Sie führte auch die Spurensuche am Hauptbahnhof durch, die am Donnerstagmorgen zu weiträumigen Absperrungen in der Bahnhofshalle und direkt davor führte. Die Besucher des Bahnhofes mussten auf diese Weise die Seitenein- beziehungsweise -ausgänge benutzen. Die Polizei wollte auf diese Weise verhindern, dass Personen durch den Tatort liefen.
Was genau sich zugetragen hat, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft. Dazu gehört auch die Auswertung von Videoaufnahmen. Da sowohl die Bahnhofshalle als auch der Vorplatz mit mehrern hochauflösenden Kameras überwacht werden, soll der Ablauf des Vorfalles vergleichsweise gut dokumentiert sein.
Trotzdem sucht die Polizei nach Zeugen. Wer Angaben zu dem Vorfall machen kann, kann sich unter der Rufnummer 0421/362-3888 jederzeit beim Kriminaldauerdienst der Polizei Bremen melden.
Marcel Schröder, Sprecher für Inneres bei der FDP-Fraktion Bremen, kritisierte in einer Pressemitteilung, dass die Bundespolizei nicht mit Tasern ausgerüstet ist. "Die Tragödie hätte leicht verhindert werden können, dürften alle Polizisten Taser mitführen." Eine weitere Erkenntnis aus seiner Sicht: "Messerverbote tragen nicht zu mehr Sicherheit bei. Sondern sind nichts weiter als reine Symbolpolitik."
Mann nicht ausreisepflichtig
Im Laufe des Donnerstags wurde in Medien berichtet, dass es sich bei dem Angeschossenen um einen abgelehnten Asylbewerber handelte, der längst ausreisepflichtig gewesen wäre. Dies wies die Innenbehörde auf Anfrage des WESER-KURIER zurück: Der Mann sei nicht ausreisepflichtig gewesen, sagt Behördensprecherin Canan Sevil. Zwar treffe es zu, dass im Jahr 2011 ein Asylantrag des Mannes abgelehnt wurde. Er sei aber bereits seit 2012 im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis aus familiären Gründen. "Diese Aufenthaltserlaubnis besteht bis heute fort."
Aktuell sei der Betroffene im Besitz einer sogenannten Fiktionsbescheinigung, weil das Migrationsamt wie bei allen Aufenthaltserlaubnissen in regelmäßigen Abständen prüfe, ob deren Voraussetzungen noch gegeben sind. Für den Zeitraum dieser Überprüfung erhalte jede ausländische Person eine Fiktionsbescheinigung, die aber der zuletzt besessenen Aufenthaltserlaubnis entspreche.