Die Nachfrage nach Wohnraum wächst weiter. Und wer derzeit trotz des hohen Zinsniveaus und rasant gestiegener Kosten plant, ein Eigenheim oder Mietshaus zu bauen, kann bei der Suche nach einem bebaubaren Grundstück in Bremen schier verzweifeln. Um eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung zu fördern, hat Bremen 1990 ein Baulücken-Programm aufgelegt. Denn Innenentwicklung schafft Wohnraum an der richtigen Stelle und dämmt die teure Erschließung von Neubaugebieten auf der grünen Wiese ein.
Seit 2017 können zudem potenzielle Bauherren im Baulücken-Kataster stadtweit selbst nach geeignetem Bauland in gewachsenen Siedlungen forschen. Aktuell weist es mehr als 3800 vor allem für Wohngebäude geeignete Grundstücke in Bremen und Bremen-Nord aus. Davon sind 2197 gelistete Flächen unbebaut, von denen wiederum 112 für Tiny Houses geeignet sind.
Die größte Baulücke ist eine 20.303 Quadratmeter große Fläche in der Lerchenstraße in Aumund-Hammersbeck, die kleinste mit 24 Quadratmetern liegt in der Erlenstraße in der Bremer Neustadt. Blumenthal nimmt der Übersicht zufolge mit 752 Baulücken, vor Vegesack mit 442 und Hemelingen mit 324 den Spitzenrang ein.
„Wir haben das Potenzial der Baulücken deutlich unterschätzt, und dieses Bauland ist noch längst nicht ausgeschöpft“, sagt Eberhard Mattfeldt. Der Architekt steuert das Baulücken-Programm. Weil Bremen sich baulich ständig weiterentwickelt, sind er und weitere Mitglieder der Arbeitsgruppe Baulücken viel unterwegs, um die Datenbasis für das öffentliche, tagesaktuelle Online-Kataster zu pflegen. Dabei treffen sie mitunter auf Eigentümer, denen gar nicht bewusst ist, dass sie ein Baugrundstück besitzen.
Die wichtigste Information, die Lage, zeigt das Baulücken-Web-GIS in Grund- und Katasterkarten sowie Luftbildern. In das geografische Infosystem sind Bebauungspläne eingebunden und eine Straßensuchfunktion. Durch Filter kann nach Quartier, Grundstücksgröße und für Tiny Houses passende Flächen gesucht werden, denn eine Mindestgröße ist nicht vorgegeben, folglich werden auch vergleichsweise kleine Grundstücke gelistet. Ebenso gering bebaute und eine 1237 Quadratmeter große Fläche mit Bunkerbebauung in der Leutweinstraße in Walle.
Unter den Begriff gering bebaute Grundstücke, von denen derzeit 1635 aufgelistet sind, fallen nach der Definition im Baulückenprogramm zum Beispiel Flächen auf Grundstücken, die mit einem kleineren Gebäude bebaut sind, aber eine größere Bebauungszone haben. Auch solche, auf denen vielleicht eine kleine Garage oder ein altes eingeschossiges Ladengebäude steht und auf denen laut Baurecht vielleicht sogar drei- bis viergeschossige Wohnbebauung möglich wäre.
Die entscheidende Frage, nämlich nach der Adresse des Eigentümers, bleibt indes unbeantwortet. „Diese Daten geben wir allerdings nicht heraus“, sagt Diplom-Ingenieur Mattfeldt. Auch eine Nachfrage beim Grundbuchamt führt zu nichts, weil kein berechtigtes juristisch vertretbares Interesse vorliegt. Die Detektivarbeit muss ein Interessent demzufolge selbst leisten, vielleicht bei Nachbarn nachfragen oder aus Luftbildern mögliche Nutzungszusammenhänge erkennen.
Weil die Kommune Lückenbebauung fördern will, gewährt Bremen potenziellen Bauherren Vorteile: Mietwohnungsförderung und Eigenheimzuschuss. Darüber hinaus gewähren ihnen zwei Banken ermäßigte Hypothekenzinsen, eine Versicherung bietet ihre Wohngebäudeversicherung mit einem Prämiennachlass für Lückenbebauungen an und die Ablösungsbeträge liegen bei 25 Prozent der durchschnittlichen Stellplatzherstellungskosten, weil wegen Platzmangels gar keine Parkplätze angelegt werden können. In diesen drei Fällen muss jedoch ein Baulücken-Testat vorgelegt werden. Diese Bescheinigung sowie individuelle Beratung gibt es kostenlos bei der Arbeitsgruppe Baulücken.