Sie waren mittendrin im Geschäft, was einigermaßen unerwartet kam: Noch im Herbst hatten die eigentlich für eine eher schwache Hinrunde bekannten Kicker der BTS Neustadt einen Platz im ersten Drittel der Bremen-Liga belegt. Aber danach lief es dann wie aus den Vorjahren gewohnt: Die Neustädter gingen mit vier Niederlagen in die Winterpause und fielen auf den neunten Platz zurück. „Wir müssen jetzt eher nach unten als nach oben gucken - die Liga ist halt eng“, sagt Benjamin Lassalle.
Er tritt für gewöhnlich im Mittelfeld der BTS an, ist aber gemeinsam mit dem Kollegen Ralf Kellnar als Abteilungsleiter auch für das große Ganze zuständig. „Am Ende war der Schlendrian drin“, findet der Mann mit der Doppelfunktion. Die Hinrunde der Neustädter verlief vielleicht nicht ganz so durchwachsen, wie sie es eigentlich gewohnt sind. Aber es gab schon einige Höhen und Tiefen. Der Start konnte angesichts von acht Punkten aus fünf Spielen noch als gelungen gelten. Dem 0:6 beim Brinkumer SV schlossen sich nämlich vier ungeschlagene Spiele an, mit einem 5:1 gegen den aktuellen Spitzenreiter SV Hemelingen als krönenden Abschluss. Danach wechselten sich Sieg und Niederlage ab, und das reichte der BTS, um sich bis auf den fünften Platz der Liga vorzuarbeiten.
Es hatte vor einigen Wochen also nichts darauf hingedeutet, dass die Neustädter nicht auf einem sehr ordentlichen Platz in die Pause gehen würden. „Das ist vielleicht so ein typisches Amateurfußball-Ding: Man hat seine Phasen“, vermutet Benjamin Lassalle. Wenn es einigermaßen gut läuft, lassen Konzentration und Leistungsbereitschaft manchmal nach. „Man gibt dann zwei, drei Prozent weniger und kriegt die Retourkutsche“, sagt der 34-Jährige.
Am Ende kamen jedenfalls ein paar Ergebnisse heraus, die der Abteilungsleiter als „ärgerlich“ bezeichnet. Er bezieht sich dabei natürlich in erster Linie auf die letzten Spiele des vergangenen Jahres. Lediglich das 0:3 im Rückspiel gegen Brinkum hält Lassalle nicht für unnötig: Der Gegner verfügt über eine starke Mannschaft und so habe die BTS „zurecht verloren“. Die 4:5-Niederlage beim Blumenthaler SV sei dagegen vermeidbar gewesen. „Wenn du vier Buden machst, musst du gewinnen“, findet Benjamin Lassalle. Das gelte umso mehr, als die Blumenthaler ihre Treffer ausnahmslos nach Standards erzielten. „Das darf mit unseren langen Kerls da hinten eigentlich nicht passieren.“ Die 1:3-Pleite gegen den TS Woltmershausen folgte dagegen einem anderen Muster: Eigentlich war die BTS gut ins Spiel gekommen, kassierte aber bereits nach 13 Minuten eine umstrittene Rote Karte gegen Leyson Cortes, musste also sehr lange in Unterzahl agieren. Und schließlich gab es noch dieses 1:2 gegen Tura. „Bei allem Respekt musst du sie einfach schlagen“, betont Lassalle.
Weil aber auch gegen das Kellerkind keine Punkte heraussprangen, sind die Neustädter der Abstiegszone nun wieder ein ganzes Stück näher gerückt. Angesichts eines Vorsprungs von sechs Punkten besteht allerdings kein Anlass zu großer Sorge. Das würde auch gar nicht passen zu einer BTS Neustadt, die etwas andere Schwerpunkte setzt. „Wir machen das ein bisschen oldschool, wie in einem alten Verein, wo man vor allem ein Teil der Gemeinschaft ist“, sagt Benjamin Lassalle.
Diese Gemeinschaft ist wichtig in der Neustadt. Sie ist auch das Ergebnis einer Fußballabteilung, die überwiegend aus Menschen gebildet wird, die sehr lange das BTS-Trikot tragen. Es gibt eine ganze Menge Identifikation in diesem Verein. Das unterscheidet ihn von vielen anderen. Es führt auf der anderen Seite aber auch immer wieder mal dazu, dass der Leistungsgedanke in der 1. Herren nicht ganz so ausgeprägt ist wie an anderen Bremen-Liga-Standorten. Das ist das Ergebnis einer einfachen Gleichung: Wer den Verein respektiert und ihn mit einer treuen Mitgliedschaft versieht, erhält als unbezahlter Amateursportler eben gewisse Freiheiten.
Dafür ist auch Benjamin Lasalle ein ganz gutes Beispiel. Er hatte wie zahlreiche Mannschaftskollegen einen Teil der Vorbereitung verpasst, weil es andere Dinge in seinem Leben gab. „Ich war viel unterwegs, auf Reisen und auf Festivals“, sagt der Abteilungsleiter. Also fehlte er wochenlang und konnte nicht alle Einheiten mitmachen. Das kostete dem Mittelfeldspieler seinen Stammplatz. Erst im Verlauf der Saison erkämpfte sich Benjamin Lasalle die alte Position vor der Abwehr. Er machte sechs Spiele und fiel bei der 1:2-Heimniederlage gegen den FC Oberneuland so unglücklich, dass er sich eine Schultereckgelenksprengung zuzog. Anfang Oktober war das. Eigentlich wäre Lasalle nach zwei Monaten wieder bereit für eine Rückkehr ins Team gewesen.
Aber das hätte so kurz vor der Winterpause weder einen Sinn ergeben noch zur persönlichen Situation des Spielers gepasst. Denn im Herbst hatte sich Benjamin Lasalle ein Bauernhaus in Ritterhude gekauft. Es wird gerade umgebaut, und dabei ist eine Menge Eigenleistung erforderlich. „In der Wintervorbereitung komme ich deshalb auch nicht immer zu jedem Training“, sagt der Routinier. Er bedauert die verpassten Einheiten. „Aber das ist momentan leider so“, erklärt der Leiter der etwas anderen Fußballabteilung. In zwei Wochen ist bereits der Umzug geplant. „Und danach mache ich den Jungs wieder Feuer unterm Hintern“, sagt Benjamin Lassalle. Es gibt ja auch auf dem Platz noch eine ganze Menge zu tun.