Schluss mit der Langeweile: Nach der kurzen Stippvisite der U23 des SV Werder in der vergangenen Saison geht es wieder ein bisschen ausgeglichener zu in der Bremen-Liga. Einmal mehr sorgte die Spielklasse dabei für diverse Gesprächsthemen. Der WESER-KURIER fasst die Wichtigsten zusammen.
Der Titelkampf
Im Jahr nach der U23 gibt es wieder ein offenes Rennen um den Titel. Dabei besitzt die SV Hemelingen (41 Punkte) mit einem Vorsprung von vier Punkten auf den OSC Bremerhaven (37) und sechs auf den Brinkumer SV (35) die besten Chancen. Allerdings schrumpft die Bedeutung der Abstände angesichts der Schwankungen des Spitzentrios. Denn souverän trat selbst der aktuelle Tabellenführer bislang nicht auf. In der Bilanz der SVH stehen ein spätes 2:2 gegen Vatan Sport und gar eine 1:5-Niederlage bei der BTS Neustadt.
Für SVH-Trainer Günter Tuncel steht fest: „Es gibt diesmal keine absolute Übermannschaft.“ Das unterstreichen ja auch die Ergebnisse der Verfolger: Der OSC patzte unter anderen gegen den Habenhauser FV (1:3) und sorgte mit dem 5:5 gegen Vatan für ein sehr kurioses Ergebnis. In Brinkum fielen eine 1:5-Heimniederlage gegen die SG Aumund-Vegesack sowie die Pleiten bei Vatan (2:3) aus dem Rahmen. Die besten Chancen im Titelrennen hat vermutlich die Mannschaft mit den wenigstens Ausrutschern in der zweiten Saisonhälfte. Es dürfte jedenfalls noch relativ lange spannend bleiben.
Die gefallenen Tore
Ohne Werders U23, die allein in der Hinrunde der vergangenen Saison viermal zweistellig getroffen hatte, gestalteten sich die Ergebnisse ein bisschen erträglicher. Bislang gelang es jedenfalls keinem Team, die Marke von zehn Toren zu knacken. Der 8:2-Erfolg des FC Union 60 gegen das Schlusslicht SC Vahr-Blockdiek gilt als höchster Sieg. Daneben endeten allein fünf Spiele mit einem 6:0-Erfolg: Die SV Hemelingen besiegte den FCO und Habenhausen mit diesem Ergebnis, Oberneuland schlug wiederum den TW Woltmershausen, der auch Union 60 mit 0:6 unterlag. Schließlich gewann der Brinkumer SV mit dem gleichen Resultat gegen die BTS Neustadt.
Aus Brinkum kommt auch der bislang erfolgreichste Torschütze: Jan Rabens traf 19 Mal und liegt damit vor OSC-Goalgetter Jan-Niklas Kersten (17), der zur Winterpause als Spielertrainer zum SV Spieka wechseln wird. Es folgen: Maurice Kirsch (15, Union 60), Jerome Albritton (14, SG Aumund-Vegesack), Clinton Helmdach (14, SV Hemelingen), Enes Rüzgar (14, Union 60), Tim Klowat (13, ESC Geestemünde) und Ole Böttcher (11, TV Eiche Horn).
Das Mittelfeld
In der nur 16 Teams umfassenden Bremen-Liga gilt es als einigermaßen schwierig, jene Mannschaften zu ermitteln, die weder etwas mit der Meisterschaft noch mit dem Abstieg zu tun haben werden. Das Mittelfeld ist jedenfalls nicht sehr groß. Der zuletzt aus der Spitzengruppe gefallene ESC Geestemünde (29) sollte aber ebenso wie der starke Aufsteiger TV Eiche Horn (29) zu den Anwärtern auf einen der Plätze im „Niemandsland“ zählen. Auch der offenbar stabile FC Union 60 (27) dürfte den Blick nicht nach unten richten müssen, der Blumenthaler SV (26) und der TS Woltmershausen (25) befinden sich zumindest auf einem guten Weg.
Dabei weiß der TSW durchaus zu überraschen, war er doch vor der Saison zu jenen Teams gezählt worden, denen ein schwieriges Jahr bevorsteht. Nun zahlt sich offenbar aus, dass sich der einstige Chefcoach Carlos Pereira im Sommer seinen Namensvetter Paulo Pereira an die Seite geholt hatte. Die beiden Freunde kümmern sich jetzt gemeinsam um die Mannschaft, in unterschiedlichen Rollen. Während Carlos Pereira nach sieben Jahren in verantwortlicher Position als Vertrauter der Spieler gilt, ist Paulo vor allem für eine disziplinierte Arbeit zuständig.
Noch Luft nach oben ist beim TSW aber in der Fairness-Tabelle: Mit 40 Gelben Karten und zwei Platzverweise belegt das Team lediglich den drittletzten Platz in diesem Ranking. Das mag gegenüber mancher Vorsaison ein Fortschritt sein, Paulo Pereiras Ziel, die Spieler mögen nur noch "als Fußballer" auffallen, wurde aber noch nicht erreicht. Immerhin rangieren im FC Oberneuland und Vatan Sport zwei Teams hinter dem TSW.
Die Trainerwechsel
Die ersten Abschiede fanden in der Vorbereitung statt: Zwei Wochen vor dem Start trennten sich die Wege von Dennis Ley und dem OSC Bremerhaven. „Im gegenseitigen Einverständnis“, beschrieb es der Sportliche Leiter Björn Böning – und übernahm den Trainerposten danach einmal mehr selbst. Der FC Union 60 installierte in Sven Apostel dagegen ähnlich kurzfristig einen neuen Cheftrainer und schloss damit ein recht kurioses Kapitel ab: Zum Ende der Vorbereitung hatte sich der Verein zunächst von Co-Trainer Kiyoumars Abdoly getrennt. Daraufhin löste Chefcoach Michael Arends die Zusammenarbeit zu Beginn des Augusts auf, und das führte wiederum zum Abschied von rund einem Dutzend Spieler, darunter diverse Stammkräfte.
Es hatte also gewaltig rumort in der Pauliner Marsch, und das lässt die bislang sehr ordentliche Saison des FC Union 60 noch einmal in einem anderen Licht erscheinen: Offenbar ist es dem ursprünglich als Co-Trainer neben Arends eingeplanten Sven Apostel schnell gelungen, für Ruhe zu sorgen.
Weniger gut lief es offenbar zwischen Frank Dahlenberg und dem Blumenthaler SV, die bereits Anfang September ihre Zusammenarbeit beendeten – offenbar angesichts unterschiedlicher Auffassungen. Für Dahlenberg übernahm Malte Tietze, und nur einige Tage später kam es auch in Oberneuland zum Bruch. Lediglich einen Punkt aus vier Spielen hatte Alexander Schwarzenberger mit dem FCO gewonnen. Das war dem Verein zu wenig, und so ersetzte man den erst im Sommer verpflichteten Trainer durch Serhan Zengin. Erst einige Tage zurückliegt dagegen der letzte Trainerwechsel: Anfang Dezember übernahm Necati Uluisik den Posten auf der Vatan-Bank von Spielertrainer Mert Sait, der sich nun auf seine Aufgabe als Kicker konzentrieren wird.
Der Tabellenkeller
Ab Platz neun wird es langsam eng: Zwar trennen die BTS Neustadt (22) noch sechs Punkte vom ersten Abstiegsplatz. Aber das soll nichts heißen in einer zweiten Tabellenhälfte, die vor allem durch sehr große Fluktuation gekennzeichnet ist. Das wird schon am Beispiel der Neustädter deutlich: Nach einem schwierigen Start hatte das Team von Volker Fahlbusch im Herbst einige Plätze gut gemacht und sogar den Kontakt zur Spitzengruppe hergestellt. Nach zuletzt vier Niederlagen in Folge ging es aber wieder zurück in den Tabellenkeller. Auch dem ja ebenfalls schwach gestarteten FC Oberneuland (20) vermochte ein Zwischenhoch nicht deutlich weiterzuhelfen. Ihn trennen lediglich vier Punkte von einem Abstiegsplatz.
Auf den Double-Sieger von 2023 folgen im SV Werder Bremen III (17), Tura Bremen (17) und Vatan Sport (17) drei punktgleiche Teams – die nur einen Zähler vor der Abstiegszone liegen. Die SG Aumund-Vegesack (16) kann sich als 14. sogar nur aufgrund eines besseren Torverhältnisses gegenüber dem Habenhauser FV (16) auf dem ersten Abstiegsplatz behaupten. In den ersten Partien des kommenden Jahres wird es für dieses Quintett wohl darum gehen, sich möglichst schnell von der Konkurrenz abzusetzen.
Dann wird sich auch zeigen, ob der SC Vahr-Blockdiek (3) seine derzeit recht aussichtslose Lage noch verbessern kann. Angesichts eines Rückstands von 14 Punkten zur Nicht-Abstiegszone benötigt man beim SCVB aber wohl schon ein kleines Wunder, um die Landesliga noch zu vermeiden.