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Recycling in Wohngebieten Warum die Neustadt so schlecht mit Altglascontainern versorgt ist

Die Bremer Neustadt hängt beim wohnortnahen Recycling hinterher: Die Stadtreinigung plant mehr Containerplätze für Altglas und Altkleidung. Warum die Suche nach neuen Standorten so schwierig ist.
22.08.2024, 05:00:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Warum die Neustadt so schlecht mit Altglascontainern versorgt ist
Von Karin Mörtel
Inhaltsverzeichnis

In der Bremer Neustadt gibt es immer wieder Ärger wegen Müll und Lärm rund um bestimmte Containerplätze für Altglas und Altkleider. Zuletzt an der Theodor-Storm-Straße in der Gartenstadt Süd, wo manche Nachbarn seit Monaten auf den Abbau der Container hoffen. Wie die Bremer Stadtreinigung und der Neustädter Beirat dem Problem begegnen. Und warum es künftig eher mehr als weniger Containerplätze im Stadtteil geben wird.

Gibt es ausreichend Containerplätze in der Neustadt?

Fragt man die Fachleute bei der Bremer Stadtreinigung (DBS), so lautet die klare Antwort: nein. Aktuell gibt es neun Containerplätze im Stadtteil. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass in der Neustadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl stadtweit mit großem Abstand die wenigsten Container stehen.

Aktuell müssen sich in der Neustadt knapp 5000 Menschen durchschnittlich gemeinsam eine Abgabestelle für Altglas und -kleider teilen. Erklärtes Ziel der DBS ist es, dass es maximal 2000 Menschen sind. Das ist bereits in neun Bremer Stadtteilen der Fall, darunter in Obervieland, Seehausen und Strom. Am zweitschlechtesten ist die Versorgung in Schwachhausen (durchschnittlich knapp 3300 Einwohner pro Containerplatz). Daher ist die Marschrichtung der Fachleute für die Neustadt klar: "Die Anzahl der Containerplätze muss unbedingt erhalten und ausgebaut werden", sagt Jost Blankenhagen von der DBS.

Wo wollen die Fachleute neue Containerplätze einrichten?

In den Ortsteilen Neustadt, Südervorstadt und Buntentor gibt es zurzeit noch keinerlei Möglichkeit, wohnortnah sein Altglas sowie getragene Kleidung und Schuhe zu entsorgen. "Das sind fast 20.000 Menschen, die noch unversorgt sind und ihr Glas über weitere Strecken entsorgen müssen", sagt Blankenhagen. Andere Ortsteile hätten zwar schon solche Sammelbehälter, aber zu wenig für die vielen Menschen, die im Umkreis wohnen. Das wiederum erhöhe den Druck auf einzelne Standorte und steigere die Gefahr von Problemen im Umfeld.

Das will die DBS nun ändern und prüft sechs Standorte im Stadtteil, an denen möglicherweise weitere Containerplätze eingerichtet werden könnten (siehe Grafik). Dazu zählen Bereiche am Buntentorsteinweg, an der Westerstraße, am Niedersachsendamm, an der Bochumer Straße und an der Neuenlander Straße. "Weder sind die Plätze bereits geprüft noch beschlossen", betont Jost Blankenhagen von der DBS. Es werde in einem Umkreis von 50 bis 100 Metern gesucht. Verabredet ist, dass Vertreterinnen und Vertreter vom Beirat, Ortsamt und dem Amt für Straßen und Verkehr an den Ortsterminen teilnehmen.

Welche Kriterien müssen neue Plätze erfüllen?

Besonders in den eng bebauten Ortsteilen gestalte sich die Suche nach neuen Standorten für Containerplätze schwierig, sagt Fachmann Blankenhagen. Denn es müssen gleich mehrere Kriterien erfüllt sein, damit ein Platz als geeignet und zugleich als zumutbar für die Nachbarschaft gilt.

Die Container müssen mindestens im Abstand von zwölf Metern zu Wohnhäusern stehen. Schwere Laster, die die eingeworfenen Wertstoffe abfahren, müssen nah heranfahren können, ohne den Verkehr zu behindern oder Grünflächen zu schädigen. Und es sollte die Möglichkeit bestehen, dass auch Autos zumindest kurzfristig anhalten können, damit Altglas und Altkleider entladen und eingeworfen werden können. Ebenfalls wichtig sei eine gute Beleuchtung und Sichtbarkeit der Containerplätze. "In abgelegenen Ecken ist die soziale Kontrolle gering und es gibt deutlich mehr Probleme", weiß Blankenhagen aus Erfahrung.

Werden die Container an der Theodor-Storm-Straße wieder abgebaut?

Zu den neun aktuellen Containerplätzen zählt auch der noch relativ neue Standort an der Theodor-Storm-Straße. Er wurde im Frühjahr 2023 eingerichtet, um die Entsorgungsmöglichkeiten in der Gartenstadt Süd zu verbessern. Seither protestiert eine Gruppe von Anwohnerinnen gegen den dadurch entstandenen, zusätzlichen Lärm und Müll in ihrer Nachbarschaft.

"Inzwischen hat sich die Sauberkeit am Platz verbessert, abgestellter Müll wird zügig entfernt", bescheinigt Anwohnerin Hildburg Schade der DBS. Aus ihrer Sicht sei aber der Lärm weiterhin ein großes Problem, "Ich höre das Klirren der Gläser durch mein geschlossenes Fenster", so Schade. Und das, obwohl die DBS zwischenzeitlich einen Glascontainer aufgrund der Beschwerden gegen einen leiseren ausgetauscht hat.

Der Umweltausschuss des Neustädter Beirates hatte im Februar beschlossen, die umstrittenen Sammelbehälter wieder entfernen zu lassen. Dagegen hatte die DBS allerdings mit Erfolg Einspruch eingelegt. "Wir wurden vor dem Beschluss nicht gehört, das wird nun im Rahmen eines Ortstermins nachgeholt", erklärt Blankenhagen von der DBS das weitere Verfahren. Daher sei momentan noch offen, ob der Standort bleibt oder nicht. Hildburg Schade und ihre Mitstreiter haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der Beiratsausschuss auch weiterhin bei seiner Haltung bleibt: "Wir bleiben in jedem Fall am Ball und wollen, dass die Container verschwinden", so die Anwohnerin.

Was kann man an welchen Standorten einwerfen?

Die meisten der vorhandenen neun Containerplätze in der Neustadt bieten Sammelbehälter für Altglas sowie gebrauchte Schuhe und Kleidung. Das gilt für die Standorte Schulstraße 21, Neckarstraße 112, Werderstraße 58, Theodor-Storm-Straße 6, Thedinghauser Straße 117 und den Platz an der Sophie-Germain-Straße in Huckelriede.
Ausschließlich Altglas kann man zwischen 7 und 19 Uhr außer sonntags an den beiden Standorten Volkmannstraße und auf dem Parkplatz des Restaurants Der Kuhhirte auf dem Stadtwerder einwerfen. Das Komplettangebot mit Containern für Altglas, Schuhe und Altkleider sowie kleine Elektrogeräte gibt es am Standort Kirchweg 204. Nähere Informationen gibt es unter www.die-bremer-stadtreinigung.de/karte.

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