„Die Idee war, Vernetzung zu schaffen, Orte zu sammeln und Angebote sichtbarer zu machen“, sagt David Sehmsdorf von der Klimawerkstadt in der Westerstraße über die vor Kurzem erschienene Broschüre „Nachhaltige Nutzung in Bremen“.
Die Veröffentlichung im Taschenformat ist in vier Themenbereiche gegliedert: „Weiternutzen und Reparieren“, „Verschenken und Tauschen“, „Leihen und Mieten“ und „Gebraucht kaufen“. Zu jedem Themengebiet gibt es einen kurzen Text, der einordnet und Hinweise gibt, wie ein Weiternutzen möglich ist und wo es Möglichkeiten zur Reparatur gibt, nützliche Hinweise auf Websites zum Thema inklusive.
Wo man in Bremen Gebrauchtes finden kann
Der „Verschenken und Tauschen“-Text zeigt die Vorteile des Weitergebens von Dingen, die nicht mehr benötigt werden, auf und gibt Tipps, wo sich Dinge loswerden, aber auch finden lassen – etwa auf Kleidertauschpartys, in Bücherschränken oder in Verschenkekisten.
„Leihen und Mieten“ bringt die diverse Plattformen wie Nebenan.de oder Leihläden-Bremen.de ins Gespräch, „Gebraucht kaufen“ konfrontiert mit konkreten Fragen zur Selbstreflexion: Brauche ich diesen Gegenstand wirklich? Werde ich ihn regelmäßig nutzen? Welchen Mehrwert erhoffe ich mir von dem Gegenstand?
Unterstützt von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, möchte die Klimawerkstadt neben den praxisnahen Hinweisen auch eine kompakte Übersicht von Orten in Bremen liefern, an denen sich Gebrauchsgegenstände zum Beispiel reparieren, ausleihen oder gebraucht kaufen lassen. Außerdem soll die Broschüre einen Beitrag leisten zu einem aus Sicht der Klimawerkstadt dringend notwendigen Wandel des Umgangs mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen.
„Der Umgang mit Ressourcen ist katastrophal“, meint David Sehmsdorf, „der Umlauf von Elektronikgeräten übersteigt die Anzahl der Nutzenden. Außerdem halten sie nicht lange, sind nicht reparierbar und werden unter schlechten Bedingungen hergestellt.“ Daher möchte die Klimawerkstadt eine nachhaltige Nutzung unterstützen – denn: „Es braucht eigentlich nur noch wenige neue Produkte, denn es gibt bereits genügend. Wir sollten Dinge länger nutzen.“
Gebrauchsgegenstände gemeinsam nutzen
Gegenstände wie Bohrmaschinen oder andere Werkzeuge oder auch Autos würden die meiste Zeit herumliegen oder herumstehen, sodass zum Beispiel eine gemeinsame Nutzung gleichzeitig zu einer höheren Nutzungsdauer führen würde.
Eine Frage des Angebots und zum Teil eine Frage von Gewohnheiten sei die Nutzung von Dingen, meint David Sehmsdorf: „Und das lässt sich verändern, das ist nichts Starres. Die Stadtbibliothek bietet das schon lange selbstverständlich an und das wird auch nicht in Frage gestellt: Warum dann nicht auch Werkzeuge leihen?“ Die Angebote in diesem Bereich würden jedenfalls zunehmen, sagt er und erinnert an das Beispiel des Carsharings - „aber leider nicht in dem Tempo, wie es passieren müsste, um einen Unterschied zu machen.“
Illustrationen von Sophie Meyerhoff
Damit dieser Unterschied sichtbarer wird, wartet das liebevoll gefertigte Büchlein mit einer fantasievollen Gestaltung auf. Dafür hat die Illustratorin Sophie Meyerhoff vier verschiedene Leitfarben für die vier Kapitel eingesetzt: „Durch den Inhalt hat sich mir die Gestaltung erschlossen. Und ich wollte auch Humor und Freude hineinbringen“, sagt sie.
Es gibt nicht nur originelle Zeichnungen und Grafiken mit Vorschlägen, wie gebrauchte Sachen weiter genutzt werden können, es gibt auch Stadtkarten von Bremen, in denen die verschiedenen Orte verzeichnet sind, wo ein Verschenken, ein Leihen oder ein Reparieren möglich ist: Es sind Reparaturcafés eingezeichnet, Umsonstläden und Verleihmöglichkeiten, um nur einige zu nennen. Außerdem sind die entsprechenden Adressen zu finden und praktische Informationen, wie nachhaltige Nutzung nicht nur machbar werden, sondern noch Spaß machen kann.
„Überall ist Überfluss“
„Uns geht es darum, Freude beim anderen Umgang mit Ressourcen zu vermitteln. Dass es schön ist, sich mit anderen Menschen das Wissen anzueignen und zu teilen. Und dass es auch noch andere Aspekte gibt“, meint David Sehmsdorf. Denn: „Überall ist Überfluss und es geht darum, eine Kehrtwende hinzubekommen, um mit dem bereits Vorhandenen umzugehen.“
Das Recht auf Reparatur etwa gehöre dazu, „und dass es eine Garantie vom Hersteller gibt, die Geräte reparieren zu können. Das ist ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres Bestrebens.“