Die ältere Generation der Neustädter wird derzeit von einem Forscherinnen-Team der Universität Bremen begleitet. Wie fit sind die Männer und Frauen zwischen 65 und 75 Jahren? Wie viel bewegen sie sich? Und ganz wichtig: Was fehlt im Ortsteil, damit sich die Älteren noch mehr sowohl drinnen als auch draußen bewegen? Diese Fragen klären die Wissenschaftlerinnen des Instituts für Public Health und Pflegeforschung noch bis zum Sommer gemeinsam mit mehr als 150 Teilnehmenden in dem Projekt „Buten aktiv“, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Vor dem Sozialausschuss des Neustädter Beirates präsentierte die Gesundheitswissenschaftlerin Imke Stalling nun erste Ergebnisse.
„Körperliche Bewegung im Freien ist für ein gesundes Altern sehr wichtig“, erklärte Stalling. Daher sei es Ziel des Forschungsprojektes, den Gesundheitszustand und die körperlichen Aktivitäten der Seniorinnen und Senioren zu erfassen. Darüber hinaus würden aber auch Ideen gesammelt und womöglich bereits umgesetzt, die die Aktivität fördern und erhalten.
Die Neustadt ist einer von insgesamt vier zufällig ausgewählten Ortsteilen in Bremen, die von den Forscherinnen intensiver untersucht werden. Alle anderen Ortsteile, die per Los gezogen wurden, befinden sich rechts der Weser. „Sowohl die Teilnehmenden als auch wir haben den Eindruck, dass die Neustadt im Vergleich bereits recht gut mit Bewegungsangeboten ausgestattet ist“, so Stalling. Dennoch hätten die befragten Neustädter während der bereits 2019 durchgeführten Zukunftswerkstätten zahlreiche Anregungen gegeben, um die Situation weiter zu verbessern.
Ein zentrales Ergebnis der Gespräche: Obwohl es verhältnismäßig viele Bewegungs- und Begegnungsangebote für Senioren vor Ort gibt, sind sie in der Zielgruppe kaum bekannt. Die Forscherinnen sind daraufhin bereits selbst aktiv geworden, um daran etwas zu ändern. „Wir haben die vorhandenen Angebote gesammelt und in einer Broschüre zusammengefasst“, berichtet Stalling. Das Heft mit den Kursen und Veranstaltungen von Sportvereinen bis hin zu Begegnungsstätten ist bereits im Druck und wird voraussichtlich ab der zweiten Februarwoche an verschiedenen Stellen im Ortsteil ausliegen.
Autos als Barrieren
Aus Sicht der Forscherinnen gehören auch gesellschaftliche Treffen mit dazu, wenn es darum geht, sich mehr zu bewegen. Denn schließlich seien auch die Wege hin zu den Treffpunkten mit Bewegung im Freien verbunden. Die Projekt-Teilnehmenden nannten zudem unterschiedliche Gründe, warum sie lieber nicht oder nur selten vor die Haustür treten. Zum einen sind es häufig zugeparkte Gehwege, „das wurde sehr häufig angesprochen“, so Stalling.
Außerdem mangelt es aus Sicht der beteiligten Männer und Frauen an öffentlichen Toiletten. „Blasenschwäche ist für die ältere Generation ein zunehmendes Problem“, erklärte Stalling den Hintergrund. Einige Senioren, die wüssten, dass unterwegs keine Toilette verfügbar sei, blieben demnach lieber zu Hause oder würden das Auto auch für kurze Strecken nehmen. „Wir wollen daher nun Gastronomen oder die Sparkasse ansprechen, ob sie an dem Projekt ‚Nette Toilette’ teilnehmen und damit ihre Toiletten der Öffentlichkeit zugänglich machen wollen“, kündigte Stalling an.
„Es ist gut, dass es das Projekt bei uns in der Neustadt gibt, so sind auch Probleme wie die fehlenden öffentlichen Toiletten sichtbar geworden, die für den gesamten Stadtteil wichtig sind“, sagte Ausschusssprecherin Ramona Seeger (Linke). Die zugeparkten Gehwege seien indes ein bekanntes Problem für die Stadtteilpolitiker.
„Beide Themen werden uns im Beirat sicherlich auch in Zukunft begleiten“, so Seeger. Außerdem kam während der Sitzung die Anregung zur Sprache, dass das Forscherinnenteam auch mit der Seniorenvertretung kooperieren könnte, damit die Neustädter auch nach Projektende 2021 von der Arbeit profitieren können.
„Wir wollen auch, dass etwas bleibt, wenn wir wieder weg sind“, formulierte es Stalling. Derzeit gebe es bereits Überlegungen, welche Partner beispielsweise die Broschüren stets aktualisieren könnten.