Ob Sperrmüll, der bei Nacht und Nebel an der nächsten Straßenecke entsorgt wird, Unrat, der sich neben einem überfüllten Container türmt oder versteckt im Gebüsch am Rande eines Gewässers abgeladen wird - Müll im öffentlichen Raum ärgert wohl viele Anwohner und Passanten. Die Verursacher bleiben meist unbekannt.
Von solchen illegalen Müllkippen einmal abgesehen appellierte Beiratssprecher Ingo Mose (Grüne) bei der Sitzung auch direkt an eine Gruppe, die aus seiner Sicht dringend ihr Verhalten ändern muss, nämlich an die Beschicker des Delmemarktes: "Hier wurde zuletzt immer wieder ein Schlachtfeld hinterlassen."
Müllproblem in der Neustadt: Beiratssprecher kritisiert Geschäftsleute
Darüber hinaus trügen einige in der Gegend ansässige Händler ihren Teil zum Problem bei: "Teils schieben die Geschäftsleute den Müll von ihrer Tür weg, nur um den Müll vor der eines anderen zu hinterlassen", so Mose. Was die derzeitige Situation angehe, sei er ziemlich ratlos.
Das Ausmaß des Problems wurde auch von anderen Sitzungsteilnehmern thematisiert. Teils habe man den Eindruck, dass der Müll gleich transporterweise in die Grünanlagen im Stadtteil gekarrt werde. Anders könne man sich die Mengen teils Schrank-großer Abfallstücke und mitunter gefährlicher Gegenstände - wie zum Beispiel ausgediente Feuerlöscher - nicht erklären.
Diesen Eindruck teilten die zur Sitzung geladenen Müllexperten. So waren unter anderem Jens Gatena, leitender Mitarbeiter der Bremer Stadtreinigung, Katrin Zeise, Beteiligte der Bürgerinitiative "Clean up your City" und Daniel Bode, einer der Organisatoren der Bremer Umweltwächtern des Senats zu Gast.
Die Umweltwächter sind Teilnehmer des Landesprogramms Perspektive Arbeit, in dessen Rahmen 500 Langzeitarbeitslose tätig sind. In der Neustadt sollen ab Jahresmitte zehn dieser tatkräftigen Helfer zum Einsatz kommen; zunächst für den Zeitraum von zwei Jahren, aber eine Verlängerung wird angestrebt, erklärte Daniel Bode vom Arbeitsressort. Organisatorisch ist das Projekt in die Stadtreinigung eingebettet.
Umweltwächter sollen aufklären
Die Helfer seien allerdings nicht als Aufräumkräfte zu verstehen. Ihre Hauptaufgabe sei es, die Bürger für einen bewussten Umgang mit Abfällen im öffentlichen Raum zu sensibilisieren. Sie sollen sich mit den Verursachern auseinandersetzen und diese überzeugen, selbst für Ordnung zu sorgen.
Katrin Zeise von der Initiative "Clean up your City" betonte in diesem Zuge die Eigenverantwortung des Einzelnen. Sie ist schon seit Längerem jeden ersten Sonntag im Monat in Bremen unterwegs, um zusammen mit Freiwilligen aufzuräumen. "Nachhaltigkeit heißt, Verantwortung für den eigenen Müll zu tragen", sagte sie.
"Clean up your City" organisiert neben großen Müllsammelaktionen auch reine "Kippen-Clean-Ups", bei denen über die Umweltproblematik von Zigarettenkippen informiert wird und Aschenbecher für die Tasche verteilt werden. Etwa 80 Prozent aller gerauchten Zigaretten landen nach Angaben der Initiative in der Umwelt und nicht im Ascher. "Es ist höchste Zeit, das zu ändern", machte Zeise klar.
"Müll der rumliegt, zieht weiteren Müll an", ergänzte Jens Gatena von der Bremer Stadtreinigung. Um eben dies zu vermeiden, würden die Hotspots nicht nur ganz praktisch aufgeräumt. Es seien Teams der Stadtreinigung zu Beratungszwecken im Stadtgebiet unterwegs. Dabei verteilen sie Flyer, die über das Thema informieren - inzwischen in neun Sprachen. Und bei der "Tour de Müll" können Schüler die bremischen Entsorgungsanlagen besichtigen.
Wer illegal Müll entsorgt, muss mit einem Bußgeld rechnen
Zusätzlich dazu widme man sich der Suche nach den Verursachern illegaler Müllkippen. Dabei werde in den Hinterlassenschaften nach Hinweisen auf den einstigen Besitzer gesucht. "Manchmal wirft jemand einen Brief samt Adresse mit weg", berichtete Gatena. Sei ein Schuldiger gefunden, müsse dieser für die Kosten aufkommen.
Das Fazit der Beiratssitzung: Letztendlich wird das Müllproblem weder ein einzelnes Unternehmen oder eine Initiative, noch die Umweltwächter aus der Welt schaffen können. Für mehr Sauberkeit im Stadtteil müssen möglichst viele Bewohner an einem Strang ziehen.