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Kellner-Verlag Freunde fürs Leben

Lilith Glaser hat ein Bilderbuch über „Toasti“, den Konsum und die Freundschaft geschrieben hat. Was sie dazu bewogen hat.
06.10.2022, 05:00 Uhr
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Von Matthias Holthaus

„Es muss Schicksal gewesen sein“, ist Lilith Glaser noch heute überzeugt, als sie von einem zufälligen Zusammentreffen erzählt, das ihr Leben verändern sollte. „Ich bin einfach da langgelaufen und über den Toaster gestolpert.“ Und in diesem Augenblick wusste sie: „Den brauche ich, der wird mich ein Leben lang begleiten.“

Diese unvorhergesehene Zusammenkunft scheint wirklich Eindruck auf die 26-Jährige gemacht zu haben – so sehr, dass sie über dieses schicksalhafte Treffen ein Buch geschrieben und illustriert hat: „Toasti, der Toaster“, heißt es, ist 36 Seiten stark und handelt nicht nur von einem emsigen Toaster, der nimmermüde Weißbrotscheiben goldbraun röstet, sondern auch von Freundschaft. „Was wäre ein Leben ohne sie?“, fragt Lilith Glaser folgerichtig, die das Lehramt Grundschule mit den Fächern Inklusive Pädagogik, Deutsch und Kunst an der Uni Bremen studiert. Denn die Freundschaft, so viel sei gesagt, wird in dem liebevoll illustrierten Buch existenziell auf die Probe gestellt: Nachdem die Protagonistin Lilith mit ihrem neuen Freund Toasti vom Flohmarkt auf der Bürgerweide nach Hause kommt, wird anschließend getoastet, was das Zeug hält. Das kann Toasti richtig gut und es heißt dann auch: „Toasti lächelt erhaben. Hier schmeißt er den Laden.“

Doch ach, keine stimmungsvolle Geschichte ohne Drama und Krise: Lilith kommt eines Tages mit einem universellen Küchengerät nach Hause: Und das kann scheinbar alles, der kleine Toaster wird flugs ausgemustert – wird der fleißige Freund für immer verstauben, unbeachtet und abgewirtschaftet?

Sein eigenes Tun hinterfragen

„Jeder hat schon die Erfahrung gemacht, ausgemustert zu werden, weil andere Menschen oder Dinge interessanter geworden sind“, erzählt Lilith Glaser, die in Walle wohnt. „Und vielleicht hat ja das Buch schon irgendwen angesprochen, sein eigenes Tun zu hinterfragen.“ Klar, Toasti, der Toaster, werde in der Geschichte vermenschlicht, doch das ist nicht das Entscheidende – denn: „Was könnte wichtiger sein als Freundschaften zu anderen Kindern?“ Obwohl Lilith Glaser ergänzt: „Das Buch ist auch für Erwachsene, weil die sich ähnlich verhalten.“

Um ein weiteres sehr menschliches Verhalten geht es in diesem gereimten und illustrierten Büchlein ebenfalls: „Die Dinge, die man besitzt, sollte man wertschätzen und sie nicht einfach aufgeben“, sagt sie, „es ist also auch ein wenig Konsumkritik. Denn man neigt schnell dazu, alles zu kaufen und zu brauchen. Man sollte aber erst einmal damit glücklich sein, was man hat.“

Talent sehr früh gefördert

Talent hat Lilith Glaser auf jeden Fall und dieses Talent wurde bereits früh gefördert: „Ich habe eigentlich sprechen gelernt, indem ich Bilder gemalt habe“, erinnert sie sich, „meine Mutter hat damals für mich gemalt und immer, wenn ich den entsprechenden Begriff richtig gesagt hatte, durfte ich ausmalen.“ Ansonsten sei die Illustration eher ein Hobby, sagt sie. Ihrem Hobby geht sie zusammen mit zwei Freundinnen an jedem Donnerstag nach: Zwei von den Dreien malen, eine von ihnen schreibt Songtexte. Und während die eine Freundin ebenfalls ein Buch illustriert, jedoch noch nicht veröffentlicht hat, gibt die andere Freundin mit dem Künstlernamen „Twentywine“ auch Songwriterworkshops im Creative Hub in der ehemaligen Professor-Hess-Kinderklinik. Gerade illustriert sie ein neues Bilderbuch, verrät Lilith Glaser. Das hat mit einem Tattoo zu tun, das ihre Haut verschönert – genau so, wie es sich mit ihrem ersten Buch verhält: Denn unterhalb ihres rechten Knöchels ist ein kleiner Toasti zu sehen. „Das Tattoo steht als Symbol für unsere Freundschaft. Und als Beweis, dass ich ihm genauso zugewandt bin wie er mir.“ Ausdruck seiner Liebe seien übrigens stets perfekte Toasts: „Denn“, so Glaser, „Toasti ist kein wütender Toaster.“

Das zweite Tattoo befindet sich auf der Innenseite des rechten Unterarms und zeigt einen Dinosaurier, genauer gesagt einen Velociraptor. Und dieser Velociraptor sitzt auf einem fliegenden Staubsauger, der auf dem Weg zum Mond ist. „Die Idee ist noch nicht ganz ausgereift“, sagt sie, doch es geht um ein abendliches Treffen – „mit dem schönsten Wesen des Universums: dem Mond.“

Vollendet, aber noch nicht veröffentlicht, ist ein weiteres illustriertes Buch: Dieses ist ganz auf gehörlose Menschen zugeschnitten und kommt gänzlich ohne Schrift aus, Rotkäppchen in Gebärdensprache ist es geworden. „Hier suche ich noch nach einer gemeinnützigen Organisation, die mit mir kooperiert“, erzählt sie, „damit wir eine Stiftung finden, die das Buch finanziert.“

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