Da ist zuerst dieser alte Mann, der tot in seinem Haus aufgefunden wird – ein natürlicher Tod wird angenommen, der Herr ist schließlich schon betagt. Doch der Protagonist, Hauptkommissar Schweers, wundert sich und stellt Parallelen zu anderen Fällen fest: Er recherchiert, findet noch eine ganze Reihe ähnlicher Fälle und untersucht die Zusammenhänge.
Und die haben es in sich: Es geht um eine Stiftung, die offenbar Entwicklungsprojekte in Lateinamerika finanziert, in Wirklichkeit aber eine deutschnationale Partei finanziell unterstützt – und diese Partei nutzt das Geld für illegale Aktivitäten: Schrecken etwa weder Partei noch Stiftung vor Kapitalverbrechen zurück? Und warum möchte der Vorgesetzte des Hauptkommissars eigentlich, dass der Tod des alten Mannes als Unfall zu den Akten gelegt wird?
Im Kellner-Verlag erschienen
Dies ist der Plot des Krimis von Michael Broemmel, der „Die Stiftung“ heißt und jüngst im Kellner-Verlag erschienen ist, der in der Alten Neustadt sitzt. „Es ist mein erstes Buch überhaupt“, sagt Michael Broemmel, der zwar während seiner Arbeit in der Entwicklungshilfe viel schreiben musste, doch ein Buch sei noch nicht darunter gewesen. „Ich glaube aber, ein politisch denkender Mensch zu sein“, sagt der 1957 geborene Broemmel und erzählt von seinem Background: „Ich komme aus einem kleinen Dorf am Niederrhein und schon als Kind habe ich mitbekommen, dass es in dem Dorf zwei Fraktionen gab. Es stellte sich heraus, dass es während des Dritten Reiches zwei Familien gab, die Unterstützer der NSDAP waren, während die anderen Menschen sich eher am Zentrum orientierten.“ Diese Menschen hätten während der Hitlerdiktatur unter diesen Familien sehr zu leiden gehabt. Er habe diese Geschichten von damals gehört „und diese Geschichten haben ein tiefes politisches Interesse in mir ausgelöst. Generell habe ich das alles als sehr ungerecht empfunden.“
Anschließend dann hat er sich mit der Arbeit von Amnesty International beschäftigt und dadurch andere Ungerechtigkeiten wie etwa die Apartheid entdeckt. Er wurde Mitglied bei Amnesty, traf Flüchtlinge aus Chile, die noch die Male der Elektroschockfolter an den Händen hatten: „Die Brandmale waren noch sichtbar, das hat mich als 16, 17-Jähriger sehr schockiert“, erinnert er sich. Später dann hat er Tischler gelernt und in Lesotho Tischler ausgebildet. „Dort habe ich erlebt, was Apartheid bedeutet, das war für mich unvorstellbar“, sagt er: „Ich habe in Lesotho in einer Berufsschule gearbeitet. Als ich mit meinen Kollegen nach Südafrika an die Küste fahren wollte, haben sie mich angesehen und gesagt, dass das nicht ginge: Schwarze und weiße Menschen dürften nicht zusammen in einem Auto sitzen, nicht zusammen im Hotel oder Restaurant sein und nicht gemeinsam auf einer Parkbank sitzen.“ Er sympathisierte dann mit dem „African National Congress“ (ANC), zu einer Zeit, als der 1990 entlassene Nelson Mandela noch im Gefängnis saß. „Da wird verständlich, dass mich all solche Erfahrungen politisiert haben“, sagt Michael Broemmel.
Aber warum dann ein Krimi und kein Sachbuch? „Ich glaube, es gibt sehr viel gute Literatur zum Thema“, sagt der Autor, „auch populärwissenschaftliche Werke, doch die werden von zu wenigen Menschen gelesen. Deshalb bin ich auf das Medium Krimi gekommen, weil ich dachte, damit mehr Leute zu erreichen.“ Wobei er auch sagt: „Ich heiße nicht Stephen King und rechne nicht mit einer Millionenauflage, doch wenn ich ein paar Leute erreiche, ist es okay. Und es macht mir ja auch Spaß.“
Kein spaßiges Thema
Spaßig ist das von ihm behandelte Thema aber eher nicht: „Ich versuche, das Gefahrenpotenzial deutlich zu machen. Wenn in Thüringen bei der vergangenen Bundestagswahl ungefähr 25 Prozent rechtsnational gewählt haben, dann kann man statistisch davon ausgehen, dass auch in der Justiz, in der Polizei und in der Armee knapp 25 Prozent rechts gewählt haben.“ Und auf Bundesebene mehr als zehn Prozent – „da kann man Angst bekommen.“ Denn so lange diese Menschen auch nur rechtsnational wählen würden, hätte man schon ein Problem. „Gefährlich wird es, wenn sie Mitglied dieser Parteien werden.“ Er fände es demnach wichtig, die Menschen dazu zu bringen, über die Gefahr rechtsnationaler Parteien nachzudenken: „Denn sie nutzen das System der Toleranz, um ihr System zu installieren“, meint Michael Broemmel und sagt: „Keine Toleranz den Feinden der Toleranz.“
Michael Broemmel wohnt in Bremerhaven, sein Krimi spielt jedoch in Bonn – Zufall, wie er sagt, „der Krimi könnte auch in Bremen oder Hamburg spielen. Ich habe aber sieben Jahre in Bonn gelebt und mein erstes Manuskript spielte eben in Bonn. Das wäre dann zu aufwendig gewesen, das alles umzuschreiben.“ Der nächste Krimi werde aber in Bremerhaven spielen, an dem schreibe er nämlich schon, verrät er: „Er ist auch schon zur Hälfte fertig und handelt um Glauben und Kirche.“