Der wütende Mob ist ausgeblieben. Das ist die gute Nachricht von einem emotionalen Diskussionsabend, an dem anderes zu befürchten war. Die Menschen, deren Wohnumfeld und Sicherheitsgefühl sich stark zum Negativen verändert hat, sind aufgebracht. Trotzdem sind die meisten Nachbarn des Containers für die Drogenszene am Hohentorspark in der Lage, die suchtkranken Menschen und deren Nöte mitzudenken anstatt sie zum Sündenbock zu erklären. Von der Politik erwarten sie völlig zu Recht eine gute Lösung für beide Seiten.
Die Stadtteilpolitik der Neustadt hat bereits bewiesen, dass sie dazu beitragen will. Schon für die Trinkerszene auf dem Lucie-Flechtmann-Platz und später für die dort wachsende Drogenszene hat sie Lösungen gesucht, anstatt eine Vertreibung der Menschen zu fordern. Dass die Verlagerung der Szene an den Hohentorspark nur die am wenigsten schlechte Lösung war, ist dem Beirat klar gewesen. Die Entschuldigung dafür, dass die dortigen Anwohner nicht rechtzeitig mit eingebunden wurden, war daher überfällig.
So zeigt sich gerade in diesen schwierigen Zeiten: Das solidarische Miteinander in der Neustadt funktioniert. Aber ohne Geld vom Senat wird eine dauerhafte Lösung nicht klappen. Die Nagelprobe für den Stadtteil wird jetzt sein, einen langfristigen Ort für Suchthilfeeinrichtungen zu finden, der von der Nachbarschaft mitgetragen wird.