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Krippenspiel modern Habenhausen: Die zeitlose Botschaft in der Sprache von heute

Die Geschichte ist mehr als 2000 Jahre alt, und jedes Jahr wird sie neu erzählt: In Bremen gibt es Heiligabend um die 60 Krippenspiele. Auch in Habenhausen. Doch dort hört sich das anders an als in der Bibel.
19.12.2024, 05:00 Uhr
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Von Anke Velten

In der Kirche werden Heiligenscheine aufgesetzt, Krönchen gerichtet, Flügel arrangiert. Das kann nur eines bedeuten: Das Christkind kommt. 40 Kinder aus Habenhausen sind gut darauf vorbereitet. Sie haben für den Nachmittagsgottesdienst am Heiligabend die biblische Weihnachtsgeschichte einstudiert. Allerdings nicht Wort für Wort, wie man sie aus der bald 2000 Jahre alten Vorlage kennt. Eher so, wie Kindern von heute die Schnäbelchen gewachsen sind.

Textsicher und souverän

Erzählerin Henrike setzt im Prolog den Ton: Mit den Worten „Im Himmel ist heute richtig etwas los!“ beginnt die Habenhauser Weihnachtsgeschichte. Die himmlische Schar auf der Empore spitzt die Ohren: „Ein Baby als König? Ich versteh' nur Bahnhof!“, wundert sich eins der beflügelten Engelchen über die Neuigkeit. Ganz ahnungslos vertieft in gärtnerisches Palaver sind dagegen noch die Hirten auf dem Feld. Derweil haben sich Maria und Josef zwischen den Bankreihen auf die Suche nach einer Unterkunft gemacht – begleitet von ihrem Esel, der ab und an auch einmal ein paar Wörtchen mitreden möchte. „Maria, lass dich nicht so stressen!“, beschwichtigt der kleine Josef mit dem wollenen Glockenhut die Gottesmutter im blauen Umhang. In Wirklichkeit scheint Leni, die die Hauptrolle der Maria spielt, kein bisschen nervös: Textsicher und souverän ist die Siebenjährige in ihrem Element.

Maria, lass dich nicht so stressen!
sagt Josef in dem Stück zur Gottesmutter

Seit Mitte November proben die Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren für die „Nacht der Nächte“. Die Vorfreude steigt von Woche zu Woche. Besonders freue sie sich darauf, dass an Heiligabend die ganze Familie in der Kirche sein werde, sagt Hanna und zählt auf: „Mama, Papa, Oma, Opa und mein großer Bruder.“ Sie werden die Siebenjährige in einen Engel verwandelt sehen. Warum sie sich die Rolle, die ohne Text auskommt, ausgesucht hat? „Ich kann noch nicht so gut lesen“, erklärt sie bescheiden. Auch für die beiden kleinen Schäfchen Leia und Mia, sieben und vier Jahre, kann Heiligabend sichtlich nicht schnell genug kommen: Aufgeregt hüpfen die Schwestern von einem Bein auf das andere. Ganz gelassen gibt sich dagegen Nora, die noch etwas Zeit für ihren Auftritt hat: „Die Kaninchen kommen erst am Ende“, erklärt sie. Am meisten Spaß machte es, als bei den Proben das Mikrofon zum Einsatz kam, erzählt die Siebenjährige, und die Augen leuchten.

Mit Engelsgeduld und vielen lobenden Worten führt Julia Winter ihre wuselige kleine Herde durch die Proben. Die junge Pastorin der Evangelischen Gemeinde Arsten-Habenhausen ist nicht nur Regisseurin und musikalische Leiterin des Krippenspiels, sondern auch Autorin der Habenhauser Fassung. Im Originaltext ist die Besetzung deutlich kleiner – so viele Engel, geschweige denn Kaninchen und Schafe, wird man in den Evangelien nicht finden. „Damit jedes Kind eine Rolle hat, mit der es glücklich ist“, so die Pastorin, wurde eine ganze Reihe zusätzlicher Figuren hinzugedichtet. Unterstützt wird sie bei den Proben von Sohn Levi, der mit seinen eineinhalb Jahren schon ganz gut auf den eigenen Beinchen steht und beim Dirigieren hilft, und von zwei Regieassistenten im Konfirmandenalter: von Lasse, der unter anderem spontan als Vertretungskönig einspringt, und von Thora, die gerade einem kleinen Hirten hilft, den Umhang zuzuknöpfen. Beim Zuschauen werden Erinnerungen an die eigene Kindheit wach, sagt Thora: „Ich war auch mal ein Schaf“, erzählt die 13-Jährige und lacht.

Weihnachten wird es eng

Die evangelische Gemeinde Arsten-Habenhausen hat rund 5000 Mitglieder und eine sehr junge Kirche. Am dritten Advent jährte sich der Tag der Einweihung der Simon-Petrus-Kirche zum 29. Mal. Weil der Kirchenraum zu klein ist für die vielen Besucher bei den Weihnachtsgottesdiensten, werden an Heiligabend die Türen zum Gemeindesaal geöffnet, erklärt Pastorin Winter. Auch dann wird man wohl noch eng zusammenrücken müssen – doch darum geht es schließlich beim Weihnachtsfest.

Und wie man sehen und hören wird: Die zeitlos aktuelle Botschaft von Barmherzigkeit, Friede und Hoffnung lässt sich auch in der Umgangssprache von heute vermitteln und verstehen. Und spätestens, wenn vor der Krippe das Weihnachtslied „Hört der Engel helle Lieder“ angestimmt wird und das „Glo-ho-ho-ho-ho-ria in excelsis deo“ von 40 kleinen Engeln, Hirten, Königen, Schafen und Kaninchen erklingt: Dann ist Weihnachten.

Zur Sache

Das Krippenspiel wird an Heiligabend, 24. Dezember, 14 Uhr in der Simon-Petrus-Kirche, Habenhauser Dorfstraße 42 aufgeführt mit dem Kinderchor unter der Leitung von Falko Wermuth. Für die weiteren Termine der Gottesdienste in Habenhausen und Arsten siehe www.st-johannes-online.de

Krippenspiele im Bremer Osten gibt es am 24. Dezember um 13.30 Uhr in der evangelischen Trinitatisgemeinde, St. Gotthard-Straße 140, um 15 Uhr in der Kirche Blockdiek, Günther-Hafemann-Straße 44, und um 14.45 Uhr sowie ein weiters Mal um 16 Uhr in der Auferstehungsgemeinde, Drakenburger Straße 42 in Hastedt. In der Evangelischen Brückengemeinde finden Aufführungen jeweils um 15 Uhr in der Hemelinger Kirche, Westerholzstraße 19, im Gemeindezentrum Die Brücke, Sebaldsbrücker Heerstraße 52, und in der Melanchthon-Kirche, Osterholzer Heerstraße 124, statt. Ein Improkrippenspiel im Gottesdienst gibt es in der Evangelischen Kirchengemeinde in der Neuen Vahr, Gemeindehaus Heilig-Geist-Kirche, August-Bebel-Allee 276, ab 15 Uhr. Spontan mitspielen können kleine Besucher ab fünf Jahren. Ebenfalls um 15 Uhr beginnt das Krippenspiel in der Kirche der Jona-Gemeinde, Eislebener Straße 58. Um 15.30 Uhr beginnt der Familiengottesdienst mit Krippenspiel der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Hastedt, Bennigsenstraße 7. Ein musikalisches Krippenspiel wird in der St.-Nikolai-Kirche in Mahndorf, Mahndorfer Deich 48, um 16 Uhr aufgeführt. Bei der katholischen Kirchengemeinde St. Raphael gibt es ein Krippenspiel während der Familienmesse ab 16 Uhr in der Kirche St. Hedwig, Kurt-Schumacher-Allee 62.

Im Bremer Süden gibt es in der Kirche der evangelischen St.-Jacobi-Gemeinde Seehausen, Seehauser Landstraße 168, um 14.30 Uhr „Das Krippen-Spiel - Wer gewinnt?“. Ein Krippenspiel gibt es in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, Luxemburger Straße 29, um 15 Uhr. In der Kirchengemeinde St. Markus, Arsterdamm 12-18, beginnt das Krippenspiel um 15 Uhr. Ebenfalls um 15 Uhr beginnen das Krippenspiel in der St.-Georgs-Gemeinde, Kirchhuchtinger Landstraße 26, und das in der Thomas-Gemeinde, Soester Straße 42 a-c. Ein „etwas anderes Krippenspiel“ unter dem Titel Krippenspiel „Was haben Ox und Esel gedacht in der Heiligen Nacht?“ kündigt die Christuskirche Woltmershausen, Woltmershauser Straße 376, für 15 Uhr an. In der Gemeinde Bremen-Neustadt gibt es ein Spontankrippenspiel in der Kirche des Gemeindezentrums St. Pauli, Große Krankenstraße 11, ab 15.30 Uhr. Jeder kann im Kostüm kommen und jeder kann spontan mitspielen. Im Gemeindezentrum Zion, Kornstraße 31, beginnt das Krippenspiel um 15.30 Uhr und das Krippenspiel mit Konfirmandinnen und Konfirmanden um 17 Uhr. Einen Gottesdienst mit Krippenspiel der Konfirmandinnen und Konfirmanden gibt es ebenfalls in der St.-Lukas-Gemeinde, Am Vorfeld 37, um 17 Uhr.

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