Flankiert von Hochhäusern ist an der Neuwieder Straße in Tenever in den vergangenen Jahren ein grünes Kleinod gewachsen. Im Gartenprojekt Querbeet pflanzen, gießen und hegen Anwohner und Kinder Salat, Kürbis und Co. Doch es gibt Probleme mit Zaungästen.
"Mir ist wichtig, meine Begeisterung weiter zu tragen", sagt Svea Eckart. Sie arbeitet zusammen mit Gärtnerin Meike Wessel auf dem Gelände des Querbeets und ist als Projektleiterin für die gewässerbezogene Umweltbildung von Kindern und Jugendliche für den Verein Treffpunkt Natur und Umwelt (TNU) zuständig. "Mich treibt die eigene Begeisterung für die Natur an", sagt Eckart über ihre Motivation. "Alles, was wächst, kriecht, schwimmt oder fliegt, finde ich supertoll", sagt die junge Frau mit den dunklen Haaren, die in Oldenburg Landschaftsökologie studiert hat. Nebenbei belegte sie einen Kursus zur Umweltpädagogik.

Ein kleiner Teich wurde ebenfalls angelegt.
Begeisterung für Natur
Die eigene Begeisterung versucht Eckart nun auf die Kinder zu übertragen. Dreimal die Wochen arbeitet sie mit Mädchen und Jungen aus umliegenden Kindergärten. "Raum geben", nennt sie das. "Und alles aufgreifen, wo die Aufmerksamkeit drauf fällt." Am Bultensee oder auch im renaturierten Bereich sind seit Mai Eckart und die Kita-Gruppen anzutreffen, mit Keschern ausgestattet. Dabei stellt sich erst einmal eine ganz grundsätzliche Frage: "Wie kann ich damit überhaupt Tiere fangen, ohne sie zu verletzen oder nur Schlamm im Kescher zu haben?", so Eckart.
Insgesamt sei für viele Kinder das Wissen darüber, was in Gewässern so lebt, Neuland, sagt Eckart. "In unserem Garten ist es eher gemischt, da haben die Kinder vielleicht eine Oma oder einen Opa mit einem Garten."
Tatsächlich ist der Ortsteil von Wohnhochhäusern geprägt. Viele Menschen leben auf engem Raum, das Einkommen ist gering, einen Garten vor der Haustür haben im Zentrum Tenevers die wenigsten Familien.
Zurückhaltung bei Erwachsenen
Dennoch: Das Engagement der erwachsenen Bewohner Tenevers, sich am Querbeet zu beteiligen, das sich ausdrücklich mit seinem Angebot an die Anwohner richtet, ist noch überschaubar. "Gerade im Erwachsenenbereich ist es schwierig, Leute zu bekommen", sagt Meike Wessel. Sie ist für den Gemüseanbau auf dem Gelände zuständig. Wessel ist in Hannover aufgewachsen und hat in Gütersloh eine Ausbildung zur Bio-Gärtnerin gemacht. Seit sechs Jahren wohnt sie in Bremen, seit vier Jahren ackert sie wortwörtlich auf dem Querbeet.
Als Gärtnerin braucht sie Geduld, um die Früchte ihrer Arbeit zu sehen. Gut möglich, dass diese Geduld auch bei der Arbeit mit den Erwachsenen nützt. "Es ist eine Entwicklung da, aber es geht sehr langsam." Anwohner können für eine Vereinsmitgliedschaft eine zehn Quadratmeter-Parzelle auf dem Gelände bewirtschaften. "Wir stehen mit Wissen, Saatgut und dem Know-how bereit", sagt Wessel.
Wein von der Neuwieder Straße
Tatsächlich gibt es auch sehr engagierte Anwohner. An einer Parzelle rankt sich an einem selbst gebauten Gestell Wein empor. Für eine Lese Neuwieder Straße wird es wohl nicht reichen, dafür wachsen in den Hochbeeten junge Gemüsepflanzen heran. Wessel sieht in der Vielfalt Tenevers auch eine Chance für das Querbeet. "Die Menschen bringen ganz verschiedene Dinge mit, die man miteinander teilen kann, so lernt man voneinander und miteinander."

In Tenever wächst im Lehrgarten Querbeet Gemüse in die Höhe.
Gefördert wird der Lehrgarten vom Umweltressort, der Stiftung Sparda Bank Hannover, der Umweltlotterie Bingo und mit Mitteln aus dem Förderprogramm Wohnen in Nachbarschaften (Win). Die jüngsten Neuerungen wie ein Teich, Heckenpflanzungen und eine Toilette sowie ein Baumhaus wurden mit Geld aus dem Förderprogramm Soziale Stadt über das Deutsche Kinderhilfswerk finanziert.
Hochbeet neben Hochhaus – das auf dem Gelände vieles auf Hüfthöhe wächst, hat zwei Gründe: Zum einen sind da die ungebetenen Zaungäste – Kaninchen –, die sich über frisches Grün freuen, zum anderen gibt der Boden nicht viel her. Hier standen einst Wohnblocks, die Tiefgarage wurde mit Schutt und Sand aufgefüllt – keine gute Grundlage für Feldfrüchte. In anderen Bereichen wurde Mutterboden aufgefahren, dort ist auch der ebenerdige Anbau von Feldfrüchten möglich.
Zwar sind die Hochbeete kaninchensicher und auch das Arbeiten an ihnen fällt leichter, sie haben allerdings auch einen großen Nachteil. "Wenn es trocken ist, haben die einen sehr großen Wasserbedarf, weil die Erde schnell austrocknet", erklärt Wessel.
Was passiert mit dem Gemüse?
Kräuter, Gemüse, Früchte – was macht das Querbeet am Ende der Gartensaison damit? "Das Gemüse ist für die Nachbarschaft, das verkaufen wir so günstig wie im Bio-Supermarkt", sagt Wessel. Eine Kooperation gebe es außerdem mit der Schule Andernacher Straße. Dort bekomme der zuständige Koch Überschüssiges und Kräuter aus dem Garten an der Neuwieder Straße. Aus Johannisbeere und Stachelbeere würden mit den Anwohnern zusammen Marmeladen eingekocht.
In den Anfangsjahren hatte das Querbeet mit Vandalismus zu kämpfen. Inzwischen steht ein Zaun. "Leider war der nötig", sagt Wessel. "Aber wir haben einen fast hundertprozentigen Rückgang von Vandalismus, das hat sehr stark nachgelassen."
Es ist also dafür gesorgt, dass es ungestört sprießen kann auf dem Lehrgarten neben den Hochhäusern.