99 Prozent Regenwahrscheinlichkeit – das konnte am Sonntag in Bremen nur eines bedeuten: Schirm, Buddelhosen und Gummistiefel einpacken und dann ab in den Bürgerpark. Tausende kleine und große Menschen ließen sich nicht vom Besuch beim 30. Bremer Kindertag abhalten. Für die Veranstalter gab es zum dreißigsten Mal die Bestätigung: Auf die Bremer Kinder und ihre Familien ist bei jedem Wetter Verlass.
Bereits kurz nach der offiziellen Eröffnung ließ der strömende Regen nach, und die Kinder kamen in Scharen auf das Festgelände. Zum Beispiel zum Stand der Bremer Verkehrswacht, die im Freien einen Roller-Parcours für die Kleinsten aufgebaut hatte. Bei einer virtuellen Hindernis-Tour im Pavillon konnten die Größeren Reaktionsdauer und Bremsweg beim Radfahren testen, denn in der Realität werde beides meistens unterschätzt, sagte Verkehrswacht-Mitarbeiter Helmut Ditzfeld.
Die Jugend des Technischen Hilfswerks (THW) Bremen-Niedersachsen hatte auf einer Wiese einen Kriechgang aus Holzpaletten und Sandsäcken aufgebaut: Ungefähr so, wie sich Katastrophenhelfer im Notfall ihren Weg bahnen müssen, erklärte Hans-Günter Fischer. Der Ortsjugendleiter aus Bassum erhoffte sich einen nachhaltigen Effekt vom Bremer Einsatz, denn vor allem in der Stadt könnten die Jugendgruppen Nachwuchs für ihr gemeinnütziges Engagement gebrauchen, so der Bassumer Zugführer. Bei Thore Neeltje aus Huckelriede hatte die Methode im Vorjahr bereits funktioniert: „Es macht richtig viel Spaß“, berichtete der 13-jährige THW-Junior.
Die Wolken wegpusten
Auf der großen Bühne pustete Moderator Malte Janssen gemeinsam mit dem Publikum bei Bedarf die Regenwolken weg und plauderte mit vielen Ehrengästen. Antje Grotheer, Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft, trat als neue Kindertags-Botschafterin ein weiteres wichtiges Amt an. Bremens frisch wiedergewählte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) überreichte den diesjährigen „Kinder-Oskar„ an den Hamburger Mediziner Matthias Angrés, dessen Stiftung Robin Aid sich seit zehn Jahren für die intensivmedizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in den ärmsten Ländern der Welt einsetzt. Er sei „dankbar, stolz und froh, dass Bremen sich an unsere Seite stellt, denn die Not auf der Welt wird nicht kleiner“, sagte der Herzspezialist, der seine medizinische Laufbahn in Bremen begonnen hatte. Als prominente Verstärkung hatte der Preisträger seinen Stiftungsbotschafter mitgebracht: Schauspieler Hinnerk Schönemann, den viele Kinder aus Filmen wie “Nils Holgersson“ kennen, war mit Familie aus Mecklenburg angereist.
Die lebensrettende Stiftung wird die Hälfte der Spenden erhalten, die innerhalb des Kindertags gesammelt wurden. Auf die zweite Hälfte kann sich das Kinderhaus Airport an der Bochumer Straße freuen: Die Kita, die live auf der Bühne unter elf Bewerbungen ausgelost wurde, möchte damit Spielgeräte für ihr Außengelände anschaffen, berichteten Elternvertreterinnen.
Seit dreißig Jahren wird der Bremer Kindertag vom Landesbetriebssportverband Bremen (LBSV) organisiert. Die Premiere gab es im August 1990 auf dem Gelände der Freilichtbühne Lilienthal mit gut 600 Kindern, in den vergangenen Jahren waren es häufig mehrere zehntausend Kinder, die mitfeierten. Nach einigen Jahren der Wanderschaft fand die Veranstaltung 1996 ihr endgültiges Zuhause und genug Platz im Bremer Bürgerpark. Die Projektleiter Lothar Pohlmann und Egbert Wilzer hatten diesmal gut 700 ehrenamtliche Kräfte aus mehr als 80 Vereinen und Organisationen aktiviert, die sich in Bremen oder anderswo für Kinder engagieren. „Kinder stark machen" lautete das Motto in diesem Jahr – doch es galt eigentlich von Anfang an, hatte der LBSV-Vorsitzende Jan Steffen bei seiner Begrüßung betont: „Der Bremer Kindertag ist viel mehr als eine riesige Kirmes. Uns geht es darum, Kinder zu stärken und mit Selbstbewusstsein aufs Leben vorzubereiten.“
Der Bremer Liedermacher und Sportpädagoge Raimund Michels stimmte mit dem Kinderchor der Grundschule Oberneuland sein „Kinderrechte-Lied“ an, das seit 1990 bei jedem Bremer Kindertag gesungen wird. „Seit dreißig Jahren fordern wir, dass die Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden„, berichtete Organisator Pohlmann. Und darum schallte es auch beim Bremer Kindertag 2019 wieder vielstimmig aus dem Bürgerpark: „Eltern und Politiker – macht unsere Träume wahr!“