Es regnet nicht mehr durchs Schuldach, und die defekten Sonnenschutz-Jalousien funktionieren inzwischen auch wieder. Dass die marode Förderschule an der Fritz-Gansberg-Straße bislang punktuell renoviert und nicht komplett saniert wurde, liegt daran, dass nach wie vor unklar ist, ob der Schulstandort eine Zukunft hat.
Seit vielen Jahren diskutiert die Politik, ob das Förderzentrum für Schüler mit sozial-emotionalem Förderbedarf perspektivisch ins Bremer Inklusionskonzept passt oder nicht. Bei den Förder-Schülern handelt es sich um Kinder und Jugendliche, die den Unterricht an ihren bisherigen Schulen wiederholt aggressiv gestört haben. An der Fritz-Gansberg-Straße werden sie von Sonderpädagogen in Kleingruppen unterrichtet und sollen langfristig wieder fit für die Rückkehr in eine Regelschule gemacht werden.
2018 hätte für die Förderschule eigentlich Schluss sein sollen, doch dann verständigte man sich kurzfristig auf eine Verlängerung des Schulbetriebs bis 2024. Eng begleitet wurde die Schule in dieser Zeit vom Schwachhauser Beiratsausschuss für Bildung, der sich jetzt über die aktuelle Situation des Förderzentrums informiert hat.
Bezüglich des Sanierungsbedarfs sei im Dezember ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, berichtete Christina D’ham, Mitarbeiterin im Bildungsressort. Mit dem Ergebnis werde im Mai gerechnet. Welche Maßnahmen sich daraus ergeben, hänge allerdings maßgeblich davon ab, wie es für die Schule konzeptionell weitergehe. Der Abstimmungsprozess dazu laufe aktuell, konkrete Beschlüsse erwarte man ebenfalls im Mai, ergänzte D’hams Kollegin Meike Wittenberg.
Entwicklungen gehen Ausschussmitgliedern zu langsam voran
Die Mitglieder des Bildungsausschusses ließen keinen Zweifel daran, dass sie vom Tempo der Entwicklungen enttäuscht waren. „Ich bin fassungslos, dass das Gutachten erst im Dezember in Auftrag gegeben wurde“, sagte Imke Kuhmann (CDU). Schließlich kritisiere der Beirat den Zustand des Gebäudes schon seit vielen Jahren. Eine lange Zeit, auch angesichts der unzureichenden energetischen Ausstattung der Schule, befand York Golinski (Grüne). Wolfgang Schober (Linke) zeigte sich ebenfalls unzufrieden mit den neu gewonnenen Erkenntnissen. Ihm leuchte nicht ein, weshalb noch immer keine Entscheidung zum Fortbestand des Förderzentrums gefallen sei, erklärte er.
Wittenberg zufolge habe sich das Verständnis von Inklusion in den vergangenen zwei Jahren insofern verändert, dass es dabei nicht mehr zwingend und ausschließlich um die gemeinsame Beschulung sämtlicher Kinder gehe, sondern erst einmal grundsätzlich darum, dass das Schulsystem offen für Teilhabe sei. Das könne im Einzelfall auch bedeuten, das temporäre Maßnahmen für massiv belastete Schüler sinnvoll seien – mit dem erklärten Ziel, diesen Kindern den Weg zurück in den Regelunterricht zu ebnen. Bevor das Gesamtkonzept nicht stehe, sei auch eine Entscheidung für oder gegen eine Sanierung des Schulgebäudes entsprechend schwierig. Die Hoffnung sei nun, dass sich im Mai entscheide, wo die Reise hingehe.
Bastian Hartwig, Schulleiter am Förderzentrum Fritz-Gansberg-Straße, berichtete dem Ausschuss von einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsressort in den vergangenen Monaten. Es gehe dabei nicht mehr isoliert um die Fritz-Gansberg-Schule, da diese allein den Bedarf in ganz Bremen ohnehin nicht abdecken könne. „Deshalb müssen wir ein durchlässiges System schaffen, das allen Kindern die richtigen Hilfen anbieten kann – das macht die Sache so schwierig“, erklärte er. Sich bis zum Mai zu gedulden, sei aus seiner Sicht überschaubar im Vergleich zu den vielen Jahren, in denen das Kollegium nicht gewusst habe, wie es für die Schule weitergehe. Der aktuelle Prozess stimme ihn auf jeden Fall zuversichtlich, sagte Hartwig. Er hoffe jetzt auf einen „großen Wurf“.