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Fitness für Senioren Bewegen, bewegen, bewegen

Übungen mit Alltagsgegenständen stehen im Mittelpunt: Die Vahrer Löwen in Bremen-Vahr wollen Senioren aktivieren.
18.07.2018, 16:03 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

„Wir bewegen uns nicht weniger, weil wir weniger können – wir wollen meistens nicht! Und je älter wir werden, desto weniger bewegen wir uns in der Regel“, sagt Jürgen Weemeyer vom Mobilen Sozial- und Pflegedienst Vacances. Er informiert im Familien- und Quartierszentrum darüber, wie man sich „Fit mit Alltagsgegenständen“ halten kann. Denn ältere Menschen zu mehr Bewegung zu aktivieren ist auch ein Anliegen des Vereins „Vahrer Löwen“, der sich für das nachbarliche Zusammenleben im Stadtteil engagiert und zum Beispiel einsame Menschen für die Gemeinschaft gewinnen will. Doch Jürgen Weemeyer referiert nicht nur, er macht mit den Gästen auch zahlreiche praktische Übungen mit Gegenständen, die mehr Bewegung in den Alltag bringen können. „Wir haben gelernt, dass man sich schonen soll, wenn man Beschwerden hat, das ist grundsätzlich falsch“, sagt Jürgen Weemeyer, „denn bei Bewegung kann man eigentlich nichts falsch machen, Bewegung ist immer gut, es gibt keine Krankheit, bei der man sich nicht bewegen darf.“

Besonders Menschen in Pflegeheimen verlieren schnell an Beweglichkeit. Denn sie müssen die vielen kleinen, mehr oder weniger routinierten Bewegungen, die sie vorher beim Putzen oder Kochen im eigenen Heim gemacht haben, nun nicht mehr selber ausführen. Bei vielen älteren Leuten bestehe zudem die Tendenz, mit Sport oder Fitnessübungen ganz aufzuhören, wenn etwas nicht mehr so klappt wie in jüngeren Jahren. Dann sei es ratsam, weniger zu machen als gar nichts mehr. „Immer noch besser, einen Kilometer zu laufen statt wie vorher zehn, als das Laufen ganz einzustellen“, sagt er.

Dass man für mehr Bewegung im Alltag keineswegs Fitnessgeräte braucht, demonstriert Jürgen Weemeyer an Luftballons, Büchern oder Gürteln, die er unter den Gästen verteilt. „In geselliger Runde kann man sich Luftballons zuschießen, was übrigens auch gut mit Socken geht“, empfiehlt Jürgen Weemeyer. Besonders viele effektive Bewegungsübungen lassen sich mit einem Gürtel machen: ihn vor den Körper halten und versuchen, mit dem Knie darüber zu kommen, mit dem Gürtel den Fuß hochziehen oder den Gürtel hinter dem Kopf mit beiden Armen stramm halten. Besonders gut für den Rücken sei die Übung „Gurkenschneiden“: Man mache mit beiden Händen sehr schnelle winzige Bewegungen: „Das trainiert besonders die kleinen Rückenmuskeln“, sagt Jürgen Weemeyer.

Er versetzt das Publikum in Staunen, als er demonstriert, dass man viel mehr mit einem Buch machen kann, als es nur zu lesen: Einen möglichst dicken Schmöker mit der ausgestreckten Hand halten und dann langsam 20 Zentimeter höher gehen, kleine Kreisbewegungen mit dem Buch in der Hand ausführen, und auch die Handfläche nach unten drehen und das Buch auf dem Handrücken balancieren. „Es gibt nicht die Ausrede, dass man zuhause keine Hanteln hat, ein Buch tut‘s auch“, sagt er.

„Dem Stress weglaufen“

Weemeyer zählt die vielen gesundheitlichen Vorteile ausreichender Bewegung auf: Sie hilft sowohl gegen Rücken- wie gegen Kopfschmerzen, auch Verdauungsbeschwerden und Herz-Kreislauferkrankungen stehen meist in engem Zusammenhang mit Bewegungsmangel ebenso wie Diabetes, Osteoporose oder Infektionskrankheiten. Auch Psyche und Bewegung sind eng aufeinander bezogen: „Niedergeschlagene Menschen bewegen sich weniger, und umgekehrt kann man mit viel Bewegung auch Depressionen deutlich lindern, dadurch wird auch die Psyche gesünder, denn Bewegung hebt die Stimmung“, sagt Weemeyer. Nicht zuletzt lasse sich beruflicher oder Alltagsstress durch Spaziergänge oder Jogging mildern: „Dem Stress kann man weglaufen.“

Wie aber lässt sich der „innere Schweinehund“ überwinden? Besonders motivierend sei es, wenn man sich mit anderen Leuten zusammentue, um sich zu bewegen und sich zu gemeinsamen Treffen verabrede. Für andere macht man mehr, als für sich selber – das lässt sich anwenden, wenn man allein lebt, indem man etwas für andere Menschen tut oder sie zu sich einlädt.

Die zweite wirksame Methode sei, sich Rituale im Alltag auszudenken und konsequent einzuhalten: „Sei es, dass man jeden Morgen ein paar Minuten mit den Füßen kreist, sei es, dass man während des Zähneputzens auf einem Bein steht“, sagt Jürgen Weemeyer, im Alter komme es vor allem darauf an, den Gleichgewichtssinn und die Kondition zu trainieren. Man könne sich täglich viele Rituale verschaffen, und die Motivation lässt sich ebenfalls steigern, wenn man misst, wie oft und wie lange man etwas schafft und dabei die Grenze immer weiter verschiebt: So sieht man, dass man täglich Fortschritte macht, und das motiviert ungemein.

Die Vahrer Löwen bieten unter dem Motto „Bewegt durch das Jahr“ im Monat August vier Treffen an, bei denen verschiedene Formen von Bewegung – vom Schwimmen bis zum Turnen nach Karten – ausprobiert werden können, und machen ab September ein 14-tägiges Angebot.

Weitere Informationen

Nähere Informationen unter http://vahrer-loewen.de oder unter Telefon 95 91 348.

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