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Hafengeburtstag Vegesack Die Entdecker aus Alt-Aumund

Eine Projektwoche führt die Grundschüler aus Alt-Aumund sowohl in die nähere Umgebung als auch in die Geschichte Vegesacks. Was die Kinder alles kennengelernt und selbst entwickelt haben.
11.05.2022, 08:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

„Viele Kinder sind noch nie in ihrem Leben mit der Fähre von Vegesack bis Lemwerder gefahren“, sagt Nicole Lembke, Schulleiterin an der Grundschule Alt-Aumund. Der 400. Hafengeburtstag ist für die Schule ein willkommener Anlass, solche kleinen Erlebnisse zu vermitteln: Im Rahmen einer Projektwoche wird den Grundschülern selbst erlebte Heimatkunde zu Bremen-Nord, mit dem Schwerpunkt Vegesack, nahegebracht. Abgestuft nach den vier Jahrgängen machen alle zwölf Klassen mit. „Doch bei den verschiedenen Themen und Aufgaben müssen wir natürlich die altersbedingten Fähigkeiten der Kinder berücksichtigen“, sagt Nicole Lembke.

Fährfahrt ist ein Höhepunkt

Deshalb besuchen die Erstklässler zum Beispiel einen Wochenmarkt und erfahren, welches Obst und Gemüse, teils aus fernen Ländern, bis in die Bremer Häfen kommt, wobei für den Transport heutzutage zwei Frucht-Terminals im Kaiserhafen und an der Columbuskaje in Bremerhaven eine zentrale Rolle spielen. Die Kinder besuchen jedoch auch den Museumshafen und malen Bilder der zahlreichen historischen Schiffe, die dort vertäut sind. Im zweiten Jahrgang stehen das Schloss Schönebeck und das Vegesacker Geschichtenhaus auf dem Programm – in beiden Häusern wird den Kindern die lange maritime Tradition Vegesacks mit Walfang, Heringsfischerei und Werften näher gebracht. Buchhändler Martin Mader führt die Kleinen auch durch den Museumshafen und erklärt ihnen, welch` große Bedeutung der Hafen von Vegesack einst für die Hansestadt hatte. Beide Jahrgänge der Grundschule setzen mit der Fähre von Vegesack nach Lemwerder über. „Das ist ein absolutes Highlight für die Kinder, nicht nur, weil sie auf dem Wasser sind, sondern auch, weil sie viel über die Weser erfahren“, sagt Nicole Lembke. „Viele können sich nicht vorstellen, dass es in Vegesack einst einen Sandstrand gab und man früher im Fluss baden konnte, der damals viel flacher war als heute“, sagt die Schulleiterin. Als in den 1970er Jahren die Weser noch weiter ausgebaut und vertieft wurde, versank dieser Strand jedoch in den Fluten. Heute sichert eine hohe Spundwand vor der Maritimen Meile die Ufer.

Audioguide zum Hafengelände

Ab der dritten Klasse warten in der Projektwoche anspruchsvolle Aufgaben auf die Schülerinnen und Schüler: „Die Kinder haben bei einem Ausflug zu Fuß markante und auffällige Standorte in Aumund und Vegesack selbst fotografiert und üben sich anschließend in der digitalen Bildbearbeitung“, sagt Nicole Lembke. Anschließend werden ihre Fotos ausgestellt, und alle Kinder der Schule können sie anschauen. Im Overbeck-Museum weist eine Kunstpädagogin die Drittklässler in die Grundlagen der Malerei ein und bringt ihnen das Leben des Worpsweder Maler-Ehepaars Fritz Overbeck und Hermine Overbeck-Rothe näher.

Doch die komplexeste Aufgabe wartet wohl auf die Kinder der vierten Klasse: Sie werden einen Audioguide zum Hafengelände und zum Schönebecker Schloss erstellen – und das bedeutet: Texte selbst schreiben, sie anschließend vertonen und in einen selbst gedrehten Film einbinden.

Die Umgebung kennenlernen

An der Grundschule Alt-Aumund laufen derzeit auch zwei Vorkurse für die Kinder von Geflüchteten, „denn wir haben viele neu zugezogene Familien“, sagt Lembke. „Einer der Vorkurse ist ausschließlich mit insgesamt elf Kindern aus der Ukraine belegt. Einige von ihnen sprechen auch ein bisschen deutsch, aber überwiegend verständigen wir uns auf Englisch, was ganz gut klappt“, sagt sie.

Die Projektwoche bringt allen Grundschülern die nähere Umgebung aus eigener Anschauung nahe. „Und die Kinder sind mit großer Begeisterung dabei“, sagt die Schulleiterin

Auch das Lehrerkollegium musste sich gut vorbereiten und hat bei einem Ausflug mit dem Segellogger BV 2 von der Weser aus ganz neue Blicke auf Bremen-Nord geworfen. Für die Kinder biete das Kennenlernen der maritimen Tradition Vegesack neue Eindrücke und Wissen über die Vergangenheit des Orts, in dem sie aufwachsen. „Und der Stadtteil hat ja viel zu bieten“, sagt Nicole Lembke. „Darüber hinaus lernen die Kinder, sich in verschiedensten Medien auszudrücken: Sie schreiben Texte, malen, machen Fotos und Filme und lernen auch den Umgang mit dem I-Pad“, sagt sie. „Nach zwei Jahren Corona hat die Grundschule einiges nachzuholen, was gemeinsame Veranstaltungen betrifft. Doch inzwischen sind wir wieder in der Normalität“, sagt die Schulleiterin.

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