Mario Assmann gehörte am Freitag zu denen, die ins Bürgerservice-Center des Vegesacker Stadthauses wollten, aber nicht durften: Securitykräfte sagten dem Lesumer gleich am Eingang, dass er an einem anderen Tag wiederkommen muss. Systemausfall, nichts ging mehr. Dabei hatte Assmann lange auf diesen Termin gewartet. Knapp drei Monate – und sollte auf seinen Ersatztermin zuerst noch einmal fast genauso lange warten.
Eigentlich hatte Assmann gedacht, dass sein Anliegen keine große Sache und darum schnell erledigt ist. Ihm passierte, was allen irgendwann passiert: Sein Personalausweis ist abgelaufen. Am 5. Juli beantragte er deshalb einen Termin beim Bürgerservice-Center, um für den 24. September einen zu bekommen. Assmann weiß das noch so genau, weil er seine Anfrage online stellte und die Terminbestätigung per E-Mail bekam. Dass er fast drei Monate warten sollte, hat ihn zwar gewundert, aber nicht gestört. Er brauchte den Ausweis nicht dringend.
Gestört hat ihn etwas anderes: Dass er sich jetzt, nachdem sein erster Termin gecancelt wurde, weitere zweieinhalb Monate gedulden sollte, um ein zweites Mal ins Stadthaus zu können. Am 9. Dezember, so hieß es in einer weiteren Mail, sollte Assmann wiederkommen. Der Lesumer sagt, dass er unter Bürgerservice etwas anderes versteht, als fünf Monate und eine Woche darauf warten zu müssen, einen Personalausweis beantragen zu können. Und dass er sich kaum vorstellen mag, wie lange es in Bremen wohl dauert, bis er ihn tatsächlich in der Hand hält.
Assmann hat sich bei Bekannten und Kollegen erkundigt. Sie sagten ihm alle dasselbe: Dass sie nicht Monate auf ihren neuen Ausweis gewartet haben, sondern zwei, höchstens drei Wochen. Manche sprachen sogar davon, dass sie gar keinen Termin mit der Verwaltung vereinbaren mussten, um die Angelegenheit mit einem Sachbearbeiter zu klären. Sie waren einfach so ins Amt oder ins Rathaus gegangen. Assmann sagt, dass er mit Bekannten und Kollegen gesprochen hat, die in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wohnen.
Rose Gerdts-Schiffler weiß, dass es andernorts manchmal schneller geht – und offenbar auch bei anderen Bürgerservice-Centern. Die Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) sagt, dass vor Kurzem veranlasst wurde, alle Prozesse in der Vegesacker Filiale, in der 23 Frauen und Männer arbeiten, zu überprüfen. Um die Abläufe zu verbessern, soll ihr zufolge außerdem ab nächster Woche der stellvertretende Referatsleiter des Service-Centers von der Stresemannstraße nach Nord kommen und demnächst eine neue Führungskraft im Stadthaus anfangen.
Dass Assmann ein Ersatztermin im Dezember angeboten wurde, hätte laut Gerdts-Schiffler nicht passieren dürfen. Klare Vorgabe war es nach ihren Worten, dass alle Kapazitäten genutzt werden sollten, um die am Freitag ausgefallenen Termine innerhalb von 14 Tagen nachzuholen. Diese Vorgabe wurde ihres Wissens nach in fast allen Referaten durchgehend umgesetzt, aber eben nicht in allen. Sie entschuldigt sich bei dem Lesumer für die Unannehmlichkeiten, die ihm dabei entstanden, einen neuen Ausweis zu bekommen.
Weil er sich mit dem Dezember-Termin nicht abfinden wollte, hat sich Assmann schließlich ein drittes Mal mit dem Bürgerservice in Verbindung gesetzt. Diesmal nicht online, sondern telefonisch. Er erklärte der Mitarbeiterin, dass er nicht weitere Monate warten will – und bekam ein neues Datum für seinen Besuch im Center genannt: 1. Oktober. Allerdings ist dieser Termin kein Termin in Vegesack, sondern einer im sogenannten Pop-up-Center an der Stresemannstraße. Anders, meint Assmann, wäre er nicht so schnell an die Reihe gekommen.
Der Lesumer hatte angenommen, dass jetzt alles in Ordnung geht – bis er die neue Terminbestätigung las, die per Mail gekommen ist: Aus Freitag, 1. Oktober, war auf einmal Donnerstag, 30. September, geworden. Und an dem kann Assmann nicht. Inzwischen hat er wieder Kontakt zum Bürgerservice aufgenommen. Das vierte Mal.