Guten Tag, Herr Meyle.
Gregor Meyle: Gregor, es ist doch schöner, sich zu duzen.
Gerne. Also, hallo Gregor, du hast mit vier Jahren deine erste Gitarre bekommen und als Junge vor Publikum gesungen. War es schon damals dein Traum, als Musiker auf großen Bühnen zu stehen?
Unsere Eltern sind mit uns damals oft zu einer Ferienanlage am Genfer See gefahren, und dort stand ich als Junge im Maus-Kostüm auf der Bühne und habe gesungen. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht: Du singst was und die Leute sind ganz Ohr und applaudieren. Mit der Gitarre vom Opa habe ich schon als Erstklässler ein Lied komponiert. Es ist sehr schön, dass aus der Leidenschaft dann so etwas geworden ist.
Wie würdest du deine Musik beschreiben und woher nimmst du die Inspiration?
Sie ist eine Mischung aus vielen Stilrichtungen – ich liebe Musik aus aller Welt. Manchmal fließt auch jahrzehntealte Musik mit ein – das kann sehr magisch sein. Außerdem beobachte ich viel. Das Leben, der Alltag bietet die Themen. Daraus entstehen die Lieder, wobei es phonetisch stimmen muss. Die Worte müssen zur Musik passen. Und die Inspiration stammt schon aus der Kindheit. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, ohne Fernsehen. Aber die Mama hatte 50 Platten und einen Plattenspieler. Damals hat mich die Musik eingefangen. Heutzutage hätte ich mit all den Medien vermutlich zu viel Ablenkung.
Wie hat sich deine Karriere dann entwickelt? Wie war der Plan für deinen Erfolg?
Den Plan gab es nicht. Ich bin mit 17 als Tontechniker in einen Tour-Bus eingestiegen. Das war nah dran an der Musik und noch dazu ein tolles Handwerk. Das habe ich gemocht. Ich bin europaweit mit tollen Bands und Orchestern gereist und hatte schon einen Vertrag als Tontechniker in Kapstadt unterschrieben, als sich 2007 alles änderte. Ich stand gerade auf der Leiter, um ein Konzert vorzubereiten – da kam der Anruf vom Raab-Casting. Mein Bruder hatte mich da ohne mein Wissen angemeldet.
Hast du musikalische Vorbilder?
Die Platten von der Mama. Beatles, Fleetwood Mac – ich mag es, wenn Jahrzehnte musikalisch verschmelzen. So kam es zu meiner eigenen Richtung. Bei Musik muss man Gänsehaut sprechen lassen. Ich kann keine Noten lesen, aber ich habe immer Instrumente um mich herum (Gregor Meyle greift zu einer Ukulele und lässt sie erklingen, später spielt er kurz auf einer Mandoline) und da kommt man immer auf Ideen. Ich kann dir nicht sagen, was ich da eigentlich mache. Die Akkorde entstehen zu den Songs. Dann ziehe ich andere Musiker hinzu, die Objektivität reinbringen. Vielleicht ist es ein bisschen wie bei Paul McCartney. Der hat wochenlang die Leute genervt, weil er die Melodie von „Yesterday“ geträumt hatte.
Worauf kann sich das Publikum bei eurem Konzert im Bürgerhaus Vegesack freuen?
Das wird die letzte Etappe unserer Tour und ganz besinnlich. Wir gehen schon seit über zehn Jahren zusammen auf Tour, sind wie eine Familie und happy, dass wir handgemachte erzählerische Singer/Songwriter-Musik machen. Ich habe über 100 Songs geschrieben, da kann ich aus dem Vollen schöpfen. Es sind Holzblas-, Streich- und Tasteninstrumente dabei. Auch eine Duduk, eine orientalische Flöte, die kaum noch einer spielen kann.
Neben der Musik spielt aber auch Wein eine Rolle in deinem Leben. Auf deiner Internetseite bietest du Meyle-Wein an. Bist du auch Winzer?
Nein, aber ich habe eine Pacht auf einem Hektar, wo ich experimentieren darf – wie eine Art Designer. Ich schütte den Wein wirklich zusammen. Das sind alles tolle Produkte, die dabei entstehen. Sonst würde ich die nicht selber genießen. Ich finde, das Leben ist zu kurz, um schlechte Weine zu trinken.
Und was macht Gregor Meyle, wenn er sich von seinen Konzert-Touren erholen und von der Arbeit abschalten möchte?
Dann frage ich den Nachbarn, ob er die Sauna anschmeißen kann. Kürzlich hatte ich auch mal vier Tage lang das Handy aus – das war schön. Und ich freue mich darauf, dass ich zu Weihnachten mit meiner Tochter Ski fahren werde.
Das Gespräch führte Ulrike Schumacher.