Gezielt auf Motivsuche geht er nicht. "Meine Motive fliegen mich förmlich an", gesteht Claus H. Bartels. Nachdem er 30 Jahre lang seinen Lebensunterhalt mit der Fotografie verdiente, frönt er jetzt seiner Leidenschaft mit eher zufälligen Momentaufnahmen. 27 farbintensive davon sind jetzt im Foyer der Strandlust zu sehen.
Der Nordbremer, der nach eigenem Bekunden "in den 50er Jahren das Neonlicht des Blumenthaler Krankenhauses" erblickte, und heute in der Gemeinde Schwanewede wohnt, entdeckte schon in der Jugend seine Leidenschaft für die Fotografie. Eine entsprechende Ausbildung folgte, bei dem Fotografen und Kunstmaler Paul Hashagen. "Der besaß ein Fotostudio in der Gerhard-Rohlfs-Straße und ein Malatelier in Grohn." 1983 zog es Claus H. Bartels dann in eine weitere Hansestadt, nach Hamburg, um in der damaligen "Bundesfachschule für Photographie" unter der Leitung von Professor Jürgen Theis zu studieren.
Mit dem Bachelor in der Tasche kehrte er zurück, eröffnete in der Lindenstraße in Fähr-Lobbendorf "Das Fotostudio", das er 2010 mitsamt Inventar und Kundenstamm an eine Mitarbeiterin verkaufte, "nur den Namen, den habe ich nicht mit verkauft", gesteht Bartels. Auch, dass es damals noch drei Jahre gedauert habe, bis er das erste Mal Rente bezog. "Wir wären aber nicht verhungert, meine Frau hat da noch gearbeitet", erzählt Bartels und sein Lachen beweist, dass er einen ausgeprägten Sinn für Humor besitzt.
Veranstaltungsfotograf in der Strandlust
Darüber hinaus ist er sehr kommunikativ – wie sich schnell zeigt, als sich ein Gast im Foyer der Strandlust für Bartels Fotografien interessiert. "Die hängen noch nicht gerade", sagt Bartels, der gerade dabei ist, seine zuvor aufgehängten Werke mit etwas Abstand zu betrachten. Schnell ist er im Gespräch mit dem Gast vertieft. Auch Restaurant-Mitpächter Emre Kilic bleibt zum Plausch stehen. Seinem "sieht ja schon schön aus" folgt ein Austausch über die gezeigten Motive, das Geschehen in der Strandlust, alte Pächter und die langjährigen Erfahrungen, die Claus H. Bartels in den Räumen vor Ort gesammelt hat, "als regelmäßiger Veranstaltungsfotograf".
Die Strandlust, die sieht Claus H. Bartels auch als Rentner öfter, "jetzt geht es ja wieder", als Pausenstation während Radtouren mit seiner Frau, zum Kaffee und Kuchen oder zum gemütlichen Beisammensein beim Abendessen. So kam der Kontakt zum jetzigen Pächter zustande. "Diese Poster an den Wänden hier vor der Schauküche fand ich nicht sehr schön", gesteht Bartels. Seine farbigen Bilder sollen dem Raum mehr Ambiente verleihen, "und den Gästen eine entsprechende Atmosphäre bieten", findet auch Emre Kilic. Denn zum Festival Maritim erwartet er viele Gäste in der Strandlust.
Claus H. Bartels setzt auf die Kurzweiligkeit seiner Bilder, darauf, dass die Betrachterin und der Betrachter erst im zweiten Blick erkennt, worum es sich dabei handelt. "Denn manches ist nicht auf Anhieb erkennbar. Für viele Menschen sind die Motive, die mich anspringen, auch gar keine Motive. Ich sehe viele Dinge, die andere nicht sehen beziehungsweise nicht sofort erkennen, selbst meine Frau nicht. Obwohl – mittlerweile sieht auch meine Frau mehr." Denn das Ehepaar ist viel unterwegs, gerade erst aus der Zingst zurück, "das ist die Fotoregion überhaupt, einmal im Jahr ist Umweltfotofestival und wir immer mit dabei", erzählt Claus H. Bartels. Immer mit im Gepäck ist bei ihm auch der Fotoapparat.
Das Ehepaar liebt die Küste
"Wir sind Küstenliebhaber", erzählt Bartels von den vielen Touren, von Bremerhaven bis Cuxhaven, in Mecklenburg-Vorpommern oder Dänemarks Küste, "rauf und runter, Küstenorte, Fischerdörfer – so entstehen diese Motive". So richtig typische Küstenmotive erwarten den Betrachter allerdings eher wenig – die leere, weiße Bank am unteren rechten Bildrand auf dem schmalen grünen Deichstreifen und dem üppigen blauen Himmel ist da noch am ehesten in diese Richtung zu verorten.
Die Werke von Claus H. Bartels sind ein Spiel mit farbigen Akzenten, mit grafisch anmutenden, teils absurden Szenerien. Da ist der weiße, riesige Erdöltank – als solcher nicht zu erkennen, "mein Lieblingsbild" erklärt Claus H. Bartels. Nur ein Teil des weißen Tanks mit ebenfalls weißer Zugehtreppe ist zu sehen, und ein verwaschenes orangerotes Achtungsschild davor. "Es ist ein Erdöltank", bestätigt Bartels nochmal und zeigt auf ein weiteres Bild, wo besagter Erdöltank neben einer roten Brücke vor blauem Himmel zu sehen ist. Das intensive Blau des Himmels ist es, was in dieser Ecke des Foyers den Ton bestimmt – es stimmt überein mit dem Blau des Gitters vor blauem Hintergrund und dem gelb-schwarz-quergestreiften Schild an der oberen linken Ecke; oder der Zimmerecke, in der sich indirektes Wandlicht trifft und der dunkelblau gestrichenen Decke Raum gibt.
In der einen Ecke rot, in der anderen Ecke blau und gleich gegenüber grün, "ich mag keinen Farbmix, ich ordne die Fotografien ihren zufällig entstandenen Farbwelten zu", gesteht Claus H. Bartels. Die 27, in den letzten 15 Jahren entstandenen Fotografien sollen bis mindestens Ende Oktober in der Strandlust hängen bleiben. "Es kommt darauf an, welche Fotografien mein Galerist in Hamburg zur Herbstausstellung haben möchte", sagt Bartels. Einem Austausch der Bilder stehe im Übrigen nichts im Wege, denn über eines sind sich Bartels und Kilic schon beim Aufhängen einig: "Es wäre schön, wenn die Fotografien auch über die Weihnachtszeit in der Strandlust hängen bleiben."