Wut und Unverständnis in Blumenthal“ titelte DIE NORDDEUTSCHE am 18. Januar 1997. „Alle Proteste haben nichts genützt – die Stadtteilbibliothek in Blumenthal wird demnächst geschlossen“, schrieb der Autor vor 25 Jahren. Die Deputation für Wissenschaft und Kunst hatte das Aus der Bücherei beschlossen – trotz mehrerer Demonstrationen und einer langen Unterschriftenliste. Die Einrichtung sollte im Frühjahr geschlossen, Personal und Bücher auf andere Bibliotheken verteilt werden.
„Eine über 70 Jahre alte Kultureinrichtung geht zugrunde. Die Bibliothek hat die Inflation und den Krieg überstanden, aber nicht die Bremer Sparpolitik", sagte damals Bibliotheksleiterin Renate Walter. Leserinnen und Leser reagierten ebenfalls wütend: „Am liebsten würden wir Bomben schmeißen." Auch der damalige Ortsamtsleiter Erik Petersen verurteilte die Schließung: „Ein Debakel!" Ein Büchereibus sollte Bremens nördlichsten Stadtteil zukünftig mit Lesestoff versorgen, aber wann der „Büchereibus seine Rundfahrt durch Blumenthal antritt, ist noch völlig unklar.“
Noch im selben Jahr gründete sich der Förderverein Bibliothek Blumenthal mit dem Ziel, die ehemalige Bücherei auf der Basis ehrenamtlicher Arbeit fortzuführen. Im April 1998 wurde die Bücherei Blumenthal im Schulzentrum Eggestedter Straße festlich eröffnet. Heute befindet sich die Bücherei Blumenthal in der Mühlenstraße 70.
"Die Kaffeetassen klirren in den Regalen“ war am 17. Januar 1997 in der NORDDEUTSCHEN zu lesen. Ausschachtungsarbeiten für eine Abwasser-Druckleitung ließen damals in Blumenthal den Erdboden erzittern. Die Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) hatten an der Landrat-Christians-Straße eine tiefe Baugrube eingerichtet. „Schlag für Schlag werden jetzt Spundwände sieben Meter tief in den harten Boden gerammt. Die Wellen der Erschütterung laufen weiter bis in die Wohnhäuser, bringen Tassen zum Klirren. Die ersten Anwohner haben bereits gestern Vormittag aufgeregt beim Ortsamt angerufen. Und bei der Sparkasse schräg gegenüber an der Landrat-Christians-Straße wackeln die Computerbildschirme.“
Der Hintergrund des ganzen Aufwandes: Die Abwasser-Druckleitung, die von Ständer bis zum Blumenthaler Markt führt, brauchte dringend Unterstützung. Das alte Kanalrohr aus dem Jahr 1957 war an einigen Stellen schadhaft. Nun sollte eine Zwillingsleitung durch den Blumenthaler Untergrund geschoben werden. Dafür wurde in Höhe der Woll-Kämmerei ein Bohrer in die Erde gelassen, für den eine tiefe Baugrube angelegt werden musste – mit den deutlich spürbaren Nebenwirkungen. Diese Bauweise, so hieß es damals, habe „den Vorteil, dass der Bau ohne größere Behinderungen für den Verkehr ablaufen, wird. Die Arbeiten sollten mindestens bis August andauern. 3,8 Millionen Mark kostet die zusätzliche Mischwasserleitung.“
Über den „Autokorso der Beschäftigten des Dieselmotorenwerks Vulkan“ berichtete DIE NORDDEUTSCHE am 21. Januar 1997. Knapp 300 Mitarbeiter des Dieselmotorenwerks hatten gemeinsam mit Familienangehörigen und ehemaligen Vulkanesen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. „In einem fast 200 Fahrzeuge zählenden Autokonvoi fuhren sie ab Vegesack über B 74 und A 27 unter Polizeibegleitung in Doppelreihe in die Bremer Innenstadt.“ Dort überreichten sie Bürgermeister Henning Scherf eine Resolution und verwiesen darauf, dass „nach einem Aus für den Vulkan und für das Dieselmotorenwerk die Arbeitslosenquote in Bremen-Nord bei 30 Prozent“ läge. Dann werde die Region zu einem Pulverfass, warnte Betriebsratsvorsitzender Adolf Schäfer den Bremer Bürgermeister. In Berlin tagten damals gerade Dieselmotorenwerke-Vertreter aus Mecklenburg-Vorpommern und Bremen sowie der Treuhand-Nachfolgegesellschaft BvS, um über die weitere Zukunft des Dieselmotorenwerks Vulkan Rostock-Bremen zu beraten. In Bremen befürchtete man das Aus für das hiesige Dieselmotorenwerk, obwohl das Land Bremen sich nach Darstellung des Betriebsratsvorsitzenden Adolf Schäfer dafür einsetzen wollte, dass dem hiesigen Werk zumindest „eine dreistellige Beschäftigungszahl" verbleibe.