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Handball Nachfragen stark angestiegen

Angesichts der immer mehr werdenden Corona-Hotspots drehte sich alles um die Frage, ob überhaupt noch Punktspiele ausgetragen werden sollen oder nicht.
22.10.2020, 15:47 Uhr
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Von Olaf Kowalzik

Die Unsicherheit in der Handball-Szene stieg in den vergangenen Tagen wie der Corona-Inzidenzwert rapide an. Angesichts der immer mehr werdenden Corona-Hotspots drehte sich alles um die Frage, ob überhaupt noch Punktspiele ausgetragen werden sollen oder nicht.

Und vor allem, welche Konsequenzen eine Spielabsage hätte. „In den vergangenen Tagen waren die Nachfragen bei den Staffelleitungen und auch andernorts stark angestiegen“, erzählt die Präsidentin des Bremer Handballverbandes, Monika Wöhler.

Vor dem Hintergrund, dass in den höheren Ligen, außer den Landesligen, bereits der Ball wieder fliegt und an diesem Wochenende auch noch der komplette Spielbetrieb auf sämtlichen Kreisebenen starten sollte, musste also schnellstens eine neue Regelung über die Umgangsweise unter den aktuellen Coronabedingungen her. Den mit Spannung erwarteten Beschluss fällte am Mittwochabend das Präsidiums des Handball-Verbandes Niedersachsen, zu dem auch Vertreter des Bremer Handball-Verbandes (BHV) zählen.

Der Tenor lautet, dass Handball-Punktspiele unbürokratisch und ohne Verlegungskosten abgesetzt werden können, wenn der Corona-Inzidenzwert in der Region eines der beteiligten Teams über 35 liegt. Der Verzicht soll spätestens 72 Stunden vor dem Spielbeginn dem Gegner und der spielleitenden Stelle mitgeteilt werden. Diese Regelung gilt solange, bis der Inzidenzwert von 35 wieder unterschritten wird. Das gilt aktuell für sämtliche Begegnungen von der Oberliga bis hinunter zur Landesklasse.

In den Spielklassen ab der Bremenliga gilt zurzeit der Inzidenzwert 50, die Absage muss hier bis zum jeweiligen Mittwoch (23:59 Uhr) – vor dem Spieltermin erfolgt sein. Denn der BHV war bereits vorangegangen und hatte seinen Beschluss schon am Montag gefällt. „Wir werden aber bei unserer nächsten Sitzung besprechen, ob wir unseren Wert angleichen wollen“, sagt Wöhler.

Viele Teams nutzten umgehend die Möglichkeit zur Spielabsage, sodass zum Beispiel der bevorstehende Spieltag an diesem Wochenende in der Männer-Oberliga binnen weniger Stunden auf die Hälfte der Partien schrumpfte, in anderen Spielklassen ist es noch extremer. Dementsprechend müssen die einzelnen Ligen wohl zukünftig mit einem drohenden Flickenteppich an Punktspielen leben, der Trainings- und Spielrhythmus dürfte ebenfalls darunter leiden.

„Die vielen Absagen zeigen, dass der Handball-Sport sehr verantwortungsvoll mit solchen Themen umgeht“, meint Monika Wöhler. „Ich hoffe nur, dass die Hallen weiter aufbleiben, damit die einzelnen Mannschaften unter Beachtung der Hygienevorschriften weiter trainieren können“, fährt sie fort.

„Es gibt jetzt einen Leitfaden. Ich gehe davon aus, dass die Spiele in der Oberliga durchgeführt werden, solange der Spielbetrieb vom Landkreis erlaubt wird“, glaubt Henning Schomann, Trainer der Oberliga-Männer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen. Neben dem morgigen Heimspiel gegen Beckdorf sieht er auch das Gastspiel acht Tage später in Rotenburg aktuell als unkritisch an. „Was in drei Wochen ist, schaue ich mir dann an“, fährt Henning Schomann fort.

Die Landesliga-Männer des SV Grambke-Oslebshausen haben sich anders entschieden und ihr Auftaktmatch bei der HSG Verden-Aller abgesagt. „Ich habe vier Männer in meiner Mannschaft, die bei solchen Werten nicht spielen wollen“, erklärt ihr Trainer Marcel Hägermann.

Ins Wasser fällt auch die Heim-Premiere der Gelb-Blauen eine Woche später gegen die HSG Delmenhorst II, da die Oberliga-Reserve diese Begegnung bereits abgesagt hat. Marcel Hägermann ist bei der Frage, spielen ja oder nein hin- und hergerissen. „Einerseits habe ich nach der langen Pause natürlich voll Bock auf Handball, ich befinde mich beruflich aber auch in einer Position, in der ich mir eine zweiwöchige Quarantäne nicht erlauben kann“, sagt er.

Niko Wachowiak, Trainer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen II, wollte gerne mit seinem Team gegen die TS Hoykenkamp in den Alltag der Männer-Landesliga starten. Der Gegner sagte die Partie jedoch ab, da sechs seiner Spieler der TSH aus dem Hochrisikogebiet Delmenhorst kommen.

„Wir sind jetzt als verständnisvolle Sportler gefragt. Da die Inzidenzwerte bei uns aber noch okay sind, würden wir selbst gerne endlich loslegen“, gibt er zu verstehen. Die kniffligste Frage sei für ihn, „wann das nach hinten raus alles nachgeholt werden soll. Unsere Saison ist ja schon jetzt bis zum 6. Juni relativ eng getaktet“, führt Niko Wachowiak an.

Die Landesklasse-Männer des SV Grambke-Oslebshausen II sind an diesem Wochenende spielfrei, sodass ihr Trainer Jörg Rutenberg mit seinen Akteuren Zeit zur Meinungsfindung hat. „Die Entscheidung meines Teams gilt. Ohnehin gibt es bei diesem Thema kein richtig und kein falsch“, unterstreicht er. Spaß mache ihm das Ganze aber nicht mehr. Zumal er nicht glaubt, dass der Inzidenzwert schnell wieder runtergeht. „Wo sollen dann die ganzen Hallenzeiten für die Nachholspiele herkommen?“, fragt er sich. Bei den Landesklasse-Frauen des SV Grambke-Oslebshausen fliegt der Ball an diesem Sonnabend nicht, weil die gastgebende HSG Bruchhausen-Vilsen das Duell bereits gecancelt hat. „Wir hätten gespielt, aber auch bei uns gilt, dass nichts in Stein gemeißelt ist“, sagt der SVGO-Trainer Stephan Rix. Er befürchtet ohnehin, „dass dem Spielbetrieb bald ein Riegel vorgeschoben wird.“

Von den Spielabsagen ist an diesem Wochenende auch die Bremenliga betroffen. In der treten aus dieser Region lediglich die Männer des SV Grambke-Oslebshausen III am Sonnabend in Grasberg an.

Die Partien der HSG Vegesack-Hammersbeck, HSG Lesum/St. Magnus und der HSG Schwanewede/Neuenkirchen III bei den Männern sowie der HSG Schwanewede/Neuenkirchen, HSG Lesum/St. Magnus und HSG Vegesack-Hammersbeck bei den Frauen sind allesamt abgesagt.

Inwieweit die Situation in den kommenden Wochen, ja vielleicht sogar Monaten händelbar ist, und ob die vielen drohenden Nachholbegegnungen überhaupt ausgetragen werden können, gleicht schon einem Blick in die Glaskugel. „Wir müssen die Entwicklung nun erst einmal abwarten, genau beobachten und gegebenenfalls dann weitere Maßnahmen treffen“, kündigt die BHV-Präsidentin Monika Wöhler an.

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