Vegesack. Fast ein halbes Jahrhundert lang hat Giuliano Miotto in Vegesack Eis hergestellt und verkauft. Nun setzt sich der Inhaber der „Gelateria Italiana Miotto“ aus Altersgründen zur Ruhe und übergibt das Geschäft an einen Nachfolger.
Die Corona-Pandemie hat seine Entscheidung, nun in Rente zu gehen, nicht beeinflusst, wie er betont. „Das Geschäft läuft trotzdem“, sagt er. „Ich habe mich bereits seit mehreren Jahren damit beschäftigt, mich in den Ruhestand zu verabschieden.“ Das gibt ihm die Möglichkeit, sich mehr auf sein Hobby zu konzentrieren. „Ich will den Ruhestand nutzen und mehr Fahrrad fahren“, erzählt der Nordbremer. Das Eiscafé an der Gerhard-Rohlfs-Straße bleibt aber trotzdem erhalten. Miotto hat einen Nachfolger gefunden, der das Geschäft weiterführt. „Mein Nachfolger ist gelernter Koch, arbeitet aber schon seit vielen Jahren in einer Eisdiele in Cuxhaven“, verrät er.
Der gebürtige Italiener kam 1965 nach Deutschland. Mit 14 Jahren ist der heute 69-Jährige aus dem norditalienischen Refrontolo in Treviso weggegangen. Sein Vater war dort Winzer und besaß einen Weinberg. Doch Giuliano Miotto zog es in die weite Welt. So landete der jugendliche Abenteurer zunächst in Heidelberg und Bocholt, wo er bei italienischen Landsleuten die Eisherstellung erlernte. 1976 übernahm er schließlich eine Eisdiele in der Breiten Straße in Vegesack. Von dort aus siedelte er später in die Gerhard-Rohlfs-Straße um, nachdem 2001 ein Neubau am einstigen Platz der Drogerie Seemann entstanden war.
Auch ohne den erneuten Lockdown wäre das Eiscafé in diesen Tagen bereits geschlossen. „Die Saison ist zu Ende“, sagt Miotto. Aller Voraussicht nach Ende Januar, Anfang Februar kommenden Jahres öffnet der Laden wieder, dann aber mit einem neuen Inhaber. Ab und an will Giuliano Miotto aber trotzdem mal vorbeischauen. „Ich habe viele Stammgäste gehabt, denen ich dann wieder 'Hallo' sagen werde“, erzählt der Italiener.
Dass Italiener bereits seit dem 16. Jahrhundert an den wichtigsten Höfen Europas Versuche gemacht haben, mit Eis und Salz gekühlte Süßspeisen herzustellen, beschreibt der Verein „Uniteis“, Union der italienischen Speiseeishersteller, auf seiner Internetseite. Das echte Speiseeis ist demnach aber erst entstanden, als es gelang, Kälte zu erzeugen und darin Behälter mit der zu gefrierenden Flüssigkeit zu drehen. Die dabei nach und nach fester werdende Masse löste sich dabei vom Behältnis, nahm dabei Luft auf und eine weiche und feine Struktur an.
Von grundlegender Bedeutung für die Eiscafés sei das Jahrzehnt von 1920 bis 1930 gewesen: Eines der wichtigsten Ereignisse sei dabei die Markteinführung der ersten automatischen Eismaschine im Jahr 1927 durch Otello Cattabriga aus Bologna gewesen. „Sofort danach verbreitete sich 1930 die Mode, Eis im Hörnchen zu essen.“