„Ich knipse immer das Licht aus, wenn ich aus dem Zimmer gehe“, sagt Samira. Das Mädchen weiß schon, wie man im Alltag Energieverschwendung vermeiden kann. Um noch mehr darüber zu lernen, nimmt sie am Projekt „Klimaschutz und Inklusion“ teil, das die Stiftung Friedehorst in Kooperation mit der Ökologiestation während der Herbstferien anbietet.
Unter dem Motto „Natur erleben – Klima-Scout werden!“ lernen die Kinder etwas über den Klimaschutz und die Zusammenhänge mit der Natur. Das Projekt, das sich aus mehreren Teilen zusammensetzt, wird vom Bundesumweltministerium finanziert und soll Klimaschutz in Nachbarschaften initiieren und fördern, wobei auch das Handicap von Menschen keine Rolle spielen soll.
Wie hängt das Thema Energiesparen mit dem Klimawandel und der Natur zusammen? Es hat etwas mit den Kreisläufen auf der Erde zu tun, dem Sauerstoff, dem Kohlendioxid – und offenbar hat der Mensch da einiges durcheinandergebracht, lernen die jungen Teilnehmer. Die Ökologiestation mit Wald, Wiesen und Obstgarten bietet ein ideales Gelände, um das große Kreislaufgeschehen in der Natur anschaulich zu vermitteln, vor allem mit den Bäumen als große Sauerstoffproduzenten, die zugleich Kohlendioxid aufnehmen.
Martina Schnaidt, Umweltpädagogin an der Ökologiestation, leitet sieben Kinder an, sich am ersten Tag zunächst mit dem Wald vertraut zu machen: Bei einem Memoryspiel werden Blätter, Moos oder Rinde unter einem Tuch zugedeckt, anschließend sollen die Kinder die gleichen Naturdinge im Wald finden – das schärft die Wahrnehmung und prägt ihnen wichtige Arten wie Rotbuche oder Spitzahorn ein.
Der Kreislauf der Stoffe ist jedoch ein abstraktes Thema, das sich am besten in Geschichten vermitteln lässt: Oskar ist der kleine Sauerstoff, der aus den Blättern im Wald kommt. Er fliegt zunächst durch die Luft, doch dann wird er von einem Tier oder Menschen eingeatmet und findet einen Freund, den Kohlenstoff. Beide schließen sich zum Kohlendioxid – CO2 – zusammen. „Wo aber entsteht Kohlendioxid?“, fragt Martina Schnaidt die Kinder, die schon wissen, dass der Stoff zum Beispiel aus Autos oder Kraftwerken entweicht. Martina Schnaidt sagt: „Immer wenn etwas brennt, wird Kohlendioxid freigesetzt, aber auch beim Ausatmen. Das Problem Klimawandel entsteht, wenn es zu viel davon gibt.“ Das Gebäudeinnere der Ökologiestation bietet Anschauung genug, um „Energiefresser“ im Haushalt auf einer Rallye kennenzulernen. Martina Schnaidt hat an 16 Stellen rote Zettel angeklebt, die auf „Energiefresser“ hinweisen. Die Jungs in der Gruppe kichern, weil sie im Verlaufe der Rallye ausnahmsweise auch aufs Mädchenklo dürfen. Der erste Energiefresser ist schnell gefunden: Ein Mitarbeiter hat den Computer angelassen, obwohl er im Urlaub ist. Wer aber hat die Leuchtsterne auf dem Schrank entzündet? Da sie mit Batterien betrieben werden, verbrauchen sie besonders viel Energie. Und die Fenster stehen auf, Wärme kann also nach draußen entweichen. Auf der Heizung liegen große Bücher, die die Wärmeabstrahlung blockieren. In der Küche haben sich gleich mehrere üble Energiefresser eingenistet: Im Gefrierfach des Kühlschranks hat sich schon viel zu viel Eis gebildet. „Das frisst besonders viel Strom“, sagt Martina Schnaidt, die auch die Klappe des fast leeren Geschirrspülers aufzieht: „Wenn man für wenige Tassen und Teller die Maschine anmacht, ist das auch Energieverschwendung. Besser man wartet, bis der Geschirrspüler gefüllt ist.“
Schritt für Schritt lernen die Kinder, wo überall im Haus die Energiefresser zu finden sind – oft gut versteckt. Es gibt ja noch viel mehr Energiefresser im Haus: Die Kaffeemaschine ist an, die Glühbirne brennt, und im Garten wird noch ein Rasenmäher betrieben, der viel Benzin verbraucht.
Wiederverwertung in der Natur
Am Nachmittag lernen die Kinder, dass auch Müll Energie gefressen hat, besonders, wenn er aus Plastik ist, das sich zudem in der Umwelt nur sehr langsam zersetzt. Doch im Wald der Ökologiestation lässt sich auch begreifen, dass es in der Natur eigentlich gar keinen Müll gibt: Alles wird wiederverwertet, und dafür sorgen Bakterien, Pilze und zahlreiche Kleintiere im Boden. So wird den Kindern ein Aha-Erlebnis nach dem anderen beschert, sei es auf der Rallye oder beim Aufenthalt im Wald. „Am nächsten Tag probieren wir im Garten der Ökologiestation auch Obst und vergleichen es mit Bananen, Apfelsinen oder Kiwis, die aus fernen Ländern kommen und beim Transport viel Energie verbrauchen“, erläutert Martina Schnaidt.
Die vielen ideenreichen Aktionen zeigen den Kindern Schritt für Schritt, wie vernetzt unsere Welt ist, in der vieles ungeahnt miteinander zusammenhängt. Martina Schnaidt hat die Konzepte für diesen Teil des Klimaschutzprojekts entworfen und wird zum Jahresende mit der Stiftung Friedehorst den bisherigen Projektverlauf bewerten. Und dieses Ferienprogramm, das in der Ökologiestation schon die Kleinen an ein ernstes und komplexes Thema heranführt, soll nicht das letzte seiner Art bleiben, kündigt sie an.