Das am Ostermontag von der SG Aumund-Vegesack mit 3:1 (2:1) gegen den Blumenthaler SV gewonnene Nord-Derby der Fußball-Bremen-Liga war eines der besonderen Art. Im Gegensatz zu den vielen Aufeinandertreffen der vergangenen Jahre sollte nicht geklärt werden, wer die Nummer eins in Bremen-Nord ist. Es ging schlicht und einfach darum, sich mit Punkten die besseren Karten im Kampf um den Klassenerhalt zu verschaffen.
Dieser Situation entsprechend bekamen die Zuschauer auf dem holprigen Rasen des Vegesacker Stadions auch keinen fußballerischen Leckerbissen geboten. Kampf war das Gebot der Stunde: auch die zwei von Schiedsrichter Denis Beuße verhängten Ampelkarten sowie zwei Rote Karten waren ein Beleg dafür.
Im Laufe der Partie, die inklusive Nachspielzeit über knapp 100 Minuten ging, wurde aus einem kampfbetonten Spiel ein Spiel voller Gezerre, Gemeckere und Getrete. Schließlich musste auch noch der Krankenwagen anrollen, weil es Vegesacks Mola Lamine Khan nach einem rüden Foul von Kevin Thiele kurz vor Schluss offenbar schlimm am Schienbein erwischt hatte. Ein Frustfoul, das übrigens nur mit Gelb bedacht wurde.
Die personell bessere Ausgangsposition bei bestem Fußballwetter hatte die SAV. Und aus dem Vollen schöpfen könnend, setzte SAV-Coach Björn Krämer auf eine offensive Variante mit Alexander Schlobohm und Bashkim Toski als echte Spitzen und den sehr offensiv ausgerichteten Außenbahnspielern Fabian Linne und Williams Noukpetor, die gute Szenen hatten. Das erste Ausrufezeichen setzte jedoch der personell auf dem Zahnfleisch gehende BSV, beim Trainer Peter Moussalli, der den unentschuldigt fehlenden Abwehrchef Sebastian Zinselmeyer kurzfristig ersetzen musste und seinen zuletzt so stark auftrumpfende Sechser Maurice-Pascal Hesseling notgedrungen zurückziehen musste. Nach einem der gefürchteten Einwürfe von Denis Chinaka und Weiterleitung von Kilian Lammers verpasste Kevin Thiele der SAV mit dem 1:0 (6.) eine kalte Dusche.
„Ich bin angetan davon, wie wir das 0:1 verdaut haben“, gab Krämer nach dem Spiel zu Protokoll und forderte seine Spieler auf, den Derbysieg gebührend zu feiern. Aber nur den, denn: „Wir haben eines von sieben Endspielen gewonnen. Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen.“ Die Reaktion der SAV auf das 0:1 sah so aus: Erst erzielte Bashkim Toski per Kopf nach sehenswerter Vorarbeit von Williams Noukpetor das 1:1 (12.), dann stürmte Fabian Linne durch die gesamte BSV-Hintermannschaft und schob den Ball zum 2:1 (20.) ein. Gerade der zweite Treffer symbolisierte die Willenskraft der Vegesacker, die oftmals robuster, kompakter und routinierter waren. Dem BSV fehlte vor allem aus verletzungsbedingten und taktischen Gründen ein ideenreicher Taktgeber im Mittelfeld, eine Rolle, die Hesseling nach der Halbzeit bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung gut bekleidete und den Gast so auf den Ausgleich hoffen ließ.
Doch ein weiterer Treffer ließ zunächst auf sich warten. Stattdessen wurde es bunt. Erst sah der bereits verwarnte Vegesacker Williams Noukpetor wegen Foulspiels Gelb-Rot (54.), dann Blumenthals Vinzenz van Koll (60.). Blumenthal war in einer zerfahrenen Partie zwar am Drücker, doch die Hoffnung auf den Ausgleich machte eine Traumkombination der SAV zunichte. Alexander Schlobohm bediente den rechts gestarteten Bashkim Toski, und dessen Rückpass setzte Abdullah Basdas im Stile eines Klassespielers zum 3:1 in die Maschen (78.).
Nach der vermeintlichen Entscheidung griff Schiri Beuße noch zweimal direkt in seine Gesäßtasche. Erst hatte seinem Assistenten offenbar ein „Beratungsgespräch“ von Fahrudin Ramic nicht gefallen (82.), dann verpasste Larry-Francklin Gogbe dem am Boden liegenden Alexander Schlobohm mit der flachen Hand zwei „Watschen“ – allerdings auf den Hinterkopf (88.). Richtig Fußball gespielt wurde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Auch weil insgesamt wenig strukturierter Fußball gespielt wurde, sprach BSV-Coach Moussalli von einem „eigentlich typischen Unentschieden-Spiel“ und bemängelte die „zwei Riesenklöpse“, die nach dem 1:0 zum 1:2 geführt hätten. Dann zog er aber schnell einen Schlussstrich: „Mund abwischen und nächste Woche wieder punkten.“ Derweil hüpften die Vegesacker im Kreis und skandierten: „Derbysieger, Derbysieger.“