Jan-Philipp Heine war so richtig angefressen. "Das wird sicherlich noch eine ganze Weile dauern, bis ich diesen Frust heute überwunden habe", gab der Spielertrainer des Fußball-Landesligisten SV Grohn umunwunden zu. Ansonsten musste er nach der 2:5 (2:2)-Niederlage beim SC Weyhe schon etwas länger nach Formulierungen suchen, um das zu beschreiben, was er vorher gesehen hatte: "Ehrlich gesagt, fehlen mir da ein bisschen die Worte, das hatten wir uns natürlich ganz anders vorgestellt."
Bereits vor der Partie hatte Heine ein ungutes Gefühl. Der Tabellenvorletzte aus Weyhe hatte eine Woche zuvor mit dem 2:1 über den BSC Hastedt gerade seinen ersten Saisonsieg gefeiert und die Grohner wollten auf jeden Fall verhindern, dass ein weiterer Dreier folgen würde. "Eine gute Viertelstunde lang haben wir auch alles richtig gemacht", sagte Heine, der sich über eine frühe Führung durch Bora Bilgin freuen konnte (10.). Doch die Freude währte nur kurz, denn in der Folgezeit hatten die Grohner wieder einmal an dem Problem zu kauen, das sich bereits wie ein roter Faden durch die gesamte Saison zieht. "Wir haben gezeigt, dass wir an guten Tagen jede Mannschaft der Liga schlagen könne, aber auf der anderen Seite können wir auch an schlechten Tagen gegen jede Mannschaft verlieren", fasst Heine das Kardinalproblem seiner Mannschaft zusammen.
Diesmal war einer dieser schlechten Grohner Tage, und so gaben die Nordbremer mehr und mehr das Spiel aus der Hand. "Wenn nur einer anfängt, zu glauben, dass er bei der Arbeit gegen den Ball keine 100 Prozent mehr geben muss, dann zieht sich das durch die gesamte Mannschaft, die dann plötzlich nicht mehr funktioniert", so der Spielertrainer. Zwar ließ Yasin Chaaban dem Weyher 1:1 durch Dirk Dennis Lampe (18.) per Foulelfmeter das schnelle 2:1 folgen (21.), doch nach dem erneuten Ausgleich der Gastgeber durch Erik Landwehr (34.) fanden die Husaren nicht mehr zu ihrer Linie aus den Anfangsminuten zurück.
An beiden Gegentoren waren die Grohner zudem maßgeblich selbst durch Unzulänglichkeiten oder unglückliche Aktionen beteiligt. So brachte gleich die erste Ecke nach der Pause das 2:3, als Georg Tylla am zweiten Pfosten völlig unbedrängt einnicken konnte. Selbst ein Spieler wie Isamil Zivoli hatte einen insgesamt rabenschwarzen Tag erwischt. Milan Meyer war Gelb-Rot gesperrt, sodass Zivoli gegen Weyhe als Kapitän auflief. "Das war auch eine Würdigung seiner starken Leistungen der vergangenen Wochen", sagte Jan-Philipp Heine. Doch bereits beim ersten Weyher Gegentreffer kam Zivoli, der sich als einziger noch dagegenstemmte, zu spät. Beim 2:2-Ausgleich grätschte Benjamin Samorski unglücklich am Torschützen vorbei. Beim späteren 4:2 leistete sich dann Zivoli ein unnötiges Foul an der Strafraumecke und Jesse Wieczorek traf per Foulelfmeter (80.). Da hatte die Grohner der Glaube an eine Wende bereits verlassen, aber Weyhe erhöhte durch Steven-Julien Platz sogar noch auf 5:2.
Eventuell wäre das Unheil noch aufzuhalten gewesen, wenn der Linienrichter nicht beim vermeintlichen 3:3 durch Yasin Chaaban eine Abseitsstellung gesehen hätte. "Eine Fehlentscheidung und vielleicht der Knackpunkt", sagte Heine später. So blieb die Stabilisierung der Struktur, die sich Heine durch drei Auswechselungen erhofft hatte, wirkungslos. "Stattdessen haben wir angefangen, uns durch Meckereien untereinander zusätzlich runterzuziehen", sagte Jan-Philipp Heine.
Ihm bleibt immerhin die Hoffnung, dass diese Niederlage wieder einige Spieler ein wenig "erdet". Vielleicht haben einige gedacht, dass wir nach den letzten guten Wochen das Training ein bisschen schleifen lassen können. Das ist natürlich nicht so. Eine Mannschaft wie Weyhe müssen wir einfach schlagen, aber mt 70/80 Prozent Leistung schaffen wir das nicht", sagt Jan-Philipp Heine."