Schönebeck. Ein bunter Tulpenstrauß neben dem Eingang verbreitet Frühlingsstimmung. Auch der Raum für Stille, der Wohn- und Essraum und die Zimmer der Gäste sind mit Blumen geschmückt. Darum, dass sie immer frisch sind, kümmern sich im Hospiz Lilge-Simon-Stift Ehrenamtliche. Das ist längst nicht die einzige Aufgabe, die von freiwilligen Helfern übernommen wird. Insgesamt 40 Ehrenamtliche ergänzen mit viel Aufmerksamkeit und persönlicher Zuwendung die Arbeit des fest angestellten 16-köpfigen Pflege-Teams. Gemeinsam sorgen alle dafür, dass die sterbenskranken Gäste des Hospizes der Johanniter ihre letzten Tage oder Wochen bis zu ihrem Tod möglichst gut verbringen können.
110 Frauen und Männer sind im vergangenen Jahr im Lilge-Simon-Stift versorgt worden. Es hätten weitaus mehr sein können, wenn mehr Plätze zur Verfügung stehen würden. Das zeigen die Anmeldezahlen. Acht Gästezimmer stehen zur Verfügung. „Auf diese acht Plätze hatten wir 2019 insgesamt 555 Anmeldungen“, sagt Einrichtungsleiter Matthias Franziskus Müller und ergänzt: „Die Zahlen machen den Bedarf deutlich.“ Aus diesem Grund, so Müller, denkt sowohl die Geschäftsleitung des Johanniter Regionalzentrums Bremen als auch das Stiftungskuratorium des Lilge-Simon-Stifts über eine Aufstockung der Plätze nach. „Es ist ein gemeinsamer Wunsch, das Hospiz um vier Plätze, von acht auf zwölf, zu erweitern.“
Konkret sind die Pläne bisher noch nicht, es steht aber fest, dass die Einrichtung für eine Aufstockung der Plätze auch baulich erweitert werden müsste. Der eingeschossige Bau inmitten einer Parkanlage am Feldberg 1 wurde Anfang 2014 mit acht Gästezimmern und zwei Angehörigenzimmern eröffnet. Benannt wurde das Haus nach der Ärztin Ruth Simon-Lilge, die durch ihr Vermächtnis den Bau des Gebäudes ermöglicht hat.
Das Einzugsgebiet des Hospizes in Bremen-Nord ist groß. „Es reicht von Bremerhaven bis Verden und umfasst im Prinzip den gesamten Weser-Elbe-Raum mit Ausnahme von Ostfriesland“, erklärt Matthias Müller. Neben dem Lilge-Simon-Stift gibt es in der gesamten Stadt Bremen aktuell nur noch ein weiteres Hospiz. Das Haus „Brücke“ in Walle hat ebenfalls acht Plätze. Darüber hinaus hat das Krankenhaus Links der Weser eine Palliativstation mit zwölf Plätzen. Palliativ bedeutet, dass nicht mehr die Ursache einer Erkrankung behandelt wird, sondern nur noch die Symptomatik. Zwei weitere Hospize mit jeweils acht Plätzen sollen in Horn und in Arsten entstehen.
Krankheitsverlauf ist entscheidend
Wer letztlich in dem stationären Hospiz in Schönebeck aufgenommen wird, entscheidet sich nach dem Verlauf der Erkrankung, der individuellen Lebenssituation und der Dringlichkeit. „Wir möchten allen gerecht werden, die uns brauchen, schaffen das aber leider nicht“, sagt Müller, der die Leitung des Hospizes im April 2019 übernommen hat. „Viele Menschen melden sich bereits bei uns, wenn sie erfahren, dass sie an einer unheilbaren Krankheit leiden. Wir bitten dann darum, uns über die Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.“
Gute Kontakte pflegt das Team vom Lilge-Simon-Stift zum ambulanten Hospizverein Bremen-Nord. „Wenn wir wissen, dass jemand Unterstützung braucht, ein stationärer Aufenthalt aber noch nicht erforderlich ist, dann vermitteln wir den Kontakt zum Hospizverein“, betont Müller. Auch mit den Ärzten und Pflegekräften, die Patienten ambulant palliativ zu Hause versorgen, steht das Team in Verbindung. Wenn die Umstände eine medizinische und pflegerische Versorgung zu Hause nicht mehr erlauben, dann kommt die Aufnahme ins Hospiz infrage. Die Aufenthaltsdauer der Gäste lag im vergangenen Jahr zwischen einem Tag und 191 Tagen.
Für die stationäre Hospizversorgung gibt es gesetzliche Rahmenbedingungen, die festlegen, dass 95 Prozent der Kosten für einen Hospizplatz von der Krankenkasse übernommen werden. Die weiteren fünf Prozent müssen durch Eigenmittel oder Spendeneinnahmen gedeckt werden. Dazu kommen weitere Aufwendungen wie Kosten für Supervisionen für die Pflegenden und Ehrenamtlichen, die Finanzierung spezieller Wünsche der Gäste, Angebote wie Maltherapien und Klangschalenmassagen sowie Anschaffungen besonderer Pflegehilfsmitteln. „Kürzlich haben wir einen Pflegerollstuhl gekauft, der ganz individuell angepasst werden kann. Er ermöglicht es, dass auch Gäste am Leben im Wohnbereich teilnehmen können, die sonst nur im Bett liegen könnten“, erläutert Matthias Müller.
Auch die Kosten für das Essen, das täglich frisch im Haus nach den Wünschen der Gäste zubereitet wird, muss über Spenden finanziert werden. „In Pflegeeinrichtungen stehen etwa vier Euro pro Bewohner für den Wareneinsatz zur Verfügung. Diese Beschränkung haben wir hier durch die Spenden nicht.“ Müller und sein Team freuen sich deshalb über jede Zuwendung an das Hospiz.
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Vegesack und Mitglieder des Golf-Clubs Lesmona gehören unter anderem zu den regelmäßigen Spendern. Dazu kommen Kondolenzspenden und Zuwendungen, die bei Benefizveranstaltungen oder anderen Gelegenheiten gesammelt werden. Wer die Arbeit des Hospizes Lilge-Simon-Stift unterstützen möchte, erhält weitere Infos unter Telefon 04 21 / 6 26 70 70 oder unter www.lilge-simon-stift.de.