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Gymnasium Vegesack Stratosphärenballon 2.0: Junge Forschende wollen hoch hinaus

Wind, Wolken, Regen – obwohl die Bedingungen nicht ideal waren, ließen Gymnasiasten aus Vegesack wieder einen Wetterballon steigen. Welche Hürden dabei auftraten und ob die Mission trotzdem gelang.
08.06.2025, 12:00 Uhr
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Von Lina Hauptmann

Ein weißer Ballon war am Donnerstagmorgen am Himmel über Vegesack zu sehen. Dabei handelte es sich nicht um ein unbekanntes Flugobjekt, sondern um den Stratosphärenballon des Gymnasium Vegesacks. Nachdem 2023 bereits der erste Wetterballon steigen gelassen wurde, ging das Projekt nun in die zweite Runde. Dieses Jahr schickten die Schülerinnen und Schüler den Ballon zum Zweck der Sonnenbeobachtung los.

Donnerstagmorgen, 9.30 Uhr: Auf dem Schulhof des Gymnasiums Vegesack herrscht bereits ein reges Treiben. In der Mitte des Platzes liegt ein großer weißer Latexballon. Einige Schüler hocken um ihn herum und halten einen Schlauch fest, über den der Ballon mit Helium befüllt wird. Lukas Haßdenteufel aus der sechsten Klasse hält eine Fernbedienung in der Hand, über seinem Kopf schwebt eine Drohne – er ist heute für die Videoaufzeichnung zuständig.

Ungünstige Bedingungen

"Sind wir im Verzug?", ruft ein Junge Michael Eberz zu. "Nein, aber wir müssen schnell starten. Das Wetter verschlechtert sich", antwortet der Mathe- und Physiklehrer. Wie bereits 2023 leitet er das Projekt. Über eine App checkt Eberz die aktuellen Wetterdaten und die voraussichtliche Flugroute des Ballons. Erwartet wird eine maximale Flughöhe von rund 30 Kilometern. In dieser Höhe wird sich das Helium so weit ausdehnen, dass der Ballon platzt. Laut Prognose soll er später in Itzehoe landen.

Auf dem Schulhof bläht sich der Ballon zunehmend auf und nimmt so langsam Form an.Die Schüler halten ihn mit Stoffhandschuhen fest, damit ihre Fingernägel das Material nicht beschädigen. Jetzt bloß nicht loslassen – sonst wird ein Frühstart hingelegt.

Als Eberz gerade das Ventil der Heliumflasche abdreht, fallen erste Regentropfen vom Himmel. Die Aufregung steigt. Unter einem Pavillon widmen sich einige Schülerinnen und Schüler der Sonde. In ihr befindet sich der Bordcomputer des Ballons, über den die Aufzeichnungen von Strahlen, Wetterdaten und Sonnenposition laufen. Auch Sonnensensoren werden mit in die Luft geschickt. Diese stammen vom Institut für Luft- und Raumfahrttechnik der Hochschule Bremen. Bereits seit 2006 arbeitet das Gymnasium Vegesack mit dem Institut zusammen. Im Zuge der Stratosphärenballonmission testen die Schülerinnen und Schüler die Sensoren für das Institut.

Die finalen Vorbereitungen

Der Schulhof füllt sich zunehmend. Um 9.40 Uhr wird der Schlauch vom Ballon entfernt. Vier Schülerinnen halten bereits den Fallschirm bereit, der später dafür sorgen soll, dass die Sonde langsam zu Boden fällt und nicht zu Schaden kommt. Aus den Lautsprechern ertönt eine Durchsage: "Der Ballon startet voraussichtlich am Ende der Pause."

Während die letzten Checks am Bordcomputer durchgeführt werden, wartet Eberz noch fieberhaft auf eine SMS. Denn die Positionsdaten der Sonde werden auf diesem Wege an sein Handy gesendet. Mit dem Halten des Ballons wechseln sich die Schülerinnen und Schüler ab. Katrin Horn und Annika Fricke, ebenfalls Lehrerinnen für Mathe und Physik, helfen dabei, das Sicherungsseil am Ballon zu befestigen. Über dieses wird der Ballon später steigen gelassen.

Um 10 Uhr wird immer noch auf ein GPS-Signal gewartet. Dass der Start bereits vor 15 Minuten geplant war, sorgt sichtlich für Anspannung. Die Sonde wurde mittlerweile gut verschlossen und mit selbstdesignten Missionsstickern versehen. "Gymnasium Vegesack, Sonnenmission 2025", lautet die Aufschrift.

Den richtigen Moment abpassen

"Es geht los", ruft Eberz plötzlich und greift zum Megafon. Während die Schülerinnen und Schüler sich Schritt für Schritt mit Ballon, Fallschirm und Sonde vom Pavillon wegbewegen, kommentiert Eberz das Geschehen. Eine Traube an Neugierigen versammelt sich um den Ballon. "Ich bin so aufgeregt", hört man jemanden zischen. Klatschen und Jubel ertönen, als der Ballon Stück für Stück am 15 Meter langen Seil aufsteigen gelassen wird. Eberz will gerade den Countdown starten, da reißt es den Ballon plötzlich in die Luft. Was wie ein Frühstart aussah, war pure Absicht. "Die Bedingungen waren gerade günstig, deswegen mussten wir schnell loslassen", erklärt Henning Stremke aus der neunten Klasse.

Auf der Suche

Der Ballon konnte per GPS verfolgt werden, bis er eine Höhe von acht Kilometern erreicht hatte. Mit dem Auto machte sich ein Teil der Gruppe auf den Weg nach Itzehoe, wo er laut Prognose landen sollte. Gegen 13 Uhr erhielt Eberz eine SMS mit dem Standort des Ballons. Nordöstlich von Itzehoe fuhren sie an den Straßenrand und machten sich bereit zum Suchen. Doch schon beim ersten Blick auf das neben der Landstraße liegende Maisfeld, entdeckten sie den Ballon inmitten der Jungpflanzen. "Wir haben direkt eine Sicherheitskopie der Daten gemacht und werden diese später in Ruhe auswerten", erklärt Stremke. Was bereits feststeht: Die Prognose der Flugrouten-App traf zu. Und auch Eberz´ Wunsch nach "schönen Fotos von oben" wurde von der an der Sonde befestigten Kamera erfüllt. Von den weiteren Ergebnissen erhoffen sich die Beteiligten Erkenntnisse zur Sonnenposition und zu verschiedenen Strahlungsarten.

Die Stratosphärenballonmission ist ein Projekt des DLR School Labs Pfaffenhofen. Dies ist ein Schullabor des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt. Am Gymnasium Vegesack nahmen junge Erwachsene aus dem Luft- und Raumfahrtprofil der Oberstufe an dem Projekt teil. Hierfür programmierten sie unter anderem den Bordcomputer. Auch Schülerinnen und Schüler des Luft- und Raumfahrtprofils der Mittelstufe wirkten mit. Sie testeten das Equipment für das Experiment. Bei der finalen Durchführung des Versuchs packten jedoch alle gemeinsam mit an, auch Schülerinnen und Schüler aus jüngeren Klassen.

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