Rennen, Springen, Feiern, Freudentränen – in Runa Batista tobte das Gefühls-Chaos. Im Augenwinkel hatte die Schwanewederin noch den Countdown der Spielzeit an der Anzeigetafel wahrgenommen, schon fand sie sich in einem jubelnden Knäuel wieder. Sie hatte sich mit der deutschen U16-Beachhandball-Nationalmannschaft den fünften Platz bei der Europameisterschaft in Prag erspielt, da mussten sämtliche Emotionen raus.
„Uns allen wäre es am liebsten gewesen, wenn dieser Moment nie geendet hätte“, blickt die B-Jugendliche der HSG Schwanewede/Neuenkirchen zurück. Denn im Hinterkopf war allen klar, dass der Kader für die EM 2023 ein ganz anderes Aussehen haben kann. Also kam auch ein Schuss Wehmut mit dazu. Für das junge deutsche Team war der erste Auftritt auf der internationalen Bühne ein großer Erfolg.
Runa Batista spricht vom besten Erlebnis, das sie je im Handball hatte. Das Talent wird im August 16 Jahre jung, da bleibt noch viel Zeit, um diesen herrlichen Moment zu toppen. Die Erinnerung nimmt ihr ohnehin keiner. Die vom bunten Zusammentreffen der europäischen Männer, Frauen- und Jugendteams, die allesamt in einem Hotelkomplex untergebracht waren. Es war ein bunter Mix von Sprachen, begleitet von bester Stimmung und der Zurschaustellung diverser Nationaltrikots. „Dort viele Leute kennenzulernen und über dieses eine, gemeinsame Hobby zu sprechen, das war schon krass“, zeigte sich Batista wenige Tage später immer noch beeindruckt.
Erinnerungsstücke brachte sie sich auch mit. Die Medaille aus Holz, dazu Broschen und Anstecknadeln, natürlich das Mannschaftsfoto sowie je ein getauschtes Trikot von Portugal und Bulgarien. Einen Stammplatz wird es für die Trophäen jedoch so schnell nicht geben: Runa Batista zieht im August in eine Leistungs-Wohngemeinschaft des Buxtehuder SV, für den sie sich künftig auf die Torejagd begeben wird.
Die EM selbst begann für den DHB mit einem herben Dämpfer, denn der Auftakt ging mit 4:8 im Shoot Out gegen Norwegen verloren. Die Unerfahrenheit des Teams und die vielen neuen Eindrücke hatten offenbar mehr gelähmt als beflügelt. Batista: „Das war unser Wachrüttler. Wir alle wussten, dass wir es besser können.“ Immerhin hatte der Spielplan mit den DHB-Youngstern ein Einsehen, da es ihr einziges Spiel des Tages blieb. „Das war das Beste, das uns in dieser Phase passieren konnte, da wir die Niederlage verarbeiten konnten“, blickt Runa Batista zurück.
Eine von zwei Kapitäninnen
Jetzt war auch sie gefragt, als eine der beiden Kapitäninnen des deutschen Teams. Sie konnte ihr großes Pfund mit in die Waagschale werfen, Mitspielerinnen aus dem Tief herauszuholen und zu motivieren. Innerhalb der Mannschaft wurde viel über das Geschehene geredet, jede baute die andere wieder auf. Dass sich Runa Batista auch noch einen leichten Sonnenbrand an den Armen, Beinen und im Gesicht zugezogen hatte, passte zum ersten Tag. „Die Sonne war oft hinter den Wolken verschwunden und deshalb kaum kalkulierbar. Es tat aber zum Glück nicht weh und war mit After Sun Lotion schnell wieder behoben“, hakte sie das Malheur ab.
Getreu des Team-Mottos – „Von unten nach oben“ – steigerte sich die deutsche U16 und gewann die nächsten Spiele gegen Bulgarien und Frankreich. Als einer der beiden besten Gruppendritten qualifizierte sich die Crew um die Abwehrspezialistin Batista für das Viertelfinale, in dem sich jedoch der spätere Vize-Europameister Spanien als zu hohe Hürde erwies. Die DHB-Equipe steckte auch das weg. Sie revanchierte sich in der Platzierungsrunde mit einem 2:0 (19:18, 20:19)-Erfolg gegen Norwegen für die Vorrundenniederlage, das 2:0 (jeweils 22:20) gegen Schweden brachte schließlich den fünften Platz ein.
„Ich bin meinem Vereinstrainer Jens Meinhold unheimlich dankbar für die großartige Unterstützung. Sein außerordentliches Engagement hat mich im Beachhandball schon enorm vorangebracht“, betonte Runa Batista. Bis zu ihrem nächsten Highlight dauert es nicht lange: Sie spielt vom 12. bis zum 14. August mit der HSG Schwanewede/Neuenkirchen um die deutsche Beachhandball-Meisterschaft.