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Handball-Verbandsliga "Wir wollen in die Oberliga"

"Schwäne"-Trainer Thorben Kruse tritt vor dem Saisonstart gegen den Elsflether TB auf die Euphoriebremse.
01.09.2023, 17:08 Uhr
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Von Olaf Kowalzik

Herr Kruse, Ihre Mannschaft startet an diesem Sonntag um 16 Uhr in der Heideschule gegen den Elsflether TB in die Saison. Eine Woche später geht's zum TSV Bremervörde. Hätten Sie sich einen anderen Saisonauftakt gewünscht als gleich auf die beiden Oberliga-Absteiger zu treffen?

Thorben Kruse: Es ist total egal, wer kommt. Wenn es zwei Absteiger aus der Oberliga sind, dann nehmen wir es gerne so an. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die Absteiger in der Anfangsphase der neuen Liga schwertun. Darauf hoffen auch wir.

Ihre Mannschaft hat in der Vorbereitung mit Oyten, Delmenhorst und Schiffdorf drei Oberligisten geschlagen. Wie kriegen Sie Ihre Spieler bis Sonntag zum Saisonauftakt wieder geerdet?

Tatsächlich ist die Stimmung im Team gerade derbe gut, weshalb ich auf die Euphoriebremse getreten habe: Deshalb gab es in dieser Woche im Training ein bisschen mehr Kritik als sonst. Wir haben eine gute Vorbereitung gespielt, die jedoch nichts wert ist, wenn wir jetzt nicht im Punktspiel liefern.

Die HSG Schwanewede/Neuenkirchen ist Ihre erste alleinverantwortliche Trainerstation im Männer-Handball. An was mussten Sie sich in dieser neuen Rolle am meisten gewöhnen?

Da mir der Teammanager Henning Schomann viel Arbeit rund um das Team und die Organisation abnimmt, hat sich meine Rolle gegenüber der des Co-Trainers in Hatten-Sandkrug kaum verändert. Auch dort lag die Trainingsplanung in meinen Händen. Anders ist lediglich, dass wir jetzt zwei Stunden anstatt wie in Hatten 90 Minuten trainieren und dass sich die A-Jugendlichen mit einbringen. Deshalb muss ich die Trainingsbelastung anders steuern.

Sie machen bislang an der Außenlinie einen eher ruhigen Eindruck, entspricht das Ihrem Naturell?

Ich war früher ein bisschen lauter, in dem Punkt habe ich mich geändert. Ich habe in Schwanewede viele ruhige Spieler und kluge Köpfe, bei denen bei Bedarf ruhige Anweisungen genügen. Ich kann aber auch lauter werden.

Wie lange braucht es, um Sie aus der Ruhe zu bringen?

Das dauert einige Zeit. Ich bin keiner, der durch blinden Aktivismus auffällt. Ich mag es jedoch nicht, wenn Spielabläufe nicht funktionieren.

Und dann?

Dann gibt es ein, zwei Sätze zum Anzählen, das war es aber auch.

Was haben Sie gegenüber Ihrem Vorgänger Tizian von Lien am Spiel Ihrer Mannschaft verändert?

Ich habe die Abwehr etwas umgebaut. Tizian hat in der Innenverteidigung eher defensiv gespielt, was den Spielern eher weniger zugesagt hat. Das habe ich im Dialog mit der Mannschaft geändert. Ansonsten habe ich mich bemüht, viele Strukturen beizubehalten, da die vergangene Saison ja grundsätzlich gut lief und ich bei der HSG eine gut strukturierte Mannschaft übernommen habe. Deshalb wurden im Angriff auch nur Kleinigkeiten geändert und etwas am Konzept gefeilt.

Entspricht das Arbeiten mit dem Team bislang dem, was Sie im Vorfeld erwartet hatten?

Ja. Ich habe eine sehr junge Mannschaft, die Tempohandball spielt. Anfangs war das teilweise vogelwild, aber das haben wir besprochen.

Worauf sind Sie bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen am meisten gespannt?

Wie die Neuzugänge die Stimmung in der Halle annehmen. Wir haben gegen Elsfleth unseren Fantag, an dem die Atmosphäre eine ganz besondere sein wird. Vor solch einer Kulisse hat nicht jeder gespielt. Ich bin gespannt, ob die Neuen davor ihre bisherige Form wiederholen können.

Was hat Sie bislang an Ihrem Team überrascht?

Die außergewöhnlich gute Stimmung. Es wird viel gelacht, trotzdem sind alle Spieler sehr ehrgeizig. Die A-Jugendlichen, die mittrainieren, sind technisch sehr gut ausgebildet und runden das Trainingsbild überraschend sauber ab. An den Jugendlichen werden wir in Zukunft noch sehr viel Freude haben.

Und im negativen Sinne?

Die Abschlussquote gefiel mir überhaupt nicht. Die Spieler haben sich nicht für ihre klar herausgespielten Chancen belohnt und sich nicht über ihren Fehlwurf geärgert. Diese fehlende Selbstreflexion hat mich geärgert. Daran haben wir gearbeitet.

Auf Rechtsaußen ist mit Niklas Bachmann der Toptorschütze zum Oberligisten Varel gewechselt, lässt sich diese Lücke so schnell wieder schließen?

Natürlich trauert man solch einem Spieler etwas hinterher, wir sind auf seiner Position dennoch gut aufgestellt. Lukas Neumann fuchst sich langsam rein, seine Abschlussquote wird besser. Tim Paltinat liefert auf Außen eine gute Performance und Timon Winter ist, sobald er wieder topfit ist, auf der Position ein absoluter Bonusspieler.

Wenn Tim Paltinat auf der rechten Flanke spielt, dann fehlt Ihnen im rechten Rückraum ein Linkshänder…

Das bereitet mir keine Kopfschmerzen, da ich dort mit Marco Wilhelms über eine gute Variante verfüge. Von seinen Anspielen hatte schon Niklas Bachmann sehr gut profitiert. Und Marco hat eine Pferdelunge, der kann auch 100 Minuten spielen.

Wie sehen Sie dem Spiel gegen Elsfleth entgegen?

Ich erwarte von Elsfleth keine große Überraschung. Der ETB stellt eine kompakte 6:0-Deckung mit einem guten Torwart, im Angriff ist vor allem das Rückraum-Kreisläuferspiel zwischen Fynn Oberegger und Chris Danielzik stark. Unser Gegner stellt ein abgezocktes Team, das über 60 Minuten Volldampf geht. Mir stehen 17 Spieler zur Verfügung, auf die ich zurückgreifen kann. Nicht jeder ist fit. Mehr Informationen zu meiner Mannschaft gebe ich im Vorfeld dieses Spiels nicht heraus.

Wie lautet Ihr Saisonziel?

Das haben wir intern noch nicht festgelegt. Wir wollen in die Oberliga, für die wir uns durch die Einführung der neuen Regionalliga unter den ersten Sieben platzieren müssen. Es wäre schön, wenn wir mit diesem Thema in unserer recht ausgeglichen besetzten Liga bis April durch sind.

Das Interview führte Olaf Kowalzik

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