Sie sind im Flow, wie es neudeutsch so schön heißt. Der 29:25 (15:11)- Heimsieg gegen den Tabellendritten TSV Bremervörde ist jahresübergreifend gesehen der vierte Sieg der Verbandsliga-Handballer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen in Folge. Von einem Lauf spricht der HSG-Trainer Thorben Kruse aber dennoch nicht. „Wir sind auf einem guten Weg, so ganz traue ich dem Braten aber noch nicht“, sagte er.
Verdenken kann man dem B-Lizenzinhaber die Vorsicht nicht, dafür war sein Team in den bisherigen fünf Monaten der Saison zu kräftig von personellen Ausfällen und vor allem Verletzungspech durchgeschüttelt worden. Die schwierige Aufgabe gegen den Oberliga-Absteiger aus Bremervörde machte keine Ausnahme. Dass Routinier Marcel Behlmer schichtarbeitsbedingt fehlen würde, war im Vorfeld klar. Der kurzfristige krankheitsbedingte Ausfall des Linkshänders Lukas Neumann sorgte für den nächsten Schlag ins Kontor, denn nun blieb den „Schwänen“ in Person von Til Sonnewald nur noch ein gelernter Außen übrig. Auf der rechten Flanke versuchten Nikias Scharnke und der A-Jugendliche Arne Thalmann die Lücke zu schließen. Letzterer traf kurz nach seiner Einwechslung drei Minuten vor Ultimo per Konter zur 27:23-Führung – was seinen Coach jubeln ließ. „Das war ein ganz wichtiges Tor“, meinte Kruse, denn dadurch rastete sein Team die Weichen für die Hinspielrevanche (32:23 für Bremervörde) unverrückbar ein. Es schraubt sein Konto auf nunmehr 13:17 Punkte und stellt damit den Anschluss an die sieben direkten Qualifikationsplätze zur Oberliga 2024/25 wieder her.
Das Herz der Schwaneweder Zuschauer hatte schon nach 19 Minuten höher geschlagen, als sich ihre Farben kurz nach einem Team-Timeout des Gastes mit vier Treffern am Stück auf 12:7 absetzten (23.). Thorben Kruse führte das vor allem auf seine starke Abwehr zurück, die sich dem Eins-gegen-eins-Spiel des TSV vehement entgegenstemmte. „Die haben so viel Gegenwehr bekommen, dass sie gar keinen Bock hatten, gegen uns zu spielen“, fand er. Das effektive Unterbinden der schnellen Mitte und der Gegenstöße des Kontrahenten waren weitere Spaßbremsen, mit denen die „Schwäne“ den Bremervörder Schnitt von 33,5 Toren pro Spiel deutlich senkten.
Hinsichtlich dieser überzeugenden Deckungsleistung kreisten die Gedanken des HSG-Trainers insbesondere um vier Namen herum. Zu denen zählte Schlussmann Dominik Koppenstein, der auch im zweiten Match nach seinem auskurierten Bänderriss im Fuß ein wichtiger Rückhalt war. Im Abwehrzentrum vor ihm ließen die Brüder Lars und Mathis Winkel ihren Coach mit der Zunge schnalzen „Sie haben herausragend verteidigt“, lobte Kruse. Er scheint damit die richtige Besetzung für den bis in den Herbst hinein schwächelnden Innenblock gefunden zu haben. Til Sonnewald bescheinigte Kruse wiederum auf der Halbposition „eine annähernd fehlerfreie Vorstellung.“
Dass es bei der HSG dennoch nicht zur frühen Ergebnisklarheit langte, lag an zu vielen Fehlern und Fehlwürfen im eigenen Angriff. Bremervörde holte deshalb zum 11:13 auf und saß den Hausherren bis zum 23:25-Rückstand im Nacken. Den Ausgleich erzielen, geschweige denn das Spiel drehen, konnte der Tabellendritte jedoch nicht, weil Marco Wilhelms in der zweiten Hälfte einmal mehr der Unterschiedsspieler im Schwaneweder Angriff war. Der Routinier mit dem schwer zu verteidigenden Wackler präsentierte sich gewohnt zweikampfstark und ließ den Bremervörder Torwart allein nach dem Seitenwechsel sechs Mal hinter sich greifen.