Schönebeck. Der Fokus liegt auf den Augen und auf den Lippen. Die Bilder von Heike Högemann, die an Comics erinnern, zeigen Gesichter von Frauen. Derzeit stellt sie eine Auswahl ihrer Acrylgemälde unter dem Titel „In bester Gesellschaft“ im Heimatmuseum Schloss Schönebeck aus. „Augen faszinieren mich besonders“, sagt die Malerin. Die Augen sind auf ihren Bildern wie bei Comics meist größer als in Wirklichkeit – was ihre Ausdruckskraft steigert.
Die Gesichter sind vereinfacht dargestellt, die Haut ist grau bis weiß, die Lippen voll und rot, das Kinn spitz, und manchmal schieben vier schlanke Finger auch einen Vorhang beiseite. Auch wenn die Bilder stilistisch eine gewisse Einheitlichkeit haben und viele Frauengesichter einander ähneln, ist doch jedes Bild anders und individuell, vor allem auch durch die Frisuren vom Afro-Look über rotblonde Mähnen bis zu weißen, lang herabhängenden Haaren.
Anregungen für ihre Bilder erhält Heike Högemann weniger von realen Menschen, die ihr gegenüber sitzen, als zum Beispiel von Prints auf T-Shirts, durch Plakate, Werbung oder aus Modezeitschriften. „Ich habe schon immer viel gemalt, doch als ich während einer Rheuma-Erkrankung nicht zur Arbeit gehen konnte, hat mir die Malerei sehr geholfen“, sagt Högemann, die 1955 in Aschersleben geboren wurde und bereits 1958 nach Bremen umzog. Seit 1979 lebt sie in Ritterhude. Bis Februar hat sie als Medizinische Fachangestellte in einer internistischen Gemeinschaftspraxis gearbeitet und ist seitdem im Ruhestand. „Der Wecker klingelt nicht mehr um sechs Uhr, und ich habe Zeit, mein Leben neu zu sortieren“, sagt Högemann, „denn ich kann es selbst in die Hand nehmen und gestalten und tun, was wichtig ist für mich, aber auch lassen, was ich nicht mehr möchte.“
Da sie früh eine Familie gegründet hat und immer berufstätig war, konnte sie keine künstlerische Ausbildung machen. Stattdessen hat sie sich ihre Fertigkeiten selbst angeeignet. „Anfangs habe ich Schwarz-Weiß-Bilder mit Skriptol gemalt, später auch Mixbilder aus verschiedenen Materialien“, sagt Högemann, „und im Jahre 2005 habe ich dann Gips für mich entdeckt und angefangen, mit Acrylfarben zu arbeiten“.
Zunächst eine Bleistiftskizze
Nach einer Schaffenspause malt sie seit etwas mehr als zwei Jahren wieder, und zwar ausschließlich mit matten und glänzenden Acrylfarben auf Leinwänden. Rund eine Woche arbeitet sie an einem Bild, das mit einem Foto vom Objekt beginnt. „Es wird von mir bearbeitet und danach kommt eine Bleistiftskizze aufs Papier. „Wenn mir das Ergebnis gefällt, übertrage ich es auf die Leinwand und übermale die Farben mehrfach.“ Besonders die Frisuren der jungen Damen kosten sie Zeit, zum Beispiel, wenn sie die dichte Haarpracht eines Afro-Looks mit dem Pinsel Locke für Locke tupft.
Seit einiger Zeit bewohnt sie ein großes Haus mit Wintergarten. Dort ist ihr Atelier, und von da aus lässt sie sich auch vom Pflanzen- und Tierleben im Garten inspirieren: Eines ihrer neuesten Werke zeigt die grüne Raupe eines Buchsbaumzünslers, der seit einiger Zeit vielen Buchsbäumen durch Kahlfraß den Garaus macht. Doch neben dem frühmorgendlichen Blick in den Garten regen sie immer wieder Gesichter an, mit glücklichem nachdenklichem, hoffnungs- oder gefühlvollem Ausdruck. „Die Gesichter werden von mir angereichert und erhalten eine neue Mimik“, sagt sie.
Weitere Informationen
Die Ausstellung „In bester Gesellschaft“ von Heike Högemann ist bis Sonntag, 22. November, im Heimatmuseum Schloss Schönebeck, Im Dorfe 3-5, zu sehen. Der Eintritt ist frei.