Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Vegesacker Weserufer Die Meilen-Bilanz

Monatelang haben sich Marketing- und Tourismus-Studenten der Hochschule mit der Maritimen Meile beschäftigt. Jetzt liegt das Ergebnis ihrer Analyse vor – und bei dem geht es auch um Kritik.
30.07.2021, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Die Meilen-Bilanz
Von Christian Weth

Fast drei Monate lang haben sich Marketing- und Tourismus-Studenten der Hochschule mit der Maritimen Meile befasst – vor allem damit, was ihr fehlt und was notwendig wäre, damit mehr Besucher kommen. Jetzt liegt ihr Abschlussbericht vor. Und der spart nicht an Kritik. Auch an denen nicht, die eigentlich die 1852 Meter lange Strecke am Vegesacker Weserufer voranbringen wollen.

Auf 17 Seiten kommt die Analyse der Studenten. Darin beschreiben sie nicht nur ihr Fazit, sondern auch, wie sie zu diesem Fazit gekommen sind. Die Hochschüler – sieben Frauen, zwei Männer – haben sich die Uferzone angeschaut, ein knappes Dutzend Vereins- und Behördenvertreter interviewt sowie 191 Besucher befragt. Im April begannen sie mit der Aufarbeitung des Ist-Zustandes der Maritimen Meile, um anschließend einen Soll-Zustand zu beschreiben.

Dass sich die Studenten die Vegesacker Wasserkante vom "Schulschiff Deutschland" bis zum Schlepper "Regina" genauer angeschaut haben, kommt nicht von ungefähr. Die Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile hat sie quasi beauftragt. Das Bündnis, zu dem das Vegesack Marketing ebenso gehört wie das Geschichtenhaus, der MTV Nautilus, der Stadtgarten- sowie der Kutter- und Museumshavenverein,  will Antworten auf Fragen, die sich ihm schon länger stellen.

Was finden Besucher gut an der Meile und was schlecht? Das wollte die Allianz eigentlich schon im Vorjahr wissen. Nur hatte die Hochschule damals alle Projektthemen, die Vereine und Einrichtungen bei ihr in jedem Semester anmelden können, schon vergeben. Die Analyse der Marketing- und Tourismus-Studenten ist sozusagen deren Praxisarbeit, die zu ihrer Ausbildung und ihrem Bachelor-Abschluss dazugehört. 

Den Antrag bei der Hochschule, das Vegesacker Weserufer zum Forschungsfeld zu machen, hat Paul Benteler gestellt. Der Vereinsvertreter des MTV Nautilus war es auch, der die Studenten während ihrer Untersuchung begleitet hat. Benteler sagt, dass die Hochschüler mehrmals in der Woche konferiert haben – und mit ihm jeden Mittwoch. Die Treffen waren fast ausschließlich Onlinetreffen. Auch die Befragung der Besucher wurde ins Internet verlegt.

Herausgekommen ist bei ihr, dass der Stadtgarten, der Utkiek und die Signalstation beliebter sind als der Museumshaven, der Schlepper "Regina" und das Geschichtenhaus. Dass die meisten Meilen-Gäste zusätzliche Restaurants, öffentliche Toiletten und Kulturveranstaltungen vermissen. Und die wenigsten mehr Informationen zu den Anlaufstellen für Besucher, digitale Hinweise und einen Einzelhandel am Wasser wollen.

Bei den Gesprächen mit den Behörden- und Vereinsvertretern, zu denen auch vier Mitstreiter der Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile zählen, stellte sich für die Hochschüler etwas anderes heraus: Dass die Akteure nicht so zusammenarbeiten, wie sie nach Ansicht der Studenten zusammenarbeiten sollten – produktiv und strukturell. Sie attestieren den eigentlichen Partnern, eigene Interessen wichtiger zu nehmen und unterm Strich kein Interesse an Kooperationen zu haben.

Die Hochschüler schlagen deshalb ein neues Gremium vor. Sie sprechen von einer kontrollierenden Instanz, die wirklich alle zusammenbringen soll und dadurch mehr Einfluss bekommt. Und die größer ist als der bisherige Kreis der Bündnispartner für die Meile. Die Studenten finden, dass der Einzelhandel bei der Entwicklung des Weserufers mehr einbezogen werden und ein Bereich, der bisher ausgeklammert wurde, neu hinzukommen sollte: die Gastronomie.

Sie ist es, die bei den Ideen, das Ufer voranzubringen, eine tragende Rolle spielt. Die Hochschüler bringen Genuss und Weser zusammen und ein Foodfestival ins Spiel. Sie gehen davon aus, dass maritime Spezialitäten auch viele Besucher bedeuten. Dabei setzen sie weniger auf Touristen, sondern mehr auf Bremer, die den Norden kennenlernen wollen – etwa im Rahmen eines Angebots, bei dem zum Bahnticket ein Museums-, Restaurant- und Hotelbesuch gleich mitgebucht wird.

In der nächsten Woche werden die Studenten ihre Meilen-Bilanz den Vereins- und Behördenvertretern vorstellen. Projektberater Benteler hofft, dass sich im Anschluss auch die Beiratsfraktionen mit ihr beschäftigen werden.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)