Vegesack. In Vegesack hat sich im Zuge der Flüchtlingsdebatte Anfang der Woche eine sogenannte Willkommensinitiative gebildet. Das Bündnis aus Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Jacobs University und Muslimen will die erwarteten Flüchtlinge in den Stadtteil integrieren. Auf der anderen Seite soll sich eine Bürgerinitiative gegen ein Flüchtlingslager auf der Steingutbrache in Grohn gegründet haben und es sind offenbar Unterschriftenlisten gegen den Standort im Umlauf.
Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge in Deutschland steigt. Wo die neuen Flüchtlinge in Bremen untergebracht werden sollen, steht bisher nicht fest. Nach Informationen dieser Zeitung prüft die Verwaltung, ob ein Gelände auf einem brachliegenden Grundstück der Norddeutschen Steingut in Grohn infrage kommt. Das Areal war ursprünglich als Erweiterungsfläche des Science-Parks gedacht und verfügt über Wasser- und Kanalanschlüsse. Zurzeit ist aber noch offen, ob das Mitte Juli neu aufgerollte Suchverfahren des Senats den Blick der Behörden vielleicht noch auf weitere Flächen oder Gebäude gelenkt hat. Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt (SPD) hält es nicht für ausgeschlossen, dass die Steingutbrache als Flüchtlingslager genutzt wird. "Ich habe aber keinen umfassenden Überblick", so Dornstedt. Eine Gesamtschau aller möglichen Standorte der Stadt liege ihm noch nicht vor.
Gleichwohl formiert sich schon der Widerstand gegen ein Flüchtlingsheim in Grohn. Klaus Balz, Pastor im Ruhestand und Mitglied der Grohner Einwohnergemeinschaft, berichtet, dass sich Nachbarn zusammengeschlossen hätten und Unterschriften sammelten. Die Einwohnergemeinschaft distanziert sich nach seinen Worten von dem Protest, hat jetzt aber um ein Gespräch im Ortsamt gebeten: "Wir haben uns nicht instrumentalisieren lassen, wir haben aber auch Fragen. Grohn ist mit der Grohner Düne bereits belastet."
Vertreter der Jacobs University, ebenfalls Nachbarn der Steingutbrache, haben sich indes der neu gegründeten Willkommensinitiative um rund 25 Kirchen und Wohlfahrtsverbände angeschlossen. "Wir befinden uns noch im Selbstfindungsprozess", sagt Pastor Volker Keller, der von der Initiative zum Sprecher ernannt wurde. "Die Jacobs Uni will uns bei einem methodisch angeleiteten Brainstorming helfen, uns über unsere Ziele und Maßnahmen klar zu werden." Grundsätzlich ginge es darum, die Flüchtlinge willkommen zu heißen. So sollen mögliche Vorbehalte bei einem Fest der Kulturen überwunden werden. Dass es sich um politische Flüchtlinge handele und kaum Drogenkriminalität zu befürchten sei, machte Mageda Abu Khalil, Leiterin des Übergangswohnheims in Bremen-Nord, der Initiative während ihres jüngsten Treffens deutlich.